Rüsselsheim. 100 Tage hat PSA Opel-Chef Michael Lohscheller Zeit gegeben, einen Sanierungsplan für den Rüsselsheimer Autobauer vorzulegen. Nun wendet sich Lohscheller, zwei Wochen vor Ende der Frist, in einem Brief an die Mitarbeiter, der dieser Zeitung vorliegt. Darin schwört Lohscheller die Belegschaft darauf ein, dass Opel nur profitabel werden kann, wenn die Rüsselsheimer Technologie von PSA übernehmen.
Von Ralf Heidenreich
Leiter Redaktion Wirtschaft
Der Peugeot-Löwe soll dem Opel-Blitz Kraft geben: Um die künftigen CO2-Vorgaben zu erfüllen, setzt Opel auf PSA-Technolgie. Foto: dpa
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RÜSSELSHEIM/PARIS - 100 Tage hat PSA Opel-Chef Michael Lohscheller Zeit gegeben, einen Sanierungsplan für den Rüsselsheimer Autobauer vorzulegen. Nun hat sich Lohscheller, zwei Wochen vor Ende der Frist, mit einer Botschaft an die Mitarbeiter gewandt. „Update Zukunftsplan“ lautet die Überschrift des Briefs, der dieser Zeitung vorliegt. Doch was auf sie zukommt, erfahren die Mitarbeiter darin nicht. Stattdessen schwört der Chef die Belegschaft darauf ein, dass Opel nur profitabel werden kann, wenn die Rüsselsheimer Technologie von PSA übernehmen.
"In wenigen Jahren CO2-konform"
Lohscheller konzentriert sich in der Botschaft vor allem auf künftige CO2-Vorgaben für komplette Fahrzeugflotten, die unbedingt erreicht werden müssten, „wenn Opel auf Dauer profitabel sein soll“. Die Ziele zu erreichen, „sei keine Utopie, denn die Technologie dazu ist im PSA-Konzern vorhanden“, schreibt Lohscheller. Und weiter: „Wenn wir die verfügbaren Mutli-Energy-Architekturen (das sind Fahrzeugarchitekturen, auf die sowohl klassische Verbrenner als auch Elektromotoren und Hybride gebaut werden können, d. Red.) für Opel und Vauxhall nutzen und die Elektrifizierung massiv vorantreiben, können wir in wenigen Jahren CO2-konform sein.“ Gelinge dies nicht, drohten „womöglich Strafen für die Nichteinhaltung von Grenzwerten“.
Opel hatte zuletzt einen Flottendurchschnitt von 127,3 Gramm CO2 pro Kilometer, bei PSA liegt er nach eigenen Angaben bei 101,4 Gramm. Ab 2020 sind 95 Gramm gesetzlich vorgeschrieben. Nach Informationen dieser Zeitung hatte man in Rüsselsheim durchgerechnet, wie hoch eventuelle Strafen ausfallen könnten. Die Zahlen sollen sich in der Spitze im Milliardenbereich bewegen. Laut Lohscheller ist der „Technologietransfer“ von PSA zu Opel bereits in vollem Gange. „Unsere Entwicklungsteams arbeiten hervorragend zusammen und beschleunigen den Transfer“. In Opel-Kreisen sorgt man sich nach diesen Ausführungen insbesondere auch um die Entwicklung und Fertigung von Motoren und Getrieben. Zumal PSA-Entwicklungschef Gilles Le Borgne bereits angekündigt hat, dass die Franzosen „die Opel-Modellpalette nach und nach auf Plattformen und Motoren von PSA umstellen“ werden. Was aber noch einige Jahre dauern werde. In der Entwicklung und Herstellung von Motoren und Getrieben arbeiten bei Opel Tausende Beschäftigte – in Rüsselsheim, Kaiserslautern, Aspern (Österreich), Szentgotthárd (Ungarn) und in Tichy (Polen).
Unterdessen hat PSA im dritten Quartal dank der Übernahme von Opel ein starkes Wachstum verbucht. Die Umsätze von Juli bis Ende September schnellten im Vorjahresvergleich um 31,4 Prozent auf rund 15 Milliarden Euro nach oben. Doch auch ohne Opel konnten die Franzosen laut Mitteilung (Peugeot, Citroën und DS) die Erlöse um 11,6 Prozent steigern. Angaben zur Ertragslage wurden nicht gemacht.