Mit einem überraschenden 2:1-Auswärtssieg bei Holstein Kiel hat sich der SV Wehen Wiesbaden im Rennen um den Klassenerhalt in der 2. Fußball-Bundesliga zurückgemeldet.
KIEL. Der SV Wehen Wiesbaden lebt. Wer hätte das gedacht? Mit dem 2:1 (1:1)-Erfolg bei Holstein Kiel sprang der Aufsteiger nicht nur vorübergehend am Karlsruher SC auf den Relegationsrang 16, sondern pirschte sich auf zwei Punkte an den 1. FC Nürnberg heran, der zeitgleich das Franken-Derby gegen Fürth mit 0:1 verlor. Am Dienstag (18.30 Uhr) kommt es dann in der Brita-Arena zum direkten Duell mit den „Clubberern“.
SVWW-Trainer Rüdiger Rehm nahm drei Veränderungen in der Defensive vor. Für den gegen Dresden schwachen Dominik Franke kehrte wieder Benedikt Röcker zurück, für den am Sprunggelenk verletzten Niki Dams agierte Gökhan Gül in der Abwehrzentrale und auf der rechten Defensivseite rückte Jeremias Lorch für Moritz Kuhn in die Startelf.
Lorchs Einsatz zahlt sich aus
Insbesondere der Einsatz des bärenstarken Lorch sollte sich auszahlen. In einer guten Anfangsphase der Hessen mit hohem Pressing hatte der SVWW auch die erste dicke Chance. Nach einem Pressschlag mit Lorch landete der Ball vor dem völlig freien Stefan Aigner vier Meter vor dem Tor, doch der wurde vom nebenstehenden Daniel-Kofi Kyereh irritiert. In der achten Minute musste der Kieler Alexander Mühling schon runter. Nach einem Zweikampf mit Paterson Chato an der Außenlinie rutschte Mühling unglücklich in die Werbebande und zog sich eine tiefe Fleischwunde am Oberschenkel zu.
Chato kassierte dann in der 19. Minute die erste Gelbe Karte des Spiels, es war seine Vierte. Zwei Minuten später hatte dann Sascha Mockenhaupt große Aktien im Spiel bei der Kieler Führung. Erst foulte er im Mittelfeld mit hoher Sohle, die SVWW-Bank war zwar nicht mit der Entscheidung einverstanden, der Pfiff von Schiedsrichter Sven Jablonski ging aber in Ordnung. Bei der Freistoßflanke von Salih Öcan ließ Mockenhaupt dann Phil Neumann entwischen. Dessen Kopfballvorlage musste der Kieler Kapitän Hauke Wahl nur noch über die Linie drücken.
Nach vorne geht nichts
Nach vorne ging in dieser Phase nichts Zwingendes für die Hessen. Der Top-Torschütze der Liga, Manuel Schäffler, war kaum im Spiel, nur elf Ballkontakte hatte der Mittelstürmer in der ersten Halbzeit. Dafür trug er nach einem Cut am Auge nach einer guten halben Stunde einen schönen blauen Turban. Aber trat dann eben in der 40. Minute der Rechtsverteidiger als Torschütze in Aktion. Nach einem feinen Solo konnte Kyereh nur mit einem Foul an der Strafraumgrenze gestoppt werden. Der anschließende Freistoß von Gül blieb in der Mauer hängen, Kyereh machte den Ball wieder scharf und Lorch tankte sich gegen Neumann direkt vor dem Tor durch und stocherte den Ball am Kieler Keeper Ioannis Gelios vorbei ins Tor. Im 17. Zweitligaspiel sein erstes Tor in dieser Liga. Und der erste Treffer seit Juli 2019, der aus einem Freistoß heraus für den SVWW entstanden ist. Auf alle Fälle ein verdienter Ausgleich in einer Partie auf Augenhöhe.
Kurz vor der Pause kam dann der große Regen samt Gewitter. Die Halbzeit dauerte dann auch einige Minuten länger als normal. Schäffler hatte seinen Turban in der Kabine gelassen. Die erste Chance nach Wiederanpfiff hatte dann wieder der Gast. Lorch brachte den Ball direkt herein, doch Marcel Titsch Rivero bugsierte den Ball im Rutschen knapp am Pfosten vorbei. In der 56. Minute sollte die Kugel aber wieder im Kieler Kasten sein. Einen abgeblockten Schuss von Kyereh leitete Schäffler mit der Hacke zu Aigner, der diesmal eiskalt vollendete. Der sehr engagiert auftretende SVWW hatte die Partie gedreht.
Gelb-Rot für Chato
Für den unauffälligen Titsch Rivero kam in der 68. Minute Maximilian Dittgen. Kiel machte zwar nun mehr Druck, doch durchschlagskräftig waren die Norddeutschen nicht. Die Torschüsse kamen meist außerhalb des Strafraums und gingen am Tor vorbei. Die neu formierte Fünferkette der Gäste stand relativ sicher. Und davor räumte Chato viele Bälle ab. In der 79. Minute räumte er nach einem eigenen Ballverlust aber den Kieler Jonas Meffert an der Mittellinie ab und musste folgerichtig mit Gelb-Rot vom Platz. Rehm reagierte sofort und beorderte den defensiven Jakov Medic für Aigner in die Partie für die letzten knapp zehn Minuten. Kiels Trainer Ole Werner wollte mit aller Macht und einem Dreifachwechsel in der Schlussphase noch den Ausgleich. Aber auch Rehm kann Dreierwechsel. Dominik Franke, Marvin Ajani und Philipp Tietz kamen für Tobias Schwede, Schäffler und Kyereh. Der SVWW überstand die Schlussoffensive mit ein wenig Glück und Geschick. Und hat nun wieder wesentlich bessere Karten im Abstiegskampf.