FRANKFURT - Mitarbeiter der Lufthansa-Tochter Eurowings haben in einem anonymen Brief die Kollegen bei Air Berlin vor den Arbeitsbedingungen im eigenen Haus gewarnt. Eurowings hat die Vorwürfe zurückgewiesen.
Von Karl Schlieker
Redakteur Politik / Wirtschaft
Eurowings-Mitarbeiter haben offenbar in einem Brief an Air-Berlin-Kollegen die eigenen Arbeitsbedingungen kritisiert. Archivfoto: dpa
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FRANKFURT - Eurowings-Mitarbeiter warnen offenbar vor den eigenen Jobs. In einem anonymen Brief an bald arbeitslose Air-Berlin-Mitarbeiter werden die Arbeitsbedingungen bei der Billigflugtochter der Lufthansa angeprangert. Indirekt wird damit vor Bewerbungen gewarnt. Bei Eurowings Europe mit Sitz in Österreich, über die ein Großteil des Verkehrs abgewickelt wird, gebe es keinen Tarifvertrag, miese Konditionen und fehlende Sozialleistungen. Die schlechte Absicherung im Krankheitsfall könnte dazu führen, dass Piloten trotz gesundheitlicher Probleme ins Flugzeug steigen. Das würde die Sicherheit an Bord unter Umständen gefährden.
Lufthansa-Tochter weist Vorwürfe zurück
Eurowings hat die Vorwürfe inzwischen als „geschäftsschädigend“ zurückgewiesen. Das Unternehmen halte die in den jeweiligen Ländern geltenden gesetzlichen Regelungen ein. Die verunsicherten Air-Berlin-Beschäftigten würden für die Durchsetzung der eigenen Interessen instrumentalisiert. Lufthansa übernimmt 1700 Beschäftigte der Air-Berlin-Töchter Luftfahrtgesellschaft Walter und Niki direkt. Weitere 1300 Stellen werden neu ausgeschrieben.
In der Tat sind es gerade die unterschiedlichen Bedingungen in den Ländern, die dazu führten, dass Eurowings vor allem von Wien und von Palma de Mallorca aus operiert. Damit sollen Kosten gespart werden, um gegen die Billigflieger-Konkurrenz von Ryanair & Co. konkurrenzfähig zu bleiben. In dem Brief werden unter anderen eine fehlende Altersvorsorge, kurze Kündigungsfristen von 15 Tagen, Rentenansprüche zum Teil erst nach acht Jahren Einzahlung in das örtliche Sozialsystem sowie Urlaubsansprüche auf dem gesetzlichen Mindestniveau des jeweiligen Landes kritisiert. Verhandlungen über einen Tarifvertrag mit der österreichischen Gewerkschaft Vida waren gescheitert.
AIR BERLIN
Air Berlin hat als bisher zweitgrößte Fluggesellschaft Deutschlands im Sommer Insolvenz angemeldet. Das Unternehmen betonte, Kündigungen des Bordpersonals würden erst nach Verhandlung für einen Interessenausgleich oder gerichtlicher Genehmigung der Betriebsänderung ausgesprochen. Große Teile des Unternehmens sollen an die Lufthansa gehen, auch der britische Billigflieger Easyjet übernimmt Maschinen. Das Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung ist offiziell eröffnet worden. Für die Gläubiger könnte beim Unternehmen nicht mehr viel zu holen sein.
Man habe dieselben Konditionen wie bei der österreichischen Niki angeboten, heißt es laut Medienberichten bei Eurowings. Kritisiert wird die Zweiklassen-Gesellschaft. Denn die deutsche Eurowings hat sich mit der Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit gerade auf einen Tarifvertrag geeinigt. Über die Einzelheiten soll eine Information in Kürze folgen. Regelungen gibt es mit Verdi und der Flugbegleiter-Gewerkschaft Ufo auch für Flugbegleiter.
Kritisiert wird auch die Praxis der Übernahme der Air-Berlin-Tochter Luftfahrtgesellschaft Walter (LGW) durch Lufthansa (LH). Die nicht insolvente LGW wickelte bisher für Air Berlin mit Propellermaschinen Zubringerflüge ab. Vor der LH-Übernahme sollen nach einem Bericht des TV-Magazins „Monitor“ von Air Berlin mehrere Airbus-320-Maschinen zur Luftfahrtgesellschaft Walter verschoben worden sein, allerdings ohne die bisher auf den Maschinen eingesetzten Flugbegleiter und Piloten. Diesen bei Air Berlin verbleibenden Mitarbeitern droht nun die Arbeitslosigkeit. Wenig später hat die LGW dann die gleichen Stellen für die A 320 ausgeschrieben. „Man hat sich ganz explizit an die Air-Berlin-Mitarbeiter gewandt, die genau diesen Job bis gestern noch hatten“, kritisierte Nicoley Baublies von der Industriegewerkschaft Luftverkehr. Erst würden das Blech verschoben und die Firma verkauft, dann sollten sich die Beschäftigten auf die gleichen Stellen zu schlechteren Konditionen neu bewerben. Besonders für ältere Beschäftigte bringe das erhebliche Nachteile.