Hans Wilhelm Gäb: ein Leben für den Tischtennissport
Der Ehrenpräsident des Deutschen Tischtennis-Bundes wird 85 Jahre alt. Für Rekord-Europameister Timo Boll ist Gäb Vertrauter, Freund und Berater zugleich.
Hans Wilhelm Gäb
(Foto:jf)
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HOFHEIM/TAUNUS - (red). Hans Wilhelm Gäb hatte vor 15 Jahren eine für die damalige Zeit fast revolutionäre Idee. Anlässlich seines 70. Geburtstages schlug der frühere Präsident und heutige Ehrenpräsident des Deutschen Tischtennis-Bundes (DTTB) in einer ebenso bemerkenswerten wie launigen Nicht-Einladung unter dem Titel „Bitte nicht kommen“ eine andere Lösung vor. „Wir feiern meinen Geburtstag virtuell“, hieß es in dem Schreiben an seine Gäste.
Wenn nun Gäb, der als einer der profiliertesten Personen im deutschen Sport gilt, an diesem Mittwoch seinen 85. Geburtstag begeht, gibt es abermals keine große Feier. „Damals war es freiwillig, diesmal ist es zwangsweise“, kommentierte der Jubilar die Parallele. Das Covid-19-Virus macht für ihn keine Ausnahme. „Ich werde mich an die Regel halten und den Vorschriften der Regierung beugen“, fügte der gebürtige Düsseldorfer hinzu, der seit einigen Jahren mit Ehefrau Hella in Hofheim am Taunus lebt.
Wegen einer schweren Lebererkrankung musste der frühere Tischtennis-Nationalspieler und deutsche Meister im Doppel, Mixed und mit dem PSV Borussia Düsseldorf zu Beginn der neunziger Jahre einige seiner zahlreichen Ämter aufgeben. Nach mehreren Operationen lebt er seit 26 Jahren mit einem Spenderorgan. Die Frage nach der Gesundheit ist schon deshalb bei ihm mehr als nur eine Höflichkeitsfloskel. Gäb, der auch in Wirtschaftskreisen als früherer Automanager bei Ford und Opel einen guten Ruf genießt, beantwortete sie pragmatisch: „Ich war noch vor einigen Tagen in Stuttgart, habe dort für meine Frau und mich ein neues Auto gekauft und bin damit nach Hause gefahren. Ich bin also mobil.“
Trotz seiner vielfältigen Sport-Interessen ist Gäb bis heute dem Tischtennis auf besondere Weise verbunden. Für Rekord-Europameister Timo Boll ist Gäb Vertrauter, Freund und Berater zugleich. „Bei ihm kommt es mit Blick auf Olympia darauf an, wie er seinen Körper unter Kontrolle kriegt“, erzählte Gäb über den deutschen Topspieler, der vor drei Wochen 40 wurde. „Hans steht mir nach so vielen Jahren immer noch mit Rat und Tat zur Seite. Es ist bemerkenswert, wie er immer noch für den Tischtennissport lebt. Das muss wahre Liebe sein“, so Boll.
Der gelernte Journalist weiß wie kaum ein anderer Funktionär, druckreif zu formulieren und seine Ansichten klar zu vertreten. Diese große Meinungsstärke kam in seiner Amtszeit als DTTB-Chef nicht immer und nicht bei allen Mitstreitern gut an. Im Laufe der Jahrzehnte ist der Wortführer vielleicht einen Tick diplomatischer geworden.
Im vergangenen November ist Gäb in die „Hall of Fame des deutschen Sports“ aufgenommen worden und wurde von der Deutschen Sporthilfe als Gesicht für fairen und sauberen Sport mit der Goldenen Sportpyramide ausgezeichnet.