Maximilian Abel erhebt Vorwürfe wegen sexualisierter Gewalt

Es stehen Vorwürfe von sexualisierter Gewalt und mutmaßlichem Machtmissbrauch im hessischen Tennisverband im Raum.

Der ehemalige Profi-Tennisspieler Maximilian Abel, der einst bei Grün-Weiß Wiesbaden aktiv war, belastet den heutigen Vizepräsidenten des Deutschen Tennisbunds. Dieser wehrt sich.

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Hamburg/Wiesbaden. Ein ehemaliger und ein aktueller Tennisprofi erheben im Interview mit NDR, Sportschau und Süddeutscher Zeitung schwere Vorwürfe gegen den Vizepräsidenten des Deutschen Tennisbunds (DTB), Dirk Hordorff. Es geht um sexualisierte Gewalt und mutmaßlichen Machtmissbrauch. Der frühere Tennisprofi Maximilian Abel schildert mehrere angebliche Übergriffe. Unter anderem habe Abel Hordorff in dessen Wohnung besucht. Dort habe er nackt Liegestütze machen sollen und sei massiert worden. Im Jahr 2003 soll Hordorff Abel in einem Hotel mit einem Ledergürtel geschlagen haben, während dieser nackt auf dem Bett habe liegen müssen – angeblich als Bestrafung für eine Lüge.

Abel verbüßt aktuell eine Haftstrafe wegen Kreditkartenbetrugs, war bereits zuvor mit dem Gesetz in Konflikt gekommen. Im Gefängnis habe er angefangen, sich mit seiner Geschichte auseinanderzusetzen, sagt er. Anfang vergangenen Jahres hat er sich in einem Brief an den DTB gewandt und die Vorwürfe geschildert. Der heute 41-Jährige galt in den 1990er Jahren als einer der besten Juniorenspieler der Welt, verlor 1999 erst im Finale des Orange Bowl – eines der weltweit wichtigsten Tennisturniere für Junioren und Juniorinnen – gegen Andy Roddick. Doch die große Karriere blieb aus, auch wenn Abel 2003 einst in Dubai gegen Roger Federer (4:6, 5:7) nur knapp in der 2. Runde verlor. Der Frankfurter spielte einst zudem einige Jahre für den damaligen Zweitligisten Grün-Weiß Wiesbaden und war 2018 noch in der Hessenliga aktiv.

Auch ein heutiger Tennisprofi beschuldigt Hordorff

Auch der heutige Tennisprofi Sriram Balaji sagt im Interview mit NDR, Sportschau und SZ, er sei mehrfach Opfer von Übergriffen Hordorffs gewesen. Balaji war im Jahr 2010, als damals 20-Jähriger, für einige Monate in Deutschland. Hordorff war damals Präsident des hessischen Landesverbandes. Mehrfach sei der Funktionär nach kurzem Klopfen in sein Zimmer gekommen, sagt Balaji. Dann habe er sich ausziehen sollen – zunächst bis auf die Unterhose, später dann komplett. „Er hat mich am ganzen Körper angefasst, nur nicht an den Genitalien”, sagt Balaji.

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Weitere Betroffene, die anonym bleiben wollen, haben NDR, Sportschau und SZ berichtet, dass Hordorff mindestens einmal bei ihnen sogenannte „Muskelchecks” vorgenommen habe, die den damals Jugendlichen unangenehm gewesen seien. Dabei habe der heute 66-Jährige etwa ihre unteren Bauchmuskeln abgetastet.

DTB beauftragte Kanzlei mit einer internen Untersuchung

Der DTB hat im vergangenen Sommer – einige Monate nach Eingang des Briefs von Maximilian Abel – eine Kanzlei mit einer internen Untersuchung seiner Vorwürfe beauftragt. Sie ist nun abgeschlossen. Dies teilte der DTB auf Anfrage von NDR, Sportschau und SZ mit. Die Untersuchung einer Kanzlei sei zu dem Ergebnis gekommen, dass der erhobene Vorwurf eines Fehlverhaltens „nicht mit Sicherheit nachgewiesen werden” könne. Im Februar 2022 habe der Verband von den Äußerungen eines ehemaligen Spielers über ein Präsidiumsmitglied erfahren. Das Präsidiumsmitglied lasse sein Amt beim DTB derzeit ruhen, teilte der DTB mit, ohne Namen zu nennen. Das DTB-Präsidium verurteile „grundsätzlich jedwede Form unethischen Verhaltens, auch im Sinne von Machtmissbrauch oder Toleranz grenzwertigen Verhaltens im Sport”, hieß es in der Verbandsmitteilung weiter. 

Vizepräsident weist die Vorwürfe als „schlicht unwahr” zurück

„Herr Hordorff weist die erhobenen Vorwürfe als schlicht unwahr zurück. Er ist zuversichtlich, dass sich dies bestätigen wird”, teilte sein Anwalt am Freitag auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mit. Hordorff lässt sein Amt derzeit ruhen, was nach Angaben seines Anwaltes aber nicht mit den Vorwürfen zusammenhängt. „Die Nichtausübung seines Amtes steht in keinem Zusammenhang mit der vom DTB durchgeführten Untersuchung”, teilte der Anwalt mit. „Herr Hordorff ist aufgrund einer Anfang März erfolgten sowie einer anstehenden Operation an einem Aneurysma derzeit gesundheitlich nicht in der Lage, das Amt auszuüben.”