Lufthansa ist gut gerüstet für die Integration der übernommenen Air-Berlin-Teile
Mit einem erneuten Rekordgewinn in diesem Jahr im Rücken kann Lufthansa die Integration der übernommenen Teile der insolventen Air Berlin angehen.
Von Karl Schlieker
Redakteur Politik / Wirtschaft
Lufthansa ist angesichts guter Vorausbuchungen optimistisch für den Winter. Foto: dpa
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FRANKFURT - Der erwartete Rekordgewinn der Lufthansa bereitet den Boden für die Integration großer Teile der insolventen Air Berlin. „Dadurch erlangen wir die Investitions- und Wachstumsfähigkeit, die wir benötigen, um uns aktiv an der Konsolidierung des europäischen Airline-Marktes zu beteiligen“, berichtete Vorstandschef Carsten Spohr am Mittwoch in Frankfurt. Etwa 1,5 Milliarden Euro will Lufthansa insgesamt in die Übernahme von Air-Berlin-Bereichen investieren.
Interesse an Alitalia ohne deren Altschulden
Auch an der ins Trudeln geratenen italienischen Alitalia ist Deutschlands größte Fluggesellschaft interessiert, wenn sie nach dem Vorbild der Swissair komplett ohne Altschulden neu aufgestellt werde.
Lufthansa will der EU-Kommission bei der kartellrechtlichen Prüfung des Air-Berlin-Handels entgegenkommen. „Wir werden gewisse Start- und Landerechte notfalls zur Verfügung stellen, wenn auf den Strecken ein Monopol drohen sollte“, sagte Spohr. Die zuständige Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager hatte zuvor gewarnt, dass Lufthansa auf einigen der übernommenen Strecken eine marktbeherrschende Stellung erlangen werde. Spohr sieht aber keine grundsätzlichen Probleme, da Lufthansa derzeit in Deutschland lediglich auf einen Marktanteil von 34 Prozent komme. Mit den übernommenen Teilen von Air Berlin erreiche man dann etwa 41 Prozent. „Das ist deutlich weniger als Ryanair in seinem Heimatmarkt erreicht“, merkte Spohr an. Trotzdem sieht der Lufthansa-Chef aus kartellrechtlichen Gründen keine Möglichkeit, weitere Air-Berlin-Bereiche zu übernehmen, wenn Easyjet als weiterer Käufer ausfallen sollte.
TRANSFERGESELLSCHAFT
Gespräche über eine große Transfergesellschaft für die von Arbeitslosigkeit bedrohten Beschäftigten der insolventen Air Berlin sind gescheitert. NRW und Bayern haben sich ebenso wie der Bund nicht auf eine Unterstützung einigen können. Auch Lufthansa lehnte eine Beteiligung ab. Nun will das Land Berlin zumindest an einer Lösung für die 1200 Mitarbeiter des Bodenpersonals arbeiten, teilte Air Berlin mit. Der Start der Transfergesellschaft stehe allerdings noch unter dem Vorbehalt einer endgültigen Finanzzusage des Landes Berlin.
Bei der Integration der Air-Berlin-Bereiche rechnet Lufthansa-Finanzvorstand Ulrik Svensson mit einmaligen Sonderkosten von rund 50 Millionen Euro für Schulungen und die Umlackierung von Flugzeugen. Die zu LH gehörende Eurowings-Flotte werde um 81 Maschinen aus den Beständen von Air Berlin erweitert, die nach Einschätzung des Managements im Januar 2018 in Diensten Lufthansa fliegen könnten. „Wir erwarten, dass Eurowings bereits in diesem Jahr profitabel ist. Das ist ein Jahr früher als geplant“, sagte Svensson.
Für das Gesamtjahr rechnet Lufthansa-Chef Spohr mit einem erneuten Rekordjahr, ohne allerdings die Jahresprognose anzuheben. Allerdings liegen die Zahlen aus den ersten drei Quartalen bereits über den Vorjahresergebnissen. Und für das vierte Quartal wird eine leicht positive Entwicklung der währungsbereinigten Stückerlöse bei einem organischen Kapazitätsplus von 5,5 Prozent angenommen. Gleichzeitig werden Belastungen von 100 Millionen Euro aus Streiks im vierten Quartal des Vorjahres nach der Tarifeinigung nicht mehr die Bilanz belasten.
Der Umsatz der Lufthansa-Gruppe kletterte in den ersten neun Monaten bereits um 12,1 Prozent auf 26,7 Milliarden Euro. Trotz eines Anstiegs der Kapazität von 11,7 Prozent nahm die Auslastung um 2,1 Prozentpunkte zu. Das bereinigte operative Ergebnis (Ebit) lag in diesem Zeitraum um stolze 52,7 Prozent über dem Vorjahr. Alle Netzwerk-Airlines bauten ihr Ergebnis aus. Auch das Sorgenkind LH Cargo steigerte aufgrund weiterhin positiver Nachfrage in allen Regionen die Durchschnittserlöse um 10,6 Prozent.