Im autonom fahrenden R+V Shuttlebus muss aus Sicherheitsgründen immer ein Operator mitfahren. Foto: R+V
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WIESBADEN/MAINZ - Nach fast einem Jahr Prüfung ist die Zulassung amtlich besiegelt: Die R+V Versicherung darf als erstes Privatunternehmen in Deutschland einen autonom fahrenden Kleinbus im öffentlichen Straßenverkehr einsetzen. Allerdings bisher nur auf einer fast 300 Meter langen festgelegten Strecke vor dem Hauptsitz in Wiesbaden. Doch mit der Zulassung im Rücken hofft Projektleiterin Verena Reuber auf grünes Licht für weitere Testfelder. Wenn die Genehmigungen rechtzeitig vorliegen, soll der Elektrobus bereits im August an der Mainzer Rheinpromenade zwischen Ruderverein und Rheingoldhalle fahren. Träger des vierwöchigen Versuchs ist die Verkehrsgesellschaft Mainzer Mobilität, das R+V Innovation Lab „MO14“ stellt den Bus zur Verfügung. Auf dem Betriebsgelände des Flughafenbetreibers Fraport war der Bus bereits testweise im Einsatz. Aus Sicherheitsgründen muss stets ein Operator mitfahren, der im Ernstfall die Steuerung übernehmen kann.
Die Mobilität der Zukunft
Die R+V Versicherung will mit dem von einem Team des Wiesbadener R+V Innovation Labs angestoßenen Projekt die Mobilität der Zukunft im Zusammenhang mit dem Risikomanagement erforschen. Wie verändern sich Risikobeurteilungen, wenn Fahrzeuge permanent Livedaten liefern? Wie interagieren autonom fahrende Autos mit der Umwelt? Wie zuverlässig ist die Sensortechnik? Wo liegen Haftungsprobleme? „Wie sichert man ab, dass Systeme ein Update bekommen und dieses dann auch funktioniert“, stellt Verena Reuber vom Innovationlab eine weitere Frage.
„Da autonom fahrende Wagen für Prüfer und Behörden Neuland sind, haben wir die Straßenzulassung für den Bus erst nach zahlreichen TÜV-Tests und diversen Nachbesserungen wie dem Einbau eines Fahrersitzes bekommen“, berichtete Jan Dirk Dallmer, Direktor Kraftfahrt-Betrieb bei der R+V. Der Test unter realen Verkehrsbedingungen sei ein Meilenstein für das Forschungsprojekt zum autonomen Fahren. Die Zulassung des Minibusses war eine langwierige Prozedur. Begonnen hatte es vor einem Jahr, als die R+V zusammen mit dem TÜV ein Lastenheft mit Sicherheitsanforderungen entwickelt hat. Nach verschiedenen Prüfungen und Auflagen wie der Verbesserung der Bremskraft übernahm das Regierungspräsidium in Darmstadt den Staffelstab. Dort standen verschiedene Ausnahmegenehmigungen im Mittelpunkt. So musste beispielsweise erlaubt werden, dass Kameras den Rückspiegel ersetzen dürfen. Sie müssen denselben Blickwinkel wie ein Rückspiegel ermöglichen und über einen Monitor im Fahrzeug sichtbar sein, wie Verena Reuber sich erinnert. Mit den Gutachten ging es dann zur Bündelungsbehörde nach Marburg, die für Prototypen die behördliche Zulassung erteilt.
NAVYA-KLEINBUS
Der autonom fahrende Elektrobus der R+V wurde von dem französischen Spezialisten Navya entwickelt und hergestellt. Der Shuttlebus für etwa 15 Personen wird in Frankreich und der Schweiz vor allem auf Firmengeländen eingesetzt.
Doch das ist nicht alles. Für autonom fahrende Fahrzeuge werden derzeit in Deutschland nur genau festgelegte Strecken genehmigt. Die R+V wollte den Kleinbus in Wiesbaden eigentlich als Mitarbeiter-Shuttle zwischen der Zentrale und einem Standort an der Abraham-Lincoln-Straße einsetzen. Da auf dieser Straße derzeit allerdings eine Baustelle ist, wurde die maximale Geschwindigkeit aus Sicherheitsgründen auf elf Stundenkilometer beschränkt. Mit elf Stundenkilometer in einer 50-Stundenkilometer-Zone wäre der Bus allerdings zu einem potenziellen Verkehrshindernis geworden. Deswegen gilt die Genehmigung nur für die knapp 300 Meter vor der R+V-Zentrale. Doch Verena Reuber ist sich sicher: Mit der Zulassung wird es für weitere Testfelder schneller grünes Licht geben.