Achterbahn im Supermarkt: Was wird billiger, was teurer?

Kein Sonderangebot: Butter wird deutlich günstiger.

Während Aldi Süd und Kaufland deutliche Preissenkungen für ein wichtiges Frühstücksprodukt vermelden, gibt es Schockprognosen für Grillfans und Biertrinker.

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Neckarsulm/Mülheim an der Ruhr/Bonn. Seit etwa einem Jahr kennen die Preise für Lebensmittel, von Sonderangeboten kurz unterbrochen, nur eine Richtung: nach oben. Doch nun verkünden Aldi Süd und die Lidl-Schwester Kaufland, dass sie die Butterpreise deutlich senken. Und wenn zwei Schwergewichte des Lebensmitteleinzelhandels derart vorpreschen, dann ist es sehr wahrscheinlich, dass Wettbewerber folgen. Denn Butter gilt als Eckpreisartikel, an dem sich die Kunden bei der Preiswahrnehmung eines Händlers orientieren.

Wie stark sinken die Preise für Aldi- und Kaufland-Butter?

In großen Anzeigen vermelden Aldi Süd und die Schwester Aldi Nord für die 250-Gramm-Packung ihrer Butter-Eigenmarke Milsani eine Senkung von 1,99 auf den „Dauertiefpreis“ von 1,59 Euro, der einen Abschlag von 20 Prozent bedeutet. Zu den Hochzeiten im Mai 2022 kostete die Packung 2,29 Euro. Auch Edeka und Norma kündigten entsprechende Senkungen für ihre Eigenmarken an. Noch deutlicher verbilligt Kaufland den Frühstücksbegleiter. 250 Gramm der Süßrahmbutter-Eigenmarke „K-Classic“ kosten jetzt ebenfalls 1,59 Euro, zuvor waren es 2,29 Euro. Damit sinkt der Preis um 30,6 Prozent. Auch Marken wie Meggle und Weihenstephan werden deutlich günstiger. Wichtig: Bei allen Senkungen handelt es sich um reguläre Preise und nicht um kurzfristige Sonderangebote.

Was sind die Gründe für den Preisrückgang?

Aldi erreicht damit ein Preisniveau, das sogar unter jenem des Vorjahres von 1,65 Euro liegt. Wie lange diese Preise gelten, ist unklar. In der Regel hätten Butterkontrakte eine Laufzeit von vier bis acht Wochen, schreibt die Lebensmittelzeitung. Mit neuen Preissteigerungen nach dem Ende der Laufzeit rechnet die Milchindustrie laut Nachrichtenagentur dpa nicht. Kaufland wiederum gibt mit der Senkung laut Anzeige den „Vorteil“ sinkender Einkaufspreise für Butter weiter. Die verbilligten Angebote sind das Ergebnis der jüngsten Preisverhandlungen des Handels mit der Milchbranche, die Kontrakte liefen Ende Januar aus.

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Aldi Süd und Kaufland preschen bei der Senkung der Butterpreise vor.
Aldi Süd und Kaufland preschen bei der Senkung der Butterpreise vor. (© Aldi Süd)

Dass der Handel günstigere Konditionen herausholen konnte, hat mit steigenden Milch-Erzeugerpreisen zu tun. Was zunächst paradox klingt. Doch aufgrund der höheren Milch-Erzeugerpreise haben die Bauern nach Angaben der Agrarmarkt Informationsgesellschaft AMI wieder deutlich mehr produziert, während wegen des hohen Preisniveaus die Nachfrage zurückging, was in Kombination zu einem Überangebot an Milch führte. Die Milchindustrie rechnet daher für 2023 mit sinkenden Preisen.

Welches andere Milchprodukt ist ebenfalls günstiger zu haben?

Auch Schnittkäse kostet weniger. Laut AMI sind die Preise für Gouda und Edamer ab Werk (Blockware) in den vergangenen Wochen von mehr als fünf Euro je Kilo auf 3,80 Euro Ende Januar gefallen. Das Überangebot an Milch spielt hier ebenfalls eine Rolle. „Die zusätzlich anfallende Milch wurde verstärkt in die Erzeugung von Käse gelenkt“, schreibt die AMI. Die Bestände bei den Herstellern hätten daher weiter zugenommen. Keine guten Nachrichten gibt es dagegen für Fleischliebhaber.

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Wie entwickeln sich die Preise für Fleisch?

Der von der Vereinigung der Erzeugergemeinschaften für Vieh und Fleisch vorgeschlagene Preis für Schlachtschweine der Handelsklasse E (Muskelfleischanteil von 55 bis unter 60 Prozent) stieg im Vergleich zum Preisniveau Ende Februar 2022 von knapp über einem Euro je Kilo auf zuletzt mehr als zwei Euro, was dieHandwerksbetriebe nach Angaben des Deutschen Fleischerverbandes bereits weitestgehend an die Endkunden weitergegeben haben. Doch das ist nicht alles, Fleisch wird noch teurer. „Was sich noch nicht im Preis wiederfindet, sind die enorm gestiegenen Energiepreise, die sich teilweise mehr als verzehnfacht haben“, zitiert die Bild-Zeitung den Verband. In diesem Jahr sei deswegen mit weiteren Preiserhöhungen zu rechnen.

Was haben Bierliebhaber zu erwarten?

Stefan Fritsche, stellvertretender Vorsitzender des Brauereiverbands Berlin-Brandenburg, schockte jüngst mit einer Preisprognose für Kneipenbier. „Wenn Brauereien und Gastronomen ihre Mehrkosten voll an den Verbraucher weitergeben, sind wir Ende dieses Jahres bei 7,50 Euro für den halben Liter Bier“, sagte er der „Bild“. Hintergrund: Brauunternehmen erhöhen wegen exorbitant gestiegener Kosten bereits zum zweiten Mal innerhalb weniger Monate die Preise oder haben das bereits getan. So hat Warsteiner (auch Herforder, Paderborner, Isenbeck oder König Ludwig dunkel) einem Bericht der „Getränke News“ zufolge zum 1. Februar deutlich aufgeschlagen. Bei der meistverkauften Flaschenbiersorte Warsteiner Pilsener um 6,80 Euro je Hektoliter, beim Fassbier um 20 Euro pro Hektoliter. 

Auch Bitburger und Veltins kündigten für Anfang Februar Preissteigerungen an. Krombacher will diesen Schritt am 1. März vollziehen. Gleich zwei Preisrunden geht laut „Getränke News“ der Getränkekonzern AB Inbev mit Marken wie Beck’s, Hasseröder, Franziskaner oder Spaten. Die erste erfolge am 1. Januar, die zweite soll am 1. Juli folgen. Insgesamt um 5,10 Euro bis 9,30 pro Hektoliter. Der Kasten Bier dürfte damit nach jeder Preiserhöhung um einen Euro teurer werden, rechnet das Fachmagazin vor.