Eintracht-Sportvorstand Fredi Bobic hat Vertrauen in die Mannschaft und spricht im Interview auch über die Abstiegsgefahr, das umstrittene Trainingslager und mögliche Transfers.
FRANKFURT/BRADENTON (USA). Gut erholt nach ein paar Tagen Urlaub hat sich Eintracht Frankfurts Sportvorstand Fredi Bobic am Rande des Trainingslagers in Florida präsentiert und den Medien seine Sicht der Dinge erläutert. Die Kritik an der Reise in die USA und an der Personalpolitik wies Bobic zurück. Er spricht der Mannschaft das Vertrauen aus und sieht keine Abstiegsgefahr. „Wir müssen keine Angst haben“, sagte Bobic, „wir sind voller Überzeugung besser ins neue Jahr zu starten“. Hier die Aussagen des Eintracht-Bosses zu den wichtigen Fragen.
Über die Gründe für den Absturz: „In den letzten sechs Wochen sind viele Faktoren zusammengekommen, aber wir konnten das alles gut analysieren. Durch unnötige Sperren haben wir uns Spiele selbst kaputt gemacht. Wir hatten einige Verletzungen und hinten raus ist natürlich auch ein bisschen Luft ausgegangen. Die eine oder andere Geschichte selbst verdaddelt. Insgesamt haben wir zu viele Gegentore bekommen, vor allem zu einfache Gegentore. Es fehlt uns dieses bedingungslose Verteidigen oder mal auf Ergebnis zu spielen wie gegen Köln und die Hertha. Wir waren nicht mehr kompakt genug. Darum geht es jetzt, die Geschlossenheit hat in den letzten zwei, drei Wochen ein bisschen gefehlt.“
Über das umstrittene Trainingslager in den USA: „Die Bedingungen sind insgesamt gut. Jeder ist begeistert. Natürlich liegt eine kleine Reise hinter uns, aber das ist für die Jungs normal. In den Urlaub fliegen sie ja auch nicht nur nach Malle… Hinter diesem Trainingslager steckt über ein halbes, dreiviertel Jahr Planung, deshalb kann ich die Kritik nicht nachvollziehen. Natürlich zahlen derlei Maßnahmen darauf ein, was wir mit der Eintracht vorhaben. Wir möchten international selbstbewusst auftreten und das ist gut so. Ob wir drei, sechs oder neun Stunden fliegen, ist unerheblich, weil der An- und Abreisetag immer gegeben sind. Davon soll sich niemand verrückt machen lassen. Wir machen unseren Job, und das so gut es geht.“
Über eine mögliche Abstiegsgefahr: „Wenn wir wieder zurückkommen zu unseren Tugenden, zu einer Kompaktheit, dann haben wir keine Sorgen, dass wir uns kurzfristig aus dem letzten Tabellendrittel befreien und nach oben kommen. Am wichtigsten ist, weiter in die Jungs zu vertrauen und dass die meisten der Verletzten wieder zurück sind. Wir sind guten Mutes sowie voller Überzeugung und Selbstvertrauen, besser ins neue Jahr zu starten.“
Über das schwere Auftaktprogramm: „Dieses Hammerprogramm hatten wir ja auch am Anfang der Saison, alles ist machbar. Wenn alle Spieler bereit sind, fit sind, dann haben wir eine gute Mannschaft und man muss uns erstmal schlagen. Das eine ist die Analyse der vergangenen, schlechteren Ergebnisse und das andere, die Zusammenhänge zu sehen. Alles runterzubrechen auf vier, fünf Wochen, das geht nicht. Du kannst nicht innerhalb von kurzer Zeit alles über den Haufen werden. Wir müssen keine Angst haben, sondern sollten schon Selbstvertrauen auf dem Platz zeigen. Mit unseren Spielern kannst du auch gegen Hoffenheim und Leipzig gewinnen.“
Über mögliche Transfers: „Wir vertrauen unserem Kader – ob das andere verstehen wollen oder nicht. Einfach zwei, drei Spieler im Winter zu holen, macht für mich keinen Sinn. Aber: Wenn es die Möglichkeit gibt und irgendwo ein Fenster aufgeht, dann kann es natürlich sein, dass wir noch mal zuschlagen. Zum Berater von Jesus Vallejo habe ich ein sehr gutes Verhältnis, wir reden offen. Dass der Junge sehr unglücklich ist, weil er kaum spielt, ist klar. Auch, dass wir uns mit ihm auseinandersetzen und guten Kontakt haben. Allerdings haben wir auf seiner Position zwei Spieler im Kader, David Abraham und Almamy Touré. Da sehen wir keinen Bedarf. Aber wir haben noch drei Wochen vor uns. Wer weiß also, was passiert. Bei Ante Rebic ist gar nix dran. Simon Falette wird den Klub verlassen. Es wird eine Leihe mit Kaufoption sein."
Über die bislang noch nicht überzeugenden Stürmer: „Bei Bas Dost haben die Doktoren ewig nach den Ursachen für seine Schmerzen gesucht, da haben richtige Spezialisten, nicht nur unsere eigenen, die Ursachen nicht erkannt. Erst bei der gefühlt fünften Untersuchung hat dann einer gesehen, dass da ein Nerv quer hängt. Bas hat sich gequält, so kannst du keine 100 Prozent abrufen. Das war auch bei André Silva so, der super reingekommen ist in die Saison und dann verletzt von der Nationalmannschaft zurückkam."
Von Peppi Schmitt