Airline-Pleiten, schwache Konjunktur und höhere Steuern dämpfen am Frankfurter Flughafen das Passagierwachstum. Warum der Betreiber Fraport trotzdem optimistisch bleibt, erläutert Vorstandschef Stefan Schulte.
Von Karl Schlieker
Redakteur Politik / Wirtschaft
An sechs von zehn Tagen im Jahr verzeichnet der Frankfurter Flughafen mehr als 200 000 Passagiere. Ein Ärgernis bleiben lange Wartezeiten an den Kontrollen.
(Foto: dpa)
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FRANKFURT - Die Zeiten des rasanten Verkehrswachstums sind vorerst vorbei. Pleiten in der Reisebranche, Konjunkturabkühlung, Klimadebatte – am Frankfurter Flughafen stellt sich der Betreiber Fraport auf ein schwächeres Passagierwachstum ein. Die Zahl der Fluggäste am Main wird in diesem Jahr voraussichtlich lediglich um etwa zwei Prozent auf über 70 Millionen zulegen. Nach den ursprünglichen Prognosen war noch von einem Plus zwischen zwei und drei Prozent die Rede.
Ausgedünnter Winterflugplan
Im Winterflugplan haben die Fluggesellschaften in Frankfurt ihr Angebot ausgedünnt. Die Zahl der Flugbewegungen sinkt um vier Prozent, das Sitzplatzangebot um 2,5 Prozent. An den Zielen für dieses Jahr hält Fraport aber fest. Das Konzernergebnis vor Steuern und Zinsen (Ebit) werde 2019 wie erwartet zwischen 685 und 725 Millionen Euro liegen. Die breite Aufstellung von Fraport an weltweit 30 Standorten zahlt sich aus.
Trotz der Widerstände geht Vorstandschef Stefan Schulte davon aus, dass Frankfurt auch in den folgenden Jahren mehr Passagiere sehen wird. Aber das Wachstum werde sich nach dem jüngsten Boom in der nächsten Zukunft auf einem normalen Level von plus drei Prozent einpendeln. Mit den Auswirkungen der erhöhten Luftverkehrssteuer vielleicht auch etwas weniger. „Wenn Berlin schon die Luftverkehrssteuer im Zuge der Debatte um den Klimawandel erhöht, sollte sie sich wenigstens auf Inlandsflüge konzentrieren“, kritisierte Schulte. Denn auf der Langstrecke führten höhere Abgaben in Deutschland lediglich zu einer Verlagerung auf andere Drehkreuze im nahen europäischen Ausland. Schulte geht davon aus, dass am Frankfurter Flughafen in den nächsten Jahren Investitionen für Klimaschutz-Maßnahmen in zwei- bis dreistelliger Millionenhöhe anfallen. Und wenn Passagiere auf Kurzstrecken vom Flugzeug auf die Bahn umsteigen sollen, müsste auch das Angebot auf der Schiene stimmen, fordert der Flughafenchef. Die jahrelangen Planungszeiten für eine Schnellstrecke von Frankfurt nach Mannheim seien ein Armutszeugnis. „Das muss schneller gehen“, ist Schulte überzeugt. Das gilt nach seiner Ansicht auch für die immer wieder in Berlin verzögerte Reform der Sicherheitskontrollen, die in den vergangenen vier Wochen in Frankfurt wieder zu lange dauerten. Bis Mitte 2020 hofft man in Frankfurt nun auf eine Entscheidung, ob Fraport mehr Verantwortung für die Kontrollen übernehmen darf. Im Plan liegt dagegen der Bau des neuen Terminals 3 in Frankfurt. Auch die Ausbauprojekte in Griechenland und Brasilien kommen gut voran.
In den ersten neun Monaten verzeichnete Frankfurt ein stabiles Passagierwachstum um 2,3 Prozent auf 54,2 Millionen. Der Fraport-Konzernumsatz stieg auf vergleichbarer Basis um 5,2 Prozent auf knapp 2,5 Milliarden Euro. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern legte um 2,6 Prozent auf 595,3 Millionen Euro zu. Wachstumstreiber waren die Töchter in Griechenland, Peru und den USA. Die florierende Beteiligung in Antalya ließ das Konzernergebnis noch deutlicher um 9,4 Prozent auf 413,5 Millionen Euro steigen.