Rekordspieler Bell: Warum er Mainz 05 bis heute treu ist

aus Mainz 05

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Drei Ex-Kapitäne und zwei Rekordspieler unter sich: Nikolce Noveski (rechts, 255 Bundesliga-Spiele) und Niko Bungert (links, 166 Erstliga-Einsätze für 05) herzen Stefan Bell.
© Martin Hoffmann/imago

Spielt Stefan Bell an diesem Samstag für den FSV Mainz 05, schreibt er Vereinsgeschichte. Im Interview spricht er über seine Vereinstreue, schwierige Zeiten und sein erstes Spiel.

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Mit dem ewigen Nikolce Noveski sind Sie gleichgezogen, ab Samstag wird der Bundesliga-Rekordspieler von Mainz 05 einzig und allein Stefan Bell heißen. Wie fühlt sich das an?

Das macht mich schon stolz. Das ist eine besondere Marke, eine große Sache für mich, die ich noch vor drei, vier Jahren nach meiner Verletzung nicht erwartet hätte. Ich habe ja noch mit Nikolce zusammengespielt und seine Treue stets bewundert. Es ist toll, dass es so etwas heutzutage noch gibt und ich freue mich riesig, dass ich das doch noch hinbekommen habe.

Es ist ja auch im Profifußball keine wirkliche Modeerscheinung mehr, dass ein Spieler ausschließlich – ihre beiden Leihjahre nach der Jugendzeit mal ausgeklammert – für einen Verein spielt.

Das stimmt, leider. Ich finde es schon schön, dass es geklappt hat und ich finde, man sollte Vereinstreue als Spieler viel mehr wertschätzen. Manchmal wechselt man zu leichtfertig, zu schnell, ist weg und merkt, dass es eventuell doch die falsche Wahl war und man vielleicht nie eine richtige sportliche Heimat hat. Für einen Verein und auch die Fans ist es wichtig, dass sie ein paar Identifikationsfiguren haben, die konstant über Jahre dabei sind.

Haben Ihre anderthalb Leihjahre bei 1860 München und Eintracht Frankfurt (2010/11) dabei geholfen, die Mainzer Heimat mehr zu wertschätzen?

Wahrscheinlich ja. Ich habe in jungen Jahren zwei Vereine mit komplett unterschiedlichen Vereinsphilosophien sowie extremen Stimmungen und Schwingungen im Alltag kennengelernt. Das hat mit Sicherheit meine Wertschätzung für Mainz, den Wohlfühlfaktor, den ich hier hatte und habe, und die fußballerische Ausbildung, damals unter Thomas Tuchel, noch mal erhöht.

Ganz ehrlich: Haben Sie nie mit dem Gedanken gespielt, sich mal aus Mainz zu verabschieden?

Es gab sicher schwierige Phasen, vor allem jene im Zuge meiner Verletzung, die mich nachdenklich stimmten. Zumal ich danach lange raus war und selbst nach meinem Einstieg monatelang über den Status des Ersatzspielers nicht hinauskam. Das zog sich über ein halbes Jahr. Dazu kam: Es lief hier nicht wirklich gut, die sportliche Ausrichtung hat mir – unabhängig von meiner persönlichen Situation – auch nicht gefallen. In dieser Zeit hatte ich viele Gedanken – kurz danach hat sich alles geändert, als Bo Svensson kam …

Mainz 05 hat viele Abstiegskämpfe erlebt, aber kann sich so eine monumentale Rettungsaktion wie vor zwei Jahren noch mal wiederholen?

Wir hatten ja schon einige Spielzeiten, die extrem schwierig waren und in denen wir uns ernsthaft Sorgen um den Klassenverbleib machen mussten, aber so eine Saison schafft man wahrscheinlich nur einmal – nach so einer verkorksten Hinrunde mit nur sieben Punkten.

Selbst in dieser historischen Saison hatten die 05er vor dem Saisonfinale alle Sorgen beseitigt. Wie so oft. Kurios, dass es für Mainzer am 34. Spieltag selten um etwas ging.

