Die Frankfurter Eintracht hat in der Vergangenheit gut gewirtschaftet. Das macht sich jetzt bezahlt. Für zwei Spieler ist die Saison derweil definitiv schon beendet.
FRANKFURT. Auch an der Frankfurter Eintracht geht die wirtschaftliche Krise nicht vorbei, das ist klar. Die Frankfurter Rundschau hat von Kurzarbeit bei Mitarbeitern berichtet und Offizielle wie Spieler spielen längst Szenarien des Gehaltsverzichts durch, auch wenn sich die Vereinsführung bislang ganz bewusst mit öffentlichen „Wasserstandsmeldungen“ zurückgehalten hat. Sportvorstand Fredi Bobic hatte lediglich mitgeteilt, es habe „positive Signale“ von Spielerseite gegeben, er könne „mit Sicherheit sagen, dass jeder seinen Solidaritätsbeitrag leisten wird“. Ganz grundsätzlich aber scheint es die Eintracht (noch) nicht so hart getroffen zu haben wie den einen oder anderen Konkurrenten. Das liegt zum einen an den sportlich so erfolgreichen letzten Jahren, zum anderen aber auch an der Innovationskraft im wirtschaftlichen Bereich. Die Eintracht hat in beiden Sparten schlicht gut gearbeitet. Das Eigenkapital ist auf 35 Millionen Euro angewachsen, die Sponsoren-, Fernsehgeld- und Hospitality-Einnahmen sind in den letzten Spielzeiten immer weiter gestiegen. Jüngster Coup war der Deal mit der Deutschen Bank, der der Eintracht unter anderem für die Namensrechte am Waldstadion, zukünftig Deutsche-Bank-Park, rund 38 Millionen Euro für sieben Jahre sichert.
Eine weitere gute Nachricht konnte Vorstand Axel Hellmann am Donnerstag verkünden. Danach kann die Eintracht auch in der kommenden Saison weiter auf ihre bisherigen Partner bauen. Trotz der unklaren Lage hat es so gut wie keine Kündigungen für Logen oder Business-Seats in der Arena gegeben. „Nach Ablauf der Kündigungsfrist zum 31. März 2020 ist klar, dass auch in der Saison 2020/21 die Auslastung des Hospitality-Bereichs auf dem Maximum sein wird“, gab die Eintracht in einer Pressemitteilung bekannt, „die Kündigungsquote liegt bei unter vier Prozent.“ Dies sei die niedrigste Kündigungsquote in der Geschichte des Klubs.
„Rückenwind in bewegten Zeiten“
Den Deal mit der Deutschen Bank und das Vertrauen der Partner wertete Hellmann als „Rückenwind in bewegten Zeiten“. Finanzielle Sicherheit inklusive. „In diesen Zeiten sind Verlässlichkeit und Verbindlichkeit wertvolle Merkmale einer intakten Partnerschaft“, sagt Hellmann, „wir möchten uns bei den Partnern für ihr Vertrauen und ihre Loyalität ausdrücklich bedanken. Es zeigt den starken Zusammenhalt der Eintracht-Familie“. Derweil der Vorstand bereits an den Rahmenbedingungen für die weitere Zukunft arbeitet, denken die Spieler an das Hier und Jetzt. „Für mich wäre morgen schon ein Spiel möglich“, sagte Mittelfeldspieler Sebastian Rode in einem Interview mit FFH, „wir haben ein hartes Programm für die Heimarbeit bekommen, fast mehr als wenn wir normal trainiert hätten.“
Geplant ist, dass die Mannschaft in der nächsten Woche in Klein- oder Kleinstgruppen wieder auf den Rasen zurückkehrt, je nachdem wie die Behörden entscheiden. „Wir sind da nur Beifahrer“, sagt Sportvorstand Fredi Bobic, „wir richten uns konsequent nach den Vorgaben.“ Für Rode ist es erst einmal wichtig, dass wenigstens die häusliche Quarantäne vorüber ist, die nach zwei positiv getesteten Spielern eingehalten werden musste. „Die ersten zwei, drei Tage gingen noch, da chillt man halt auf der Couch“, berichtete er, „aber ich habe hier keinen Balkon, da wird es nach sieben Tagen schon nervig.“
Baldiges Wiedersehen auf dem Rasen?
Ein bisschen geduldiger ist da Kollege Daichi Kamada. Der japanische Angreifer versucht auch nach dem Ende der Quarantäne nicht aus dem Haus zu gehen, „wenn es nicht dringend notwendig ist.“ Für ihn habe sich nichts groß verändert, sagt der Japaner. Einig ist er mit Rode in der Hoffnung, „dass wir uns alle ganz schnell wiedersehen und wieder auf den Rasen können.“
Zwei ehemalige Kollegen können in dieser Saison nicht mehr auf dem Rasen. Zumindest nicht in ihren Klubs. Für die beiden nach Belgien ausgeliehenen Profis Tuta (KV Kortrijk) und Dejan Joveljic (RSC Anderlecht) ist die Saison vorbei. Der belgische Verband hat die Liga komplett abgebrochen. Die Eintracht prüft nun, was dies in Bezug auf die vertraglichen Vereinbarungen mit den beiden Spielern bedeutet. Beide stehen ja über diese Saison hinaus in Frankfurt unter Vertrag.
Von Peppi Schmitt