Verfrüht als Heilsbringer gelobt, stürzte der zu Inter Mailand wechselnde Torwart in der Kritiker-Gunst ab. Zu schnell, kommentiert unser Sportredakteur Florian Schlecht.
München. Es ist ein Abgang, der Yann Sommer das Gesicht wahrt: Der Schweizer Nationaltorhüter wechselt vom FC Bayern zu Inter Mailand, dem amtierenden Champions-League-Finalisten, für den er auch künftig in der Königsklasse spielen darf. Ein Karriereschritt, der dem Torwart nach einem harten halben Jahr zu gönnen ist, in dem er auch ungerecht behandelt wurde.
Nach seiner Verpflichtung verfrüht-euphorisch als Heilsbringer gefeiert, der den nach seinem Ski-Unfall lange in Ungnade gefallenen Manuel Neuer dauerhaft ablösen kann, stürzte auch Sommer tief, ohne die Misere verantwortet zu haben. Die Sicht auf den Torhüter veränderte sich just mit der Niederlage bei Manchester City, der kurz zuvor die Entlassung von Julian Nagelsmann vorausging.
Kritikern fiel urplötzlich auf, dass Sommer nur 1,83 Meter groß war, zehn Zentimeter kleiner als Neuer, machten den gewiss nicht fehlerfreien Schweizer selbst bei Gegentoren in den Winkel für Pleiten verantwortlich, die eher der Stimmungslage beim Rekordmeister als seinen gezeigten Leistungen geschuldet waren.
Das Torwartproblem in München löst der Abschied wiederum nicht. Wann Manuel Neuer auf den Platz zurückkehrt, steht immer mehr in den Sternen, Ersatzmann Sven Ulreich ist für höchstes Champions-League-Niveau dauerhaft zu schwach. Bedeutet: Die Bayern brauchen in diesem Sommer wieder einen neuen Sommer.