Einkaufshilfe von Wiesbadener und Taunussteiner Sportlern
Wie die Hockeyspieler des WTHC sowie die Fußballer aus Bleidenstadt und Frauenstein in Zeiten der Corona-Pandemie Menschen helfen.
Von Benedict Knab und Niklas Hecht
Eine gefüllte Kiste: Die Fußball vom TSV Bleidenstadt kaufen für ihre Mitmenschen ein.
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WIESBADEN/TAUNUSSTEIN - Die Sportplätze und die Turnhallen sind aktuell geschlossen, das Coronavirus schränkt die Arbeit vieler Vereine stark ein. Untätig Herumsitzen ist für echte Sportler aber keine Option. Viele Vereine haben erkannt, dass dieser Tage Solidarität und Sportsgeist abseits des Spielfeldes besonders gefragt sind. So bieten beispielsweise Mitglieder des Wiesbadener Tennis- und Hockeyclub (WTHC), des TSV Bleidenstadt und SV Frauenstein denen Hilfe an, die sie momentan am dringendsten benötigen.
Hilfsbereitschaft, Teamgeist, Solidarität und Einsatzbereitschaft: „Im Sportverein sind das die wichtigen Werte, die man vermittelt bekommt und auch lebt. Gerade in so schwierigen Zeiten wie momentan durch Corona, ist es umso wichtiger, dass wir das auch außerhalb des Vereins leben“, sagt Dennis Pütz, Co-Kapitän der 1. Herren-Hockeymannschaft des WTHC, die aktuell mit fünf Punkten Vorsprung vor dem HTC Würzburg an der Spitze der 1. Regionalliga Süd steht. Für die Hockeyabteilung des WTHC steht außer Frage, dass man sich engagieren müsse – denen helfen, die momentan zusätzlicher Unterstützung bedürfen.
Pütz selbst habe eine fast 90-jährige Nachbarin, die allein durch ihr Alter vom Coronavirus besonders gefährdet sei, „und damit sie nicht unbedingt vor die Tür muss, haben meine Freundin und ich sie gefragt, wenn wir sowieso einkaufen gehen, ob wir nicht irgendwas mitbringen sollen“. Seine Teamkollegen waren begeistert von der Idee und haben schnell, gemeinsam mit den 1. Damen, einen Einkaufsservice auf die Beine gestellt. Seit dem 28. März gibt es die Aktion „Wir helfen!“, die sich an alle Wiesbadener richtet, die von der Corona-Pandemie besonders gefährdet sind oder aufgrund von Quarantäne die Wohnung nicht verlassen dürfen. Hilfesuchende können jederzeit entweder per Telefon (0159-01343276) oder E-Mail (hilfe-wthc@gmx.de) mit dem Verein in Verbindung treten. „Das Angebot ist komplett kostenfrei. Man soll sich bitte nicht scheuen, einfach mal durchzuläuten oder vielleicht auch per Whatsapp eine Nachricht zu schicken“, betont Pütz. Nachdem die Details ausgetauscht sind, kümmert sich der WTHC um alles Weitere. „Natürlich läuft das kontaktlos ab“, erklärt der Mittelfeldspieler, die Einkäufe würden sie nach Absprache beispielsweise vor der Wohnungstür abstellen, sodass immer der empfohlene Mindestabstand von zwei Metern eingehalten würde. Mit der Geldübergabe könne man ähnlich verfahren, meint Pütz, auch Überweisungen seien möglich, um den direkten Kontakt möglichst zu vermeiden. Kontaktlos läuft aufgrund der Corona-Pandemie auch das Training der Mannschaft ab. Zweimal die Woche treten Spieler und Trainer über den heimischen Bildschirm in Verbindung und absolvieren ein gemeinsames Fitnessworkout. „Alleine fehlt einem sonst leicht mal ein bisschen die Motivation“, sagt Pütz.
Auch der TSV Bleidenstadt füllt das derzeit viel beschworene Wort Solidarität mit Leben aus. Am 20. März hat der Verein die Hilfsaktion „Der TSV für Bleischt“ ins Leben gerufen und setzt damit in Zeiten der Corona-Pandemie ein Zeichen des Zusammenhalts und der Hilfsbereitschaft. Seitdem können sich Menschen aus dem Taunussteiner Stadtteil, die zu Risikogruppen von Covid-19 gehören, per E-Mail (scheppi86@web.de) oder Telefon (06128-42747) bei der Geschäftsstelle des Vereins melden und die Erledigung ihrer Einkäufe oder die Abholung von Medikamenten in Auftrag geben.
Kisten schleppen als alternative Trainingseinheit
Jeden Dienstag und Donnerstag setzen sich Fußballer der ersten und zweiten Mannschaft des TSV in den vereinseigenen Bus und liefern die gewünschten Besorgungen bei den betroffenen Personen ab. „Die Idee kam aus der Mannschaft heraus, die sich gefragt hat, welche Herausforderungen jetzt vor allem auf unsere älteren Mitglieder zukommen“, beschreibt Bleidenstadts erster Vorsitzender Markus Jestaedt die Entstehungsgeschichte der Hilfsaktion, die sich nunmehr an alle Bewohner des Taunussteiner Stadtteils richtet. „Für die Jungs ist das quasi eine alternative Trainingseinheit“, schmunzelt Jestaedt mit dem Verweis auf die Tage Dienstag und Donnerstag, an denen die Bleidenstädter Fußballer bis kurz vor der Einstellung des Spielbetriebs in Hessen noch der runden Kugel nachjagten. „Nun hoffen wir, dass wir mit der Aktion auch die Menschen erreichen, die die Unterstützung wirklich benötigen.“
„Die Sache rollt so langsam an“, freut sich Daniel Petschulies, im Fußballalltag Keeper des ersten Bleidenstädter Teams, das derzeit die Kreisoberliga Rheingau-Taunus mit zwei Punkten Vorsprung vor der SG Schlangenbad anführt. „Der TSV verbindet Bleidenstadt von Jung bis Alt. Deshalb war uns klar, dass wir als Verein gerne etwas tun wollen, um denjenigen zu helfen, für die es aktuell schwierig ist, das eigene Zuhause zu verlassen“, erklärt Petschulies weiter, der vergangene Woche gemeinsam mit seinem Mannschaftskollegen Lucas Moritz die ersten Lieferungen ausfuhr. „Das Feedback war bis jetzt durchweg positiv.“ Vor den Einkäufen holten die Spieler das Bargeld bei ihren Auftraggebern mit dem gebührenden Sicherheitsabstand ab und machten sich anschließend mit Handschuhen, Mundschutz und Desinfektionsmitteln ausgestattet auf den Weg zum Supermarkt. „Wasserkästen oder schwere Einkaufstaschen tragen wir selbstverständlich in die Wohnung, aber wir achten stets darauf, den direkten Kontakt zu vermeiden und desinfizieren beispielsweise auch das Rückgeld“, erläutert Bleidenstadts Torwart die Vorsichtsmaßnahmen.
Auch die Stadt Wiesbaden bietet eine Einkaufshilfe per Telefon (0611-318080) an. Der SV Frauenstein unterstützt diesen Einkaufsservice. Bürger aus Frauenstein und Umgebung, die aufgrund der aktuellen Lage nicht einkaufen gehen können, können sich an die „gute Seele“ des SVF, Cordula Feld, wenden. Cordula Feld ist per Telefon (0178-4609655) erreichbar.