Erst 0:2, dann 2:3: Der SVWW steckt aber nie auf und gewinnt nach einer komplett verrückten zweiten Halbzeit doch noch mit 4:3 gegen den FSV Zwickau. So lief das Spiel ab.
Wiesbaden. Der SV Wehen Wiesbaden hat einen ganz wichtigen und beeindruckenden Sieg gelandet: Der hessische Fußball-Drittligist gewinnt in einem spektakulären Spiel gegen den abstiegsbedrohten FSV Zwickau 4:3 (0:2). Dominic Baumann (25.) und Maximilian Jansen (33.) hatten für die Gäste vorgelegt. John Iredale (47.) und Max Reinthaler (53.), der gegen seine Ex-Kollegen traf, egalisierten für die Hessen. Doch Zwickaus Baumann traf erneut (59.) - er stand dabei knapp im Abseits, doch das Tor zählte. Johannes Wurtz (73.) gelang vor 3513 Fans der erneute Ausgleich. Ehe Brooklyn Ezeh (89.) die Hessen tatsächlich noch zum Heimsieg schoss, der im Aufstiegsrennen extrem wichtig werden kann. Für den SVWW geht es nun am 8. April (14 Uhr) beim VfB Oldenburg weiter.
„Es war die Entschlossenheit zu spüren, das Ding noch zu drehen”, sagte SVWW-Coach Markus Kauczinski hinterher, der kurz vor Schluss aber auch bereits den Gedanken gehabt habe, dass man sich dann auch mal mit dem Remis zufriedengeben müsse. Doch dann habe Ezeh „diese Riesen-Aktion” gehabt, sagte Kauczinski. „Er trifft den Ball mit rechts in den Winkel. Das war natürlich sensationell für uns. Es ist ein Riesen-Gefühl, so ein umkämpftes Spiel auf seine Seite zu ziehen”, sagte der Coach, der ausdrücklich auch die Leistung der Zwickauer lobte.
Das Spektakel-Spiel brauchte ein klein wenig Anlaufzeit. Zwickaus Keeper Johannes Brinkies musste zwar direkt mal einen tückischen Ball von Kianz Froese (3.) abwehren. Danach gab es aber erst einmal keine gefährlichen Torraumszenen mehr. Der SVWW hatte mehr Ballbesitz, fand bei Dauerregen aber zunächst keine Lücken. Erst nach 16 Minuten wurde es wieder brenzlig, als zwei flache Hereingaben durch den Zwickauer Strafraum flogen und Benedict Hollerbach dann im Sitzen versuchte, Brinkies zu überwinden. Doch der Keeper hatte bei beiden Versuchen gut aufgepasst.
Doppelter Schock für Wehen Wiesbaden
Die Gäste wurden derweil nach rund 25 Minuten erstmals richtig torgefährlich. Dann aber gleich richtig. Erst konnte Sascha Mockenhaupt nach einer Zwickauer Ecke noch auf der Linie klären, doch die Szene blieb heiß. Und nach der darauffolgenden Flanke von der rechten Seite köpfte Baumann aus kurzer Distanz ein - das 1:0 für den FSV Zwickau (26.). Nun war der SVWW gefordert: Hollerbach (30.) hätte fast eine schnelle Antwort gefunden, traf aber nur den Pfosten. Während die Zwickauer im direkten Gegenzug gefährlich konterten - und sich wieder eine Ecke erspielten. Nach der stand es dann plötzlich 0:2. Zwar klärten die Hessen die Ecke, doch aus dem Rückraum traf Jansen mit einem unhaltbaren Schuss (33.) von der Strafraumkante. Ein Traumtor. Das auf der anderen Seite beinahe auch Johannes Wurtz gelungen wäre, doch Brinkies parierte seinen Seitfallzieher spektakulär (35.).
Vorne doppeltes Pech im Abschluss, hinten von den clever agierenden Zwickauern doppelt eiskalt erwischt: Viel ungünstiger hätten die ersten 30 Minuten für die Hessen kaum laufen können. Da auch der Kopfball von Hollerbach (42.) vorbeitrudelte, ging es mit dem Zwei-Tore-Rückstand in die Pause. Gelingt dem SVWW eine Aufholjagd? Das war vor Halbzeit zwei die Frage. Und die Hessen waren gewillt, diese mit einem Ja zu beantworten. Der eingewechselte Iredale zog ab, der Ball wurde zum tückischen Aufsetzer und landete irgendwie im Tor - der schnelle 1:2-Anschlusstreffer für den SVWW (47.). Und als sich noch immer nicht alle Zuschauer gesetzt hatten, hätte es beinahe schon 2:2 gestanden. Doch der abgefälschte Freistoß von Brooklyn Ezeh klatschte nur an die Latte (52.).
