Eintracht und der große Poker um die „Leihspieler“

aus Eintracht Frankfurt

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Kevin Trapp. Foto: dpa

Aktuell spielen fünf Profis bei der Frankfurter Eintracht, die der Mannschaft nicht „gehören“. Ab dem Sommer könnten sie wieder bei anderen Klubs unter Vertrag stehen.

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FRANKFURT. Geliehener Erfolg? So war das bei der Frankfurter Eintracht vor drei Jahren. Sportvorstand Fredi Bobic musste nach seinem Amtsantritt und der Rettung über die Relegation in letzter Minute mit kleinem Geld eine neue Mannschaft aufbauen. 2,5 Millionen Euro standen ihm im Sommer 2016 zur Investition zur Verfügung. Die einzige Möglichkeit, das Team zu verstärken, war damals der Weg über Leihspieler. Es kamen unter anderen Spieler wie Michael Hector, Shani Tarashaj, Guillermo Varela, Jesus Vallejo, Omar Mascarell und Ante Rebic. Es ist gut gegangen. In der Saison 16/17 wurde unter Trainer Niko Kovac die Basis dessen gelegt, was heute zu bestaunen ist. Seitdem hat sich die Eintracht stabilisiert, hat zweimal das Pokalfinale erreicht und sorgt nun im Europapokal für Furore. Nach und nach hat Bobic versucht, Leihgeschäfte einzuschränken oder sie anders zu strukturieren, also feste Kaufoptionen einzubauen. Und nach und nach hat die Eintracht auch Spieler „gekauft“, also Werte geschaffen. Das alles funktioniert fast reibungslos.

Geliehene und verliehene Spieler gehören aber immer noch zum Geschäftsmodell, auch wenn darüber nur noch wenig geredet wird. Aktuell spielen fünf Profis in der so erfolgreichen Mannschaft, die der Eintracht nicht „gehören“ und die ab dem Sommer offiziell wieder bei anderen Klubs unter Vertrag stehen werden. Aus sportlicher Sicht aber sollen sie alle bleiben. Und im Gegenzug haben die Frankfurter fünf Profis an andere Klubs ausgeliehen, die im Sommer wieder zurückkehren könnten. Die Vereinbarungen aber sind durchaus unterschiedlich, so weit sie überhaupt im Detail bekannt sind. Bobic und Manager Bruno Hübner stehen im späten Frühjahr und im Sommer vor durchaus schwierigen und komplizierten Vertragsverhandlungen.

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Großes Interesse, weiter mit Trapp zu arbeiten

Der prominenteste Vertreter der geleasten Profis ist Kevin Trapp, dessen Vertrag bei Paris St. Germain (PSG) noch ein weiteres Jahr läuft. Der Spieler und die Eintracht haben beide großes Interesse, weiter zusammenzuarbeiten. Das Heft des Handelns hält allerdings PSG in der Hand. Bleiben Torwartlegende Gigi Buffon und der französische Nationaltorwart Alphonse Areola in Paris, ist es durchaus wahrscheinlich, dass Trapp gehen darf. Aber zu welchem Preis? PSG hat vor vier Jahren neun Millionen Euro für Trapp nach Frankfurt überwiesen. So viel können sie sicher nicht mehr fordern bei einer Restlaufzeit von einem Jahr. Zweite wichtige Frage: Auf wie viel Geld würde Trapp in Frankfurt verzichten? Denn so viel wie PSG kann die Eintracht sicher nicht bezahlen.

Auch bei Sebastian Rode, der bei Borussia Dortmund bis 2020 gebunden ist, gibt es auch keine Kaufoption. Eine Einigung mit dem BVB scheint allerdings nicht ganz so schwer. Rode hat in Dortmund kaum eine Zukunft und wird sicher nicht so teuer wie Trapp. Bei Martin Hinteregger, vor zwei Monaten aus Augsburg gekommen, gibt es eine besondere Situation. Der Vertrag beim FCA läuft noch bis 2021, allerdings hat sich der Österreicher mit Trainer Manuel Baum überworfen, eine neue Zusammenarbeit ist da eher unwahrscheinlich. Die Ablöse ist frei verhandelbar, Hinteregger wird sicher ziemlich teuer, ein zweistelliger Millionenbetrag könnte fällig werden. Augsburg hatte ihn für 6,5 Millionen Euro aus Salzburg geholt.

Eintracht wird die Kaufoption für Jovic ziehen

Zwei andere Fälle sind dagegen geregelt. Luka Jovic ist noch bis Sommer von Benfica Lissabon ausgeliehen. Die Eintracht hat eine Kaufoption, die sie in den nächsten Wochen ziehen wird. Über die Höhe der zu zahlenden Summe gibt es unterschiedliche Gerüchte, die in ihren Angaben zwischen sechs und zehn Millionen Euro schwanken. In jedem Fall gute angelegtes Geld, denn Jovic ist aktuell sicher ein Vielfaches wert. Bei Filip Kostic liegen die Zahlen noch klarer auf dem Tisch. Der Serbe ist bis 2020 vom HSV ausgeliehen, kann dann für 6,5 Millionen Euro fest verpflichtet werden. Womöglich aber werden sich HSV und Eintracht aber schon diesem Sommer bei einer geringeren Summe einig, denn die Hamburger brauchen dringend Geld, um keine Probleme bei der Lizenzerteilung für die nächste Spielzeit zu bekommen.

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In der anderen Richtung sind die Beträge, um die es geht, bei weitem nicht so hoch. Aymen Barkok ist an Fortuna Düsseldorf ausgeliehen. Für fünf Millionen Euro können die Düsseldorfer ihn im Sommer verpflichten, zur Sicherheit hat sich die Eintracht aber auch noch ein Rückkaufsrecht für das große Talent gesichert. Nicolai Müller (Hannover 96) und Felix Wiedwald (MSV Duisburg) werden wohl im Sommer zunächst wieder zurückkehren, ihre beiden Klubs stehen jeweils vor dem Abstieg. Offen ist, was mit Marijan Cavar (NK Osijek) und Daichia Kamada (VV St. Truiden) passiert. Cavar spielt in der bosnischen Liga nur eine untergeordnete Rolle, der Japaner Kamada aber hat sich in Belgien mit zwölf Toren in 23 Spielen als Volltreffer erwiesen. Dass einer aus dem Quintett für eine tragende Rolle bei der Eintracht in Frage kommt, ist aus aktueller Sicht kaum denkbar.

Von Peppi Schmitt