Darmstadts Coach gibt zwei Spieltage vor Saisonende jedwede Zurückhaltung auf und geht vor dem Spiel gegen den 1. FC Magdeburg in den Angriffsmodus. Jannik Müller fehlt am Freitag.
Darmstadt. Das Stadion am Böllenfalltor ist ausverkauft, der SV Darmstadt 98 kann am Freitag (18.30 Uhr) mit einem Sieg gegen den 1. FC Magdeburg in die Fußball-Bundesliga aufsteigen. Die ersten zwei „Matchbälle“ gegen den FC St. Pauli (0:3) und bei Hannover 96 (1:2) hat er vergeben, diesmal soll es klappen. Dazu passt, dass Trainer Torsten Lieberknecht am Mittwoch in der Spieltagspressekonferenz erstmals ganz offen vom Aufstieg sprach.
Über die Furcht, eventuell doch noch auf Platz drei zurückzufallen: Die gibt es nicht. Hier sitzt der Tabellenführer, wir haben vier Punkte Vorsprung auf Platz drei, wir sind seit dem zwölften Spieltag Spitzenreiter. Seit dem ersten Tag kämpfen wir gegen Widerstände, zeigen uns aber stets präsent – und sind immer noch Erster.
Es geht jetzt nur noch um den Aufstieg. Warum sollten wir noch rumeiern? Dass wir aufsteigen wollen, ist klar.
Über den Aufstieg: Wir wollen aufsteigen, so wie alle anderen auch. Uns ist vor gar nichts bange. Bange wird einem nur, wenn man außen zu viel nachdenkt. Aber macht euch alle doch mal keine Sorgen, habt einfach positive Gedanken, dass wir es schaffen – denn wir werden es schaffen. Davon bin ich überzeugt. Es ist nur die Frage, wann und wie es passiert.
Über die neue Offenheit im Umgang mit dem Thema Aufstieg: Es geht um nichts anderes. Wir haben es die ganze Zeit ein bisschen anders verpackt, auch mal mit einem Augenzwinkern. So wie Journalisten mit Fragen spielen, so spielen wir hier natürlich auch. Es geht aber um nichts anderes mehr, es geht jetzt nur noch um den Aufstieg. Warum sollten wir noch rumeiern? Dass wir aufsteigen wollen, ist klar. Wir haben immer von unserem Traum gesprochen, von unserem großen Ziel. Dass wir zwei Spieltage vor Saisonende immer noch davon sprechen können, ist doch grandios.
Über die Stimmung in der Stadt: Ich habe gestern einen Rentner dort getroffen. Der hat zu mir gesagt: „Torsten, bleib einfach locker. Wir wissen alle, was Ihr hier abreißt. Wir drücken die Daumen, dass es klappt, das wäre richtig geil.“ Das ist genau die richtige Einstellung. Dass man zwei Spieltage vor Schluss von Aufstieg spricht, das ist doch der Hammer! Ich bin extra mal in die Stadt gegangen, weil ich wissen wollte, wie die tickt. Und es war gut. Ich habe deshalb auch zu den Jungs gesagt: „Geht in die Stadt, geht mal zum Bäcker. Das baut auf.“
Über seine eigene Rolle: Ich will vorangehen, die Jungs brauchen mich. Sie brauchen einen, der den Kopf raushält und stark bleibt. Ich dachte nach Hannover: Schließt du dich jetzt besser ein? Aber das ist ja auch nicht der Sinn des Lebens. Wir sind schließlich immer noch Erster. Die Jungs brauchen klare Vorgaben, was wir vorhaben. Das versuche ich den Jungs mitzugeben, sie sollen einfach nur machen. Deshalb lieben uns die Leute hier, deshalb drücken sie uns die Daumen.
Über die Konkurrenz: Ich wünsche uns definitiv den Aufstieg, weil wir es verdient hätten. Dass der Hamburger SV da etwas dagegen hat, das weiß ich. Die haben extrem viel zu verlieren. Das wissen sie auch selbst, aber sie lügen sich in die eigene Tasche. Wir haben nur etwas zu gewinnen, immer noch. Wir sind komplett bei uns.
Dass der Hamburger SV da etwas dagegen hat, das weiß ich. Die haben extrem viel zu verlieren. Das wissen sie auch selbst, aber sie lügen sich in die eigene Tasche.
Über die Ausgangslage: Wir haben es zwei Spieltage vor Saisonende in der eigenen Hand, aufzusteigen. Wir haben es zuvor anders ausgedrückt, weil wir eine andere Linie gefahren haben. Man muss seine Chance aber jetzt packen. Früher hat man in der Disco beim fünften Vorbeigehen endlich mal seine Traumfrau angesprochen. So ähnlich war es bei mir, jetzt ist sie seit 22 Jahren meine Frau, wir sind glücklich verheiratet und haben drei tolle Kinder. Hätte ich sie nicht angesprochen, hätte ich etwas verpasst. Unsere Freundin jetzt ist der Aufstieg, also packen wir jetzt zu. In der Winterpause hatten wir 36 Punkte, wie St. Pauli ein Jahr zuvor. Alle sagten: Es wird euch genauso ergehen. Aber wir sind immer noch da, weil die Jungs richtig geil sind. Da ist so viel Power und Energie drin.
Über das 1:2 in Hannover: Das geht komplett auf meine Kappe. Bei 34 Spieltagen kann ein Trainer auch mal daneben liegen. Bis auf Hannover habe ich oftmals die richtigen Entscheidungen getroffen. Und wir haben zu viel nachgedacht.
Wir wollen Fußball nicht denken, sondern machen. Wir wollen zeigen, was uns bisher ausgezeichnet und stark gemacht hat.
Über das Spiel gegen Magdeburg: Wir wollen direkt ins Tun kommen, ins Machen. Wir wollen Fußball nicht denken, sondern machen. Wir wollen zeigen, was uns bisher ausgezeichnet und stark gemacht hat. Deshalb ist es auch gut, dass wir schon am Freitag wieder spielen, da haben wir nicht so viel Zeit zum Nachdenken.
Auf die Frage, wie er vom Fußball abschalten kann: Gar nicht. Ich habe vor zwei Wochen von Harald Strutz sein Buch „Unfassbar“ geschenkt bekommen, das habe ich gelesen. Jetzt lese ich das Buch von Wolfgang Frank, also auch etwas über Fußball. Und gestern habe ich Champions League geschaut. Ich will gar nicht abschalten vom Fußball, ich will da die ganze Zeit voll drin sein.