Reinthaler beweist erneut Torgefahr, Zwickau antwortet
Die Folge: eine Ecke. Eine Disziplin, die auch der SVWW beherrscht. Ecke Wurtz, Kopfballverlängerung Gino Fechner, Tor Reinthaler - der 2:2-Ausgleich war nach nicht einmal zehn gespielten Minuten in Halbzeit zwei perfekt (54.). Der Spielstand hatte zunächst Bestand, weil SVWW-Keeper Arthur Lyska (57.) gegen Jansen prima parierte. Doch die Zwickauer waren von alldem unbeeindruckt und schlugen zurück: Baumann drückte den Ball nach einer Flanke von der linken Seite über die Linie - das 3:2 für die Zwickauer (59.). Allerdings: Baumann stand dabei knapp im Abseits. Ärgerlich für die Hessen.
Der Start in die zweite Halbzeit war einfach nur verrückt. Und es ging immer weiter. Kurz darauf fordert Iredale Elfmeter, doch Referee Tobias Schultes war das Ziehen zu wenig. Ehe der SVWW zum dritten Mal an diesem Samstag Aluminium-Pech hatte: Der Distanzschuss von Wurtz klatschte an die Latte (63.), wenig später scheiterte der Kapitän (66.) dann an Brinkies. Doch Kapitän Wurtz gab nicht auf, belohnte sein anstürmendes Team in der 73. Minute. Nach einer Flanke drosch er den Ball mit viel Wut im Bauch ins Tor - der verdiente 3:3-Ausgleich. „Ich war im Sechzehner und muss den einfach reinhauen”, sagte Wurtz und bestätigte, dass er dabei durchaus ein wenig Wut im Bauch gehabt habe. „Gerade, weil es vorher, unglücklicherweise mit der Latte, nicht so funktioniert hat.”
Brooklyn Ezeh mit einem Traumtor
Doch die Hessen wollten im Aufstiegskampf den Dreier. Mockenhaupt schickte nach einem Solo Hollerbach auf die Reise, der am starken Brinkies (83.) scheiterte. Bei einer Ecke in der 85. Minute erhoben sich dann die SVWW-Fans in der Brita-Arena, wollten ihr Team noch einmal nach vorne peitschen. Und es sollte sich lohnen. In der 89. Minute ließ Ezeh einen Gegenspieler aussteigen und schlenzte den Ball traumhaft ins Tor - das 4:3 für den SVWW (89.). Wahnsinn. „Ich habe in der Situation gedacht: Der Gegenspieler denkt mit Sicherheit, dass ich links vorbeigehen will. Ich habe einen Übersteiger gemacht, bin reingezogen, habe auf das lange Ecke gezielt - und er ist perfekt in den Knick gegangen”, beschrieb Matchwinner Ezeh sein entscheidendes Tor. Darauf fanden die Zwickauer keine Antwort mehr: Die Hessen gewannen ein komplett verrücktes Fußballspiel.
SVWW: Lyska - Carstens (46. Mrowca), Gürleyen, Reinthaler - Mockenhaupt, Fechner (77. Taffertshofer), Jacobsen, Ezeh (90.+1 Kempe) - Wurtz, Froese (46. Iredale) - Hollerbach.
FSV Zwickau: Brinkies - Butzen (85. von Schroetter), Löhmannsröben, Frick - Göbel (69. Ziegele), Möker (77. Könnecke), Jansen, Voigt - Gomez - Schneider (69. Eichinger), Baumann (85. Assibey-Mensah).
Tore: 0:1 Baumann (26.), 0:2 Jansen (33.), 1:2 Hollerbach (47.), 2:2 Reinthaler (53.), 2:3 Baumann (59.), 3:3 Wurtz (73.), 4:3 Ezeh (89.).
Schiedsrichter: Schultes.
Zuschauer: 3513.