Eintracht Frankfurt hat sowohl in der Europa League, als auch in der Fußball-Bundesliga eine gute Ausgangslage. Erfolge, wie der in Mailand, geben zusätzliches Selbstvertrauen.
FRANKFURT. Die internationale Reise der Frankfurter Eintracht wird weitergehen. Ganz Deutschland wird gegen Benfica Lissabon nicht nur zuschauen, ganz Deutschland wird den Frankfurtern auch die Daumen drücken. Denn die Eintracht spielt einfach nur schönen Fußball und hat eine Richtung eingeschlagen, die unbeirrt nach oben geht. Der 1:0-Erfolg bei Inter Mailand war in weiten Phasen grandios herausgespielt – und hat die deutschen Fußball-Anhänger für die Enttäuschungen durch die vermeintlich „Großen“ aus Dortmund, Schalke und vor allem München entschädigt.
„Wir spielen für uns, aber auch für Deutschland und die Punktewertung“, sagte Manager Bruno Hübner. „Es ist schön, dass wir die deutsche Fahne hochgehalten haben“, sagte Trainer Adi Hütter, der die Eintracht als Nachfolger von Niko Kovac noch einmal verbessert hat. Die Eintracht spielt unter dem Österreicher, in Mailand unter seinem Assistenten Christian Peintinger, offensiv, mutig, leidenschaftlich, einfach nur begeisternd. Im Rahmen einer Videobotschaft hatte sich der auf die Tribüne verbannte Coach vor dem Spiel in der Kabine noch einmal an die Mannschaft gewandt.
Mit Erfolg. „Ich habe gehört, es soll noch einen kleinen Schub gegeben haben“, sagte Hütter. Die schwersten Minuten auf der Tribüne seien für ihn erstaunlicherweise nach dem Spiel gewesen, als er 15 Minuten nicht nach unten durfte. „Vorher hat es mir die Mannschaft leicht gemacht“, sagte Hütter und kritisiert die Uefa: „Aber 15 Minuten warten zu müssen, ist übertrieben und ich verstehe es nicht.“
Team geht in Mailand über die Schmerzgrenze hinaus
Denn die Mannschaft gab in Mailand alles. Für Sebastian Rode musste ein neuer medizinischer Terminus gefunden werden. Der Neue aus Dortmund musste wegen eines „Ganzkörperkrampfes“ ausgewechselt werden. „Ich hatte erst Wadenkrämpfe, habe mich dann selbst gedehnt und dabei einen Krampf im Bauch bekommen“, sagte Rode. Mitspieler Sébastien Haller musste sich beim Gespräch mit den Journalisten auf dem Tresen in der „Mixed-Zone“ abstützen, so geschwächt war er. „Ich war noch am Mittwoch krank, ich bin dankbar, dass die medizinische Abteilung mich hingekriegt hat“, sagte der Franzose, der sich wie viele andere am Ende nur noch über den Platz schleppen konnte.
Die neue Eintracht ist überall stark. Hinten mit einem Torwart Kevin Trapp, der im „San Siro“ eine fehlerlose Leistung zeigte. Das sind die Spiele, die der Nationaltorwart sich wünscht, für die er lebt. Vor ihm harmoniert eine Weltauswahl. Der Österreicher Martin Hinteregger (die Statistik weist tatsächlich 100 Prozent gewonnene Zweikämpfe auf), der Japaner Makoto Hasebe und der Franzose Evan Ndicka hielten dicht. „Wir hätten 4:0 oder 5:0 gewinnen können“, sagte Sportvorstand Fredi Bobic. „Ich bin einfach nur stolz.“ Das Wort „stolz“ ist häufig gefallen in der magischen Nacht von Mailand. Und die Gewissheit, dass in dieser Saison nun alles möglich ist.
Im Mittelfeld in unterschiedlichen Besetzungen werden die Frankfurter immer besser. Bestes Beispiel: Filip Kostic. Der Serbe ist Verteidiger, Mittelfeldrenner, Linksaußen in einer Position. Er rennt und rennt und rennt. „Unglaublich, was Filip abreißt“, lobte Trapp. Das Fehlen von Gelson Fernandes ist nicht einmal aufgefallen. Am Ende half dafür sogar Marc Stendera mit, der seit Monaten nicht mehr gespielt hatte.
Und da ist ja noch der Angriff. Luka Jovic hat das „goldene Tor“ erzielt. Mit einem Lupfer in Weltklassemanier. Er hätte noch mehr Tore erzielen können – der Marktwert schießt dennoch weiter nach oben. Neben ihm ist Haller der ideale Partner. Goncalo Paciencia hat nur ein paar Minuten gespielt, Ante Rebic war nicht einmal dabei. Er soll am Sonntag (15.30 Uhr) im Heimspiel gegen Nürnberg spielen. Was für ein Luxus.
Von Peppi Schmitt