Ich finde die Tatsache unglaublich, dass wir es selbst in schwierigsten Situationen vorher geregelt haben. Da waren sicher auch zwei, drei Jahre dabei, wo ich selbst nicht wusste, wie wir das überhaupt geschafft haben. Grundsätzlich ist es für uns immer gut, eine gewisse Demut zu haben. Der Klassenverbleib ist und bleibt ein hohes und das wichtigste Ziel. Wir müssen immer brutal klug arbeiten – im athletischen Bereich, im Scouting –, müssen aus unseren Möglichkeiten mehr rausholen als andere Clubs mit wesentlich besseren Voraussetzungen. Wenn man sieht, wer alles in den vergangenen 15 Jahren abgestiegen ist. Wir sind der ewige Außenseiter, wobei im Übrigen die Dauer der Bundesliga-Zugehörigkeit zwar schön, aber nicht relevant für die nächste Saison ist.

Mit welcher Stimmungslage werden die 05er die aktuelle Saison beenden?

Mit etwas mehr Abstand werden wir die gesamte Saison mit mindestens 45 Punkten positiv sehen. Denn das ist aus Mainz-Sicht gut. Noch besser, dass wir sehr früh sehr viele Punkte geholt haben und sehr weit weg von der Abstiegszone waren. Wir haben einen Großteil der Saison sehr intensiv und konstant gespielt – das haben wir in dieser Form selten so hinbekommen. Wir sollten aber die aktuelle Phase nicht zu leicht nehmen und einfach wegwischen. Sondern wir müssen uns hinterfragen und daraus lernen. Uns realistische Ziele setzen, wieder das Maximale aus uns rauskitzeln. Ich finde, dass wir mit einem optimistischen Gefühl in die neue Saison gehen können, weil ja auch der Großteil des Kaders bereits steht, weil die Fans hinter uns stehen und die Art und Weise unseres Fußballs und auch die Gesamtsaison honorieren.

Zeitreise: Können Sie sich noch an Ihr erstes Bundesliga-Spiel erinnern?

Ja, klar: Mein erstes Spiel war ein 2:1 in Hannover (Dezember 2012). Ich kam in der letzten Minute für Nicolai Müller und sollte zwei Bälle wegköpfen. Einen habe ich bekommen, bei einem habe ich einen Freistoß verursacht. Das waren zwei, drei Minuten und schon etwas Besonderes, dabei zu sein und reinzukommen.

Ihr 256. Bundesliga-Spiel könnte gleichzeitig das Meisterspiel von Borussia Dortmund sein. Hat denn Ihr Ex-Coach Thomas Tuchel (aktuell Bayern-Coach) bei Ihnen angerufen und um Schützenhilfe gebeten?

(lacht) Nein, hat er nicht. Es ist auf jeden Fall ein außerordentliches Spiel, am Samstag in Dortmund zu spielen. Ein brisanter Rahmen. Für uns ist der sinnvollste Ansatz, dass wir nur auf uns und unsere Situation schauen und mit dem Ehrgeiz reingehen, uns mit einem guten bis sehr guten Spiel aus der Saison zu verabschieden und nichts austrudeln zu lassen.

Ihr Vertrag läuft im Sommer 2024 aus. Wann wird denn die Verlängerung des „ewigen“ Vertrags verkündet?

Ich bin da ganz entspannt. Wir haben das ja meistens im letzten Vertragsjahr geklärt. Dementsprechend gab es noch keine Gespräche. Vielleicht schaffen wir es ja mal, uns im Laufe der Sommervorbereitung zu unterhalten. Wenn es so gut weiterläuft, dürfte es keine extrem zähe und lange Verhandlung werden.

Oder macht der „ewige Bell“ doch noch mal was anderes?

Ganz ehrlich: Aktuell würde mich eher nichts anderes reizen. Ich bin glücklich, dass ich hier bin.