George Brewer hat neben Fußball noch eine Leidenschaft für einen kleineren weißen Ball. Der Deutsche Golfverband verliert aber weiter Jugendliche.
HOHENSTEIN. George Brewer ist ein ganz normaler Jugendlicher. Der 15-Jährige geht zur Schule, hat Freunde und treibt Sport. In Niedernhausen spielt er in der B-Jugend Fußball. Doch seine zweite sportliche Leidenschaft ist für Jugendliche schon nicht mehr ganz so normal. Der Engenhahner spielt nämlich Golf. In dem Land, aus dem seine Eltern kommen, wäre das keine Notiz wert. Georges Eltern sind Engländer, der Sohnemann hat die deutsche und britische Staatsbürgerschaft. Während auf der Insel Golf eine Breitensportart ist, kämpft der Deutsche Golfverband gerade beim Nachwuchs um seine Mitglieder. In den vergangenen zehn Jahren hat der DGV knapp 10 000 Jugendliche verloren. Für 2018 waren noch 41 405 Mitglieder bis 18 Jahre in der Statistik aufgeführt.
Einziger Lokalmatador bei Jugendturnier im Hofgut
Einige der Besten darunter waren in der vergangenen Woche im Hofgut Georgenthal zu bewundern. Auf dem sehr anspruchsvollen 18-Loch-Meisterschaftsplatz versammelten sich 85 talentierte Golfer aus insgesamt 15 Nationen zu der vierten Auflage der sogenannten RB German Junior im Hofgut. Erstmals dabei war auch der Lokalmatador George Brewer, der beim GC Georgenthal spielt. „Er ist mit seinen 15 Jahren unser bester Golfer und spielt schon in der Herrenmannschaft“, ist Golfmanager Eric Marschke froh, solch ein Talent in seinen Reihen zu haben.
Ehrgeiz hat er auf alle Fälle. „Mein Putten war heute schlecht. Normalerweise spiele ich deutlich besser“, haderte Brewer mit seiner Runde von 84 Schlägen am Finaltag. Mit seinem Handicap von 4,7 hat er seinen tückischen Heimatplatz ansonsten besser im Griff. Freilich war es sein erstes Turnier auf dieser großen Jugendbühne. Am Ende sprang mit 246 Schlägen Platz 47 heraus. „Im nächsten Jahr greife ich dafür an“, kündigte der Schüler, der erst vor vier Jahren mit Golf angefangen hat, mit einem Lächeln an. In diesem Jahr triumphierten bei dem Jugendturnier bei den Jungs Frederik Strandberg vom Dortmunder GC mit 217 Schlägen nach drei Runden. Eric Lotz vom GC Main-Taunus landete mit 229 Schlägen auf Platz 16. Bei den jungen Damen war die Tschechin Linda Bekova mit 227 Schlägen nicht zu schlagen.
„Konzentration ist für alle Lebensbereiche wichtig“
„Golf ist eine tolle Sportart für Kinder. Die Konzentration, die dort benötigt wird, ist für alle Lebensbereiche wichtig“, weiß aber auch Brita Hankammer, Geschäftsführerin im Hofgut Georgenthal, dass die finanziellen oder auch gesellschaftlichen Hürden für die zeitintensive Sportart immer noch zu hoch sein können. Oder sei es auch nur, regelmäßig ins Training per Bus zu kommen, der nicht regelmäßig an dem Hofgut bei Steckenroth verkehrt. Im erst vier Jahre jungen GC Georgenthal sind es immerhin schon rund 80 Jugendliche unter den insgesamt 550 Mitgliedern.
Ein Stück weiter sind sie bei den schon älteren Clubs der Region. Im Golfclub Main-Taunus ist die Jugendarbeit so gut, dass die höherklassigen Aktivenmannschaften stets mit ambitionierten Eigengewächsen bestückt werden können. Die Männer sind gerade mit vielen jungen Spielern wieder in die 2. Bundesliga aufgestiegen.
Und beim GC Idstein ist mit Jugendwart Christian Otto und Co. auch ein engagiertes Team am Werk, das sich vor allem um die Jüngsten rührend kümmert. Dazu gehört auch das Projekt „Abschlag Schule.“ Die mehrfache Auszeichnung vom Deutschen Golfverband als Landessieger „Zukunft Jugend“ und der regelmäßige erste Platz bei der sogenannte „First Drive“ Hessenliga belegen, dass sich die Idsteiner als Vorreiter verstehen, das elitäre Image des Golfsports der Vergangenheit angehören zu lassen.