Zeitreise mit Eintracht Frankfurt: 1981 gewinnt die Mannschaft von Trainer Lothar Buchmann DFB-Pokal in Stuttgart
Von Melanie Kahl-Schmidt
Sportredakteurin Darmstadt
Mit dem Pott auf dem Rathaus-Balkon. Ronny Borchers und seine Mitspieler lassen sich für den 3:1-Pokalcoup gegen den 1. FC Kaiserslautern von ihren Frankfurter Fans feiern. Foto: imago/Alfred Harder
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FRANKFURT - Die Sonne strahlte an jenem 2. Mai 1981 von einem wolkenfreien Himmel herab. Das Stuttgarter Neckarstadion – an diesem heißen Nachmittag bis auf den letzten Platz ausverkauft – bebte, als die beiden Fußballmannschaften von Eintracht Frankfurt und dem 1. FC Kaiserslautern zum DFB-Pokalfinale aufliefen.
Dabei reiste die Eintracht aus Frankfurt als Außenseiter direkt aus einem zweitägigen Trainingslager an, das „den Zusammenhalt innerhalb der Truppe stärken sollte“, wie Trainer Lothar Buchmann damals mehrfach öffentlich betonte. „Kaiserslautern war damals gut drauf, sie hatten uns in der Bundesliga zwei Wochen zuvor mit 2:0 geschlagen. Ich war ziemlich nervös an diesem Tag, was bei mir wirklich nicht oft vorkam“, erinnert sich Norbert Nachtweih, einer der damaligen Leistungsträger, noch heute genau.
Die Nervosität kam nicht von ungefähr, machte die Eintracht damals ihrem Namen als launische Diva vom Main noch alle Ehre. „Wir konnten uns immer dann fokussieren, wenn es in großen Spielen um die Wurst ging. Mussten wir aber gegen Teams aus dem unteren Tabellendrittel antreten, gingen wir oft als Verlierer vom Platz.“ Was im Übrigen das große Manko der damaligen Mannschaft gewesen sei, analysiert der heute 59-jährige Nachtweih, „sonst hätten wir in der Meisterschaft eine andere Rolle gespielt“. Auch um diesen Schlendrian auszutreiben, beorderte Buchmann seine Truppe in die Erbismühle. Das beinharte Trainingslager, das eher einem Kasernenaufenthalt denn einem Vorbereitungstrainingslager ähnelte, blieb den meisten Akteuren bis heute in mittelprächtiger Erinnerung.
Doch der Plan ging voll auf, die Hessen spielten sich an jenem Pokalnachmittag in einen regelrechten Rausch. Nachtweih: „Wir standen total sicher, haben nichts zugelassen und spielten von Minute zu Minute besser auf.“ Während der Partie sei dies eine große Erleichterung für alle Spieler gewesen, die unbedingt die wechselhafte Saison mit einem Erfolg krönen wollten – zumal man im Jahr zuvor den bisher größten internationalen Erfolg für die Eintracht erringen konnte und den Uefa-Cup an den Main holte.
Den Torreigen des Tages eröffnete Willi Neuberger mit einem mächtigen Gewaltschuss, der von der Presse das Attribut „Traumtor“ zugeschrieben bekam. Besonders Mittelfeldakteur und Edeltechniker Ronny Borchers wurde zum Mann des Spiels. Mit einer Weltklasseleistung marschierte er pfeilschnell durch die Reihen der Pfälzer und ließ diese immer wieder alt aussehen. Nach einem herrlichen Pass von Norbert Nachtweih, der 70 Meter über das Feld segelte und punktgenau auf dem Fuß von Borchers landete, hob dieser den Ball zum 2:0-Halbzeitstand ein. Das 3:0 von Bum-Kun Cha bereitete der sonst gerne zwischen Genie und Kreisklassenniveau wandelnde Borchers schließlich auch noch vor. „Ronny machte an diesem Tag das Spiel seines Lebens. Aber es war auch insgesamt eines unserer besten Spiele überhaupt und zugleich der klarste Sieg, den ich mit dieser Mannschaft erringen konnte“, resümiert Nachtweih, der in 123 Bundesligaspielen für die Eintracht im Einsatz war und heute noch als Angestellter des Vereins in der Fußballschule aktiv ist.
Dass den Pfälzern unter Trainer Karl-Heinz Feldkamp in der letzten Spielminute noch der Anschlusstreffer durch Reiner Geye zum 3:1 gelang, änderte nichts mehr am hochverdienten Sieg der Frankfurter, die sich damit zum dritten Mal den DFB-Pokal sicherten.
Norbert Nachtweih glaubt an Elfmeterschießen
Dass auch die Mannschaft von Trainer Niko Kovac das Zeug dazu hat, den Titel erneut nach Frankfurt zu holen, davon ist Nachtweih überzeugt: „Dortmund ist für mich zwar leichter Favorit, aber die Eintracht hat sich in der Bundesliga gut präsentiert in den Spielen gegen den BVB. Ich tippe, dass es ein Elfmeterschießen geben wird.“ Vielleicht spielt sich die Mannschaft aber auch 36 Jahre später erneut in einen derartigen Rausch und lässt den Dortmundern am 27. Mai nicht den Hauch einer Chance.
Aufstellungen; Eintracht Frankfurt: