Der Fußballkreis Wiesbaden setzt nach Zwischenfällen auf verstärkte Präsenz von Verbandsmitarbeitern.
Von Stephan Neumann
Sportredakteur Wiesbaden
Rote Karte für Ausschweifungen jeglicher Art auf den Wiesbadener Fußballplätzen – das ist die Devise der Kreis-Oberen.
(Foto: dpa)
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WIESBADEN - Die Sinne sind geschärft, die vorbeugenden Maßnahmen eingeleitet. Der Wiesbadener Kreisfußballausschuss mit Fußballwart Dieter Elsenbast hat den künftigen Kurs abgesteckt, mit dem ausufernden Respektlosigkeiten und tätlichen Angriffen bei den Aktiven- und Jugendspielen begegnet werden soll. Vorkommnisse beim Kreisoberliga-Spiel FC Naurod gegen SV Erbenheim sowie bei der B-Liga-Partie zwischen der Germania und dem FC Albania hatten den Alarm ausgelöst. Die Maßnahmen im Einzelnen:
1. Aktiven- und Jugendspiele verstärkt beobachten: Ab sofort, bestätigt Elsenbast, wird „sowohl im Aktiven- wie auch im Jugendbereich in größerem Umfang durch Mitglieder der einzelnen Ausschüsse Verbandsaufsicht durchgeführt“. Die Präsenz durch neutrale Beobachter habe in der Vergangenheit im Regelfall zu geordneten Abläufen beigetragen. Gerade auch bei Spielen mit möglichem Konfliktpotenzial, das aus Geschehnissen der Vergangenheit herrührt. In diesem Zusammenhang: Die Klassenleiter sollen mit einem „Ampelsystem“ vor einem Spieltag Partien mit eventuellem Konfliktpotenzial mit Rot kennzeichnen. Mit der Folge, dass zu diesen Spielen ein Beobachter entsandt wird, der sich vor dem Anpfiff bei den Teams und den Schiedsrichtern vorstellt.
2. Auch kreisfremde Beobachter einsetzen: Spielbesuche von Vertretern aus den Nachbar-Fußballkreisen, die in Wiesbaden nicht bekannt sind, sollen dazu beitragen, verbale Vergehen mit rassistischem Hintergrund und andere Vorkommnisse besser bewerten und sie leichter der Sportgerichtsbarkeit zuführen zu können. Die Anwesenheit von Verbandsmitarbeitern gewährleistet bei Zwischenfällen auch die Verfügbarkeit eines neutralen Zeugen – der in den meisten Fällen nicht vorhanden ist. Vorausgesetzt, dass der Beobachter mögliche Zwischenfälle wahrnimmt. Einhergehend seien die Schiedsrichter mehr denn je gehalten, Vergehen im Rahmen eines Sonderberichts aussagekräftig zu dokumentieren, appelliert Elsenbast.
3. Schiedsrichter-Paten sollen junge Referees länger begleiten: Der Schutz und die vorbehaltlose Unterstützung der nur noch 148 derzeit in Wiesbaden aktiven Schiedsrichter stellt ein elementares Anliegen dar. „In Absprache mit dem Schiedsrichterausschuss werden zusätzlich zu den bisherigen Regelungen zukünftig gerade bei jungen Schiedsrichtern über einen längeren Zeitraum Betreuer aus den Ausschüssen mit zu den Spielen geschickt“, erläutert Elsenbast. Der junge Schiedsrichter – der nach einem C-Jugendspiel verfolgt worden war, sich in der Kabine eingeschlossen und Polizei sowie Klassenleiter angerufen hatte – habe aufgehört.
4. Verstärkter Fokus, ob Ordner wirklich präsent sind: Im Zuge der erhöhten Präsenz durch Verbandsmitarbeiter soll verstärkt darauf geachtet werden, ob der jeweilige Heimverein tatsächlich genügend gekennzeichnete Ordner aufbietet. In der Vergangenheit war das bei Sportgerichtsverfahren manchmal ein strittiger Punkt. Bei Aktivenspielen sollen – je nach vermutetem Zuschauerzuspruch – zwei bis vier Ordner präsent sein. Bei Jugendspielen stets mindestens zwei.
5. Die „Task Force“ soll wieder installiert werden: Als im Herbst 2011 die Reihe von Zwischenfällen im Angriff auf den jungen Schiedsrichter eines Jugendspiels gipfelte, wurde im Kreis Wiesbaden die „Task Force“ mit dem damaligen Schiedsrichter-Obmann Gerhard Steudter, Ex-Sportstadtrat Wolfgang Gores, Sportamtsleiter Karsten Schütze und Dieter Elsenbast gegründet. Nun wird sich ein neues Quartett bilden. Wer der künftigen Task Force angehören wird, ist noch offen.
6. Vereinsvertreter mit den Kreis-Gremien vernetzen: Nach Abschluss der letzten Spiele des Jahres im Dezember werde die Situation anhand dieser ersten Maßnahmen evaluiert, kündigt Elsenbast an. Außerdem sollen Vereinsvertreter in die Zusammenarbeit mit den Kreis-Gremien eingebunden werden. Pro Spielklasse im Aktivenbereich solle im Rahmen der Rückrundenbesprechungen ein Vertreter gewählt werden, schlägt Elsenbast vor: „Es soll nicht so sein, dass wir nur von oben etwas entscheiden.“