ALBERSHAUSEN - Die Zeit war abgelaufen. Da erlebte das denkwürdige Spektakel in der Zweiten Football-Liga erst seinen eigentlichen Höhepunkt. Satte 64 Punkte hatten die Wiesbaden Phantoms erzielt, die Albershausen Crusaders dank eines Touchdowns mit der Schlusssirene ihren 63. Zähler. Ein Remis hätte den schwäbischen Gastgebern nichts genutzt, sie benötigten in ihrem letzten Saisonspiel einen Sieg, um den Abstieg zu vermeiden. Die Crusaders spielten daher die noch gestattete Two-Point-Conversion – und durften anschließend jubeln. Der Aufsteiger sicherte sich durch den 65:64-Erfolg gegen die Phantoms ein weiteres Jahr in der GFL 2. Stattdessen müssen die Fursty Razorbacks den Gang in die Regionalliga antreten.
GFL-Duell mit den meisten Touchdowns seit 2009
Die Gäste aus Hessen, seit zwei Wochen schon gerettet, hatten alles gegeben. „Respekt an meine Jungs, dass sie hier noch mal so viel investiert haben. Die Offense hat wie schon gegen Nürnberg ein glänzendes Spiel abgeliefert, da lief wirklich alles rund“, befand Phantoms-Headcoach Patrick Griesheimer. 129 Punkte in einer Begegnung, 18 Touchdowns, mehr als 1315 Yards – sowas hatte auch der 42-Jährige noch nie erlebt. In den seit zehn Jahren existierenden Statistikaufzeichnungen der GFL und GFL 2 taucht nur ein Duell mit mehr Punkten auf: Die Rhein-Neckar Bandits schlugen 2009 die Franken Knights mit 72:62.
Zieht es Runningback Mann ins Oberhaus?
„Wir haben wieder mal Charakter bewiesen“, freute sich Wiesbadens Runningback Cordarious Mann. „Wir haben uns auch im dritten Spiel nach dem Abgang der anderen Importe nicht abschlachten lassen, obwohl es für Albershausen ums nackte Überleben ging.“ Der einzige verbliebene US-Amerikaner der Hessen machte ein „Monster-Match“ (Griesheimer), markierte vier Touchdowns. Joshua Haas gelangte drei Mal in die Endzone, Nicolai Netz zwei Mal. Quarterback Niklas Woelbert warf sechs Touchdown-Pässe. „Da waren irre tiefe Bomben dabei, genauso starke kurze Würfe, durch die die Receiver noch 40, 50 Yards gehen konnten“, lobte Griesheimer Youngster Woelbert. „Diese Offense macht echt Lust auf 2018. Das war alles kein Glück, sondern sehr schön anzusehen“, fügte der Headcoach hinzu. Der hofft, Mann trotz einiger Angebote aus dem Oberhaus halten zu können. Der US-Boy erklärte: „Ich liebe unser Team. Und plane aktuell zu bleiben. Aber wenn ich eine vielversprechende Chance erhalte, würde ich natürlich auch gerne sehen, wie ich mich höherklassig schlagen kann.“
Was Griesheimer wiederum ärgerte: Die Phantoms verspielten eine zwischenzeitliche 56:35-Führung. „Auch unseren letzten Touchdown zum 64:63 haben wir zu früh gemacht.“ Da waren noch 54 Sekunden zu spielen. Die Albershausen zum neunten Touchdown nutzte. „Gegen den gut organisierten Chaos-Football der Crusaders-Offense haben wir nie ein Mittel gefunden“, bedauerte Griesheimer. „Auch weil unsere Defense leider wieder viel zu dünn besetzt war. Da fällt einem erst in der Nacht zum Spieltag ein, dass er arbeiten muss. Ein anderer taucht gar nicht auf. Darüber müssen wir reden“, kündigte der Kelsterbacher an. Offense-Kräfte halfen daher aus. Darunter U 19-Passempfänger Nico Strahmann, „der wieder ein gutes Spiel zeigte“, so Griesheimer.
Ein letztes Mal müssen die Phantoms am Sonntag ran. Um 15 Uhr im Nachholspiel bei den Ravensburg Razorbacks. Die Oberschwaben verpassten am Samstag den Titel, unterlagen dem neuen Meister Kirchdorf Wildcats 12:34. Kirchdorf bestreitet damit die Relegationsspiele gegen die Saarland Hurricans, die Letzter in der GFL Süd wurden.