
Nach Blitzcomeback muss der Torjäger des Fußball-Verbandsligisten aber wohl Boxenstopp einlegen. Derby gegen SG Walluf. SV Niedernhausen empfängt Spvgg. Eltville
Wiesbaden. Im Kino wäre es wohl ein Streifen unter dem Titel: „Ein Mann, der sich durch (fast) nichts aufhalten lässt“. Gemünzt auf Orkun Zer und seine fußballerische Leidenschaft, die auch mit 33 kein bisschen abgeebbt ist, wäre das keineswegs untertrieben. Lange Monate hat sich der Stürmer des Verbandsligisten FV Biebrich 02 mit einem Fersensporn durchgeschleppt. Im Winter erfolgte die überfällige Operation, nach der er gleich den Entschluss fasste, am 4. März im damaligen Spitzenspiel gegen den FC Ederbergland unbedingt dabei sein zu wollen. Tatsächlich wurde er in den letzten Minuten eingewechselt, das 0:2 gegen den FCE war aber nicht zu verhindern.
Sehnenentzündung im Oberschenkel plagt den Torjäger
Beim 2:4 in Pohlheim war es schon knapp eine halbe Stunde Spielzeit – und beim 3:4 gegen Waldgirmes II und dem 3:2 in Biedenkopf, dem ersten Sieg des Jahres, traf er jeweils doppelt. Comeback geglückt, könnte man meinen. Doch die Realität vor dem Derby gegen die SG Walluf (So., 15 Uhr) sieht anders aus. „Der operierte Fuß ist noch nicht komplett schmerzfrei“, räumt Orkun Zer ein und bestätigt zudem eine Sehnenentzündung im Oberschenkel. Mit Chefcoach Nazir Saridogan sei er übereingekommen, „erst mal zu trainieren und dosiert zu spielen“. Mit der Hoffnung, im Sommer eine schmerzfreie Vorbereitung für die nächste Runde absolvieren zu können. Der Weg zurück zu voller Leistungsstärke nach einer nicht gerade unerheblichen Verletzung ist mit 33 nicht mehr ganz so einfach wie vielleicht mit Mitte 20, hat er feststellen müssen. Doch Trübsal blasen ist so gar nicht sein Metier, das Toreschießen, das er als junger Verbandsligaspieler bereits bei der SG Walluf und beim Türkischen SV unter Beweis gestellt hatte, dagegen umso mehr. „Das ist nun mal das, was ich kann. Womit ich dem Team helfen kann“, sagt er nach 278 Verbandsliga-Toren im Biebricher Dress. Wobei Orkun Zer nie den Ego-Spieler rausgekehrt hat, immer nur seinem fußballerischen Instinkt gefolgt ist und im Grunde seines Herzens ein Teamplayer ist. Unverändert mit Zielen. „Die 300-Tore-Marke für Biebrich in der Liga will ich schon noch unbedingt knacken“, sagt der Familienvater, der obendrein mit seinem älteren Bruder Volkan, seit dieser Spielzeit neben Savas Saridogan Co-Trainer bei den 02ern, in diesem Jahr einen Trainerlehrgang starten will. Beginnend mit einem Basis-Lehrgang und dem Eignungstest in Richtung B-Schein. Aufgrund der vielen Jahre in der Verbandsliga, auf die auch sein Bruder zurückblickt, sei das ein verkürzter Weg zur B-Lizenz, schildert Orkun Zer.
Fünf Zusagen bei Biebrich 02
Ein klarer Fingerzeig, dass er auch nach seiner aktiven Laufbahn dem Fußball verbunden bleiben wird. Was die 300-Tore-Marke angeht, beinhaltet das natürlich seinen Verbleib über das Saisonende hinaus, der inzwischen zu einer Art Selbstverständlichkeit geworden ist. Auch der junge Keeper Maximilian Krapf sowie die Feldspieler David Schug, Moritz Christ und Elias Walter (zählt wahrscheinlich nach langer Verletzungspause Sonntag wieder zum Kader) haben für 2023/24 zugesagt, bestätigt der Sportliche Leiter Malte Christ.
SG Walluf: Mit der Verpflichtung von Marvin Kauer (SV Niedernhausen) haben die Rheingauer die Planung vorangetrieben. Auch auf der Torhüterposition wollen sie demnächst Vollzug melden. Was das Derby angeht, sind alle fit. Auch Niklas Berger (nach Nasenbeinfraktur) und Marcel Krabler (nach Verletzung) sind wieder ins Training eingestiegen. Mit einem Dreier könnten die Wallufer die 02er im Rennen um das Prädikat „bestes heimisches Team“ überfügeln.
Mohr ärgert sich über Zeitpunkt der Bekanntgabe des Kauer-Wechsels
SV Niedernhausen: Gegen die Spvgg. Eltville (So., 15 Uhr) und anschließend gegen Biedenkopf stehen zwei absolute Endspiele für das abstiegsgefährdete Autal-Team an. Raffael Grigoryan (aus beruflichen Gründen) fällt aus, Kapitän Marco Waldraff ist nach mehrtägiger Krankheitsphase stark angeschlagen. Nicht begeistert zeigt sich Niedernhausens Sportlicher Leiter Stephan Mohr unterdessen darüber, dass die SG Walluf SVN-Spieler Marvin Kauer als Neuzugang für 2023/24 verkündet hat. „Er hatte bei uns nicht zugesagt und es ist auch legitim, Spieler anzusprechen. Aber warum das zwei Monate vor dem Saisonende, wenn noch alles offen ist, breitgetreten werden muss, verstehe ich nicht. Das stört extrem und ärgert mich nur.“
Eltviller planen für Gruppenliga mit Jungen und gezielten Zugängen
Spvgg. Eltville: „Wir haben nichts zu verlieren, werden kein einziges Spiel abschenken“, kündigt Sven Klärner, der das Team mit Janosch Herbst trainiert, energiegeladene Eltviller an. Allerdings ist Stürmer Mojtaba Tajik (weilt in seinem Heimatland USA) zu ersetzen. Nach Eric Gebel und David Sarris sind aus dem eigenen Nachwuchslager für 2023/24 auch Henry Bong, Rafael Martins Karassawa und Artur Gebel vorgesehen. In Verbindung mit gezielten Neuzugängen ein schlagkräftiges Gruppenliga-Team auf die Beine stellen, das ist laut Klärner der Ansatz: „An den wir mit Demut herangehen.“