
Die Fußballerinnen der SGS packen bei dem Comeback des U15-Hallenmasters in Wiesbaden die Titelverteidigung. Nach einem medizinischen Notfall gibt es glücklicherweise Entwarnung.
Wiesbaden. Als das Konfetti knallte und sich die Fußballerinnen der SGS Essen unter dem Applaus der Fans freudestrahlend in die Arme fielen, war das dem einen oder anderen Zuschauer auf der Tribüne vielleicht sogar bekannt vorgekommen. Schließlich schafften es die Essenerinnen durch einen 3:1-Sieg über den FSV Gütersloh, ihren Titel beim siebten Wiesbadener Hallenmasters für U15-Teams in der Horst-Bundschuh-Halle am Elsässer Platz zu verteidigen. Zuletzt hatte die SGS 2020 triumphiert, ehe die bei ihrem Comeback nun wieder hochkarätig besetzte Veranstaltung coronabedingt in den folgenden Jahren ausfallen musste.
Doch der Essener Jubel wurde jäh dadurch unterbrochen, dass Rainer Wagner, der als Sportlicher Leiter für die Top-Besetzung des Turniers gesorgt hatte, nach der Siegerehrung plötzlich auf den Boden gesackt war. Helfer, unter anderem aus den Reihen von Arminia Bielefeld, reagierten gedankenschnell, schirmten ihn mit einer herbeigetragenen Werbebande ab. Während andere Coaches sowie Betreuerinnen und Betreuer dafür sorgten, dass die Kinder – die sich zur Siegerehrung auf dem Spielfeld versammelt hatten – schnell sowie geordnet das Feld verließen. Zeitgleich eilten weitere Helferinnen und Helfer herbei, der Notruf war blitzschnell abgesetzt und die Rettungskräfte rückten an. Rainer Wagner konnte dann kurz aufstehen und wurde schließlich in das Krankenhaus gefahren. Die sich noch in der Halle befindenden, sichtlich besorgten Menschen spendeten Applaus.
Dank an die Ersthelfer „für ihre tolle Unterstützung“
Glücklicherweise verkündeten die Organisatoren des Wiesbadener Hallenmasters dann, dass es Rainer Wagner „den Umständen entsprechend ok“ gehe, was auch Mike Steinbach, Clubchef des ausrichtenden SV Erbenheim, noch einmal auf Nachfrage bestätigte. In Zusammenarbeit mit Rainer Wagner, der den Mädchen- und Frauenfußball in der Region seit vielen Jahren mit viel Herzblut auf allen möglichen Ebenen vorantreibt und dessen gesamte Familie ebenfalls in die Organisation eingebunden war, hatte der SVE das Turnier aufgezogen. „Wir wollen uns bei den ganzen Ersthelfern bedanken für ihre tolle Unterstützung“, hieß es vonseiten des Turnierteams weiter. Einem Dank, dem sich ausdrücklich auch Rainer Wagner anschließt, der mittlerweile wieder zu Hause ist und Entwarnung gegeben hat.
Und das ist dann auch die wichtigste Nachricht des Events, das ein zwei Tage andauerndes Sportfest war, bei dem hr1-Moderator Kai Völker als Hallensprecher auf dem Laufenden hielt. Über die zwei Tage hinweg fanden rund 1600 Menschen den Weg in die Horst-Bundschuh-Halle am Elsässer Platz – die Rückmeldungen der Trainerinnen sowie Trainer, der Spielerinnen und auch der Eltern waren durchweg positiv. Auch einige Kapitäninnen der insgesamt zwölf angetretenen Teams bedankten sich bei der Siegerehrung für das „coole Turnier“. Das auch sportlich viel zu bieten hatte. „Das Niveau ist wirklich richtig hoch“, sagte Aline Friedrich, die die Formation der Talentförderung Wiesbaden an der Elly-Heuss-Schule betreute, als gerade die Halbfinalspiele liefen. Und die mit ihrer Wiesbadener Auswahl sportlich eine Top-Leistung hinlegte. In ihrer Gruppe – in der es gegen den späteren Finalisten FSV Gütersloh, Bayer 04 Leverkusen, die TSG Hoffenheim, Hannover 96 und den SC Bad Neuenahr ging – sammelten die Wiesbadenerinnen stolze acht Punkte und wurden Vierte. In der Endabrechnung war es in einem Top-Teilnehmerfeld der geteilte siebte Platz.
Halle in Wiesbaden sogar voller als vor Corona
Gerade beim 6:4-Erfolg über Hannover 96 habe sich ihr Team in „einen Rausch gespielt”, sagte Friedrich. Die anfängliche Nervosität, vor so einer großen Kulisse zu spielen, war da bereits abgelegt. „Abends nach dem ersten Tag hatten die Spielerinnen dann wirklich ein Strahlen in den Augen“, sagte Friedrich, die selbst beim Hessenligisten MFFC Wiesbaden aktiv ist. Wann hat man schließlich schon einmal die Möglichkeit, vor rund 800 Zuschauern Fußball zu spielen? Der Zuspruch auf den Rängen sei sogar noch größer gewesen, als in den Turnieren vor Corona, sagte Mike Steinbach, kurz bevor die Finalspiele angepfiffen wurden, die unter anderem auch von Wiesbadens Oberbürgermeister Gert-Uwe Mende, der Schirmherr des Hallenmasters ist, SVWW-Legende Alf Mintzel und Hockeyikone Stefan Blöcher verfolgt wurden. Darauf, dass der Zuschauerzuspruch so groß sowie das Niveau so hoch waren und wieder viele namhafte Mannschaften den Weg nach Wiesbaden fanden, war auch Rainer Wagner sichtlich stolz, der zudem noch einmal darauf hinwies, dass es ebenfalls um den guten Zweck ging.
Denn zugunsten des Wiesbadener Zwerg-Nase-Zentrums, in dem Kinder und junge Erwachsene betreut werden, die aufgrund von Beeinträchtigungen nicht bei ihren Familien wohnen können, wurden zwei Trikots mit Unterschriften der Erstligaspielerinnen aus Frankfurt und Hoffenheim versteigert, zudem Spendenboxen aufgestellt. Die von Christian Schliephorst 2019 gegründete Initiative „Fußballfans gegen Krebs“ bildet den Brückenschlag zu dieser Aktion, durch die Sabine Schenk (Geschäftsführerin des Zentrums) bei der Siegerehrung einen Spendenscheck in Höhe von 520 Euro in Empfang nehmen durfte. Und auch dafür gab es – wie für den Essener Sieg – einen kräftigen Applaus von der Tribüne. Ebenfalls bemerkenswert: Die meisten Mannschaften haben ihr Wiederkommen für 2024 bereits angekündigt