Hessischer Gründerpreis für Stehpult-Aufsatz aus Rüsselsheim
WIESBADEN. Die Arbeitswelt braucht neue Möbel. Vier Holzplatten, die sich einfach ineinanderstecken lassen, fügen sich zum leichten und stabilen Steh-Pult-Aufsatz. Das „Standsome“-Modell aus Rüsselsheim lässt sich innerhalb von wenigen Sekunden zusammenbauen und genauso schnell wieder verstauen. Bestehende Schreibtische können einfach weiter genutzt werden. „Rückenschmerzen sind einer der häufigsten Gründe für Krankmeldungen“, berichtete Leonard Beck, Geschäftsführer der Rüsselsheimer Friedrich & Patriz Möbel, die für die Idee eines Schreibtischaufsatzes den hessischen Gründerpreis in der Kategorie „Innovative Geschäftsidee“ erhielt. Arbeit im Stehen fördere die Durchblutung und erhalte die Muskulatur. Und für jedes verkaufte Modell werde ein Baum im tropischen Regenwald gepflanzt. Zu den Kunden zählen laut Beck Unternehmen wie Ernst & Young oder Zalando.
„Gründungen erneuern und beleben die Wirtschaft“, erläuterte Hessens Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir, der als Schirmherr den Preis unterstützt. Viele hätten Ideen und Visionen, aber nur wenige hätten auch den Mut, sie umzusetzen. Von der Beratung bis zur Finanzierungshilfe unterstütze das Land den Weg in die Selbstständigkeit. Die 131 Bewerber für den Preis haben laut Al-Wazir 1206 Arbeitsplätze geschaffen. Die Sieger kürten die Teilnehmer einer Gründer-Fachtagung per Abstimmung.
Kizito Odhiambo hat ein Ziel: „Afrika zu einem selbsternährenden Kontinent machen – das ist meine Vision.“ Der aus Kenia stammende Student in Darmstadt will mit seiner Firma Agribora ein Netzwerk intelligenter Wetterstationen in seiner Heimat errichten, um Kleinbauern zu unterstützen. Dafür erhielt er den Preis in der Kategorie „Gründungen aus der Hochschule“. „Ausländische Studierende sind die besten Entwicklungshelfer“, betont Odhiambo, dessen Familie mit dem Maisanbau sein Schulgeld verdient hat. Weitere Sieger waren der Onlineshop für Fahrräder VeloCulTour aus Neuhof im Landkreis Fulda in der Kategorie „Mutige Gründung“ und der Hersteller nachhaltiger Notebooks und Handys, Shift Phones aus Frankenberg in der Kategorie „Gesellschaftliche Wirkung“.
„Eine tolle Idee allein reicht nicht aus, um zu bestehen“, weiß Frank Martin, Chef der Regionaldirektion Hessen der Bundesagentur für Arbeit. Neben Durchhaltevermögen seien auch günstige Rahmenbedingungen wie Finanzierungsmöglichkeiten und Hilfen auf dem Weg durch die Verwaltung notwendig. Die ersten Schritte geschafft haben auch die im Finale vertretenen Wiesbadener Gründer Sebastian Schulz von der Maldander Coffee Roasters sowie Katharina Reinhard, Andreas Hafner und Arend Poppner von der Lenicura Medizintechnik.