Ausgleich in letzter Sekunde: SV Wehen Wiesbaden erkämpft 3:3 gegen Absteiger Braunschweig

Kapitän Sebastian Mrowca vom SVWW sucht den Zweikampf mit Malte Amundsen. Foto: Corinna Seibert/rscp-photo.net
WIESBADEN - Was für eine Schlussphase in der Wiesbadener Brita-Arena! Der SV Wehen Wiesbaden drehte in der zweiten Halbzeit einen 1:3-Rückstand gegen Absteiger Eintracht Braunschweig und feierte das 3:3 am Ende wie ein Sieg. Für den SVWW trafen Manuel Schäffler (63. Minute), Andrist (86.) und Kyereh (90.+4).
Der SVWW wollte nach zwei Niederlagen in Folge vor heimischem Publikum etwas gut machen. Doch auch der Absteiger aus Braunschweig stand unter Zugzwang und wollte nach drei sieglosen Spielen im vierten Versuch nun endlich mal drei Punkte einfahren.
Drei Veränderungen in der Startelf
Trainer Rüdiger Rehm nahm im Vergleich zur 2:3-Niederlage in Rostock am Mittwoch drei Veränderungen in der Startelf vor: Torjäger Manuel Schäffler kehrte nach überstandener Fuß-Verletzung zurück. Der zuletzt glücklose Simon Brandstetter musste für ihn auf die Bank. Außerdem verloren Alf Mintzel und Sascha Mockenhaupt ihren Platz in der ersten Elf an Marc Wachs und Giuliano Modica.
SV Wehen Wiesbaden
Kolke - Kuhn, Modica, Reddemann, Wachs – Schwadorf (82. Shipnoski), Lorch (46. Kyereh, 90.+4 3:3), Mrowca, Andrist (86., 2:3) , Schmidt (58. Schönfeld) – Schäffler (1:2, 63.)
Die Heimmannschaft wirkte vom Start weg konzentrierter als bei der letzten Heimniederlage gegen Cottbus – und hatte durch Schäffler die erste Chance (2.). Aber auch die Eintracht ließ früh eine gute Torgelegenheit liegen: Jonas Thorsen setzte in der 7. Minute im Strafraum zu einem Seitfallzieher an und verfehlte das Gehäuse von Markus Kolke nur knapp. Im direkten Gegenzug versuchte es Jules Schwadorf aus der Distanz und holte eine Ecke raus. Und die wurde richtig gefährlich. Stephan Andrists Kopfball rauschte haarscharf am linken Pfosten des Braunschweiger Tores vorbei. Es dauerte knapp zehn Minuten bis die Torhüter auf beiden Seiten wieder etwas zu tun bekamen. Kolke verhinderte in der 17. Minute mit beiden Fäusten einen Rückstand. Philipp Hofmann hatte aus knapp zehn Metern einen satten Schuss abgegeben, der gepasst hätte, wäre der Keeper nicht zur Stelle gewesen. Wenige Augenblicke später hatte Andrist für den SVWW den Führungstreffer auf dem Fuß, als er aus kurzer Distanz abzog – Braunschweigs Torwart Marcel Engelhardt hielt den Ball aber fest.
Nach einer guten halben Stunde hatte Kolke auf der Gegenseite gegen Hofmann dann das Nachsehen. Der Braunschweiger Stürmer ließ die komplette SVWW-Hintermannschaft aussteigen und Kolke keine Chance – das 1:0 für die Gäste aus Niedersachsen (32.). Unterm Strich war die Führung zu diese Zeitpunkt nicht unverdient. Bis zur Pause waren die Hausherren bemüht, noch den Ausgleichstreffer zu erzielen. Sie waren nun enger an ihren Gegenspielern und zwangen diese zu Fehlern.
Keine klaren Tormöglichkeiten
Klare Tormöglichkeiten erspielten sie sich allerdings nicht. Einzig der erfrischend aufspielende Moritz Kuhn kam zu einem vielversprechenden Abschluss, scheiterte aber an Eintracht-Schlussmann Engelhardt. Braunschweig machte es zwei Minuten um ein Haar besser, als der SVWW den Ball an der Strafraumkante nicht geklärt bekam und so Hofmann erneut an den Ball kam und das 2:0 auf den Fuß hatte. Sein Schuss segelte knapp am linken Pfosten vorbei.
Nach der Pause brachte Rehm Daniel-Kofi Kyereh und ließ fortan im offensiveren 4-4-2-System spielen. Die Devise für den zweiten Durchgang war klar: Schnellstmöglich den Ausgleich erzielen, um dann im besten Fall noch Chancen auf den Sieg zu haben. Doch dieser Plan ging völlig nach hinten los. Es waren erst gute zwei Minuten nach Wiederanpfiff gespielt, als Braunschweigs Onur Bulut zu einem Freistoß an der linken Strafraumkante antrat – und diesen direkt verwandelte. Der Ball flog durch den gesamten Strafraum, an allen Abwehrspielern vorbei und überraschte Kolke, der das Spielgerät nur noch verärgert aus dem Netz fischen konnte. In der 62. Minute parierte er aber glänzend gegen den Torschützen zum 2:0 und verhinderte so das 3:0, das wohl das K.o. für den SVWW bedeutet hätte.
Anschluss kurz nach Riesenchance
So blieben die Hausherren im Spiel und nutzen dies nur eine Minute später gewinnbringend aus. Ein schöner Angriff über links schien von den Braunschweigern eigentlich schon geklärt, Keeper Engelhardt stürzte sich im Fünfmeterraum ins Getümmel, konnte den Ball aber nicht festhalten und so fiel dieser dem bislang eher unauffälligen Schäffler vor die Füße. Dieser reagierte blitzschnell und netzte zum 1:2-Anschlusstreffer ein. Andrist hatte zehn Minuten später die dicke Chance auf den Ausgleich, sein Schuss aus 16 Metern ging aber knapp vorbei. Und wie das im Fußball so ist: Wer seine eigenen Möglichkeiten nicht nutzt, wird bestraft. Im direkten Gegenzug (74.) stürmte Braunschweigs Malte Amundsen aufs SVWW-Tor zu, Kolke kam raus und war auch am Ball.
Allerdings schoss er bei seinem Rettungsversuch den mitgelaufenen Kuhn an und das Spielgerät landete unglücklich wieder bei Amundsen, der eiskalt in den rechten Winkel schoss und damit eine gute Viertelstunde vor Schluss die Eintracht vermeintlich endgültig auf die Siegesstraße brachte. Doch wer den SVWW kennt, weiß, dass die Rehm-Elf für ihre starken Schlussphasen bekannt ist. Und eben eine solche zeigte sie auch gegen Braunschweig. In der 86. Minute legte Schäffler im Strafraum auf Andrist quer, der den Ball abgezockt zum 2:3 ins kurze Eck schoss. Es keimte noch einmal Hoffnung auf bei den 2.688 Zuschauern in der Brita-Arena. Und das nicht unbegründet. Der eingewechselte Nicklas Shipnoski (89.) als auch Modica (90.+1) vergaben zunächst aus aussichtsreicher Position.
Ausgleich in der vierten Minute der Nachspsielzeit
Doch dann kam die vierte Minute der Nachspielzeit und die Gelb-Rote Karte für Braunschweigs Amundsen. Der SVWW war für die letzten Augenblicke der Partie also in Überzahl und nutzte diesen Vorteil aus: Kyereh fiel ein Schuss von Wachs vor die Füße, der 22-Jährige zögerte nicht lange und zimmerte den Ball volley in die Maschchen – der 3:3-Ausgleichstreffer wenige Sekunden vor dem Abfiff. Die gesamte SVWW-Bank stürmte auf den Platz, der Torschütze bejubelte seinen Treffer mit einem sehenswerten Salto. Dieser späte Punktgewinn fühlte sich in diesem Moment an wie ein Sieg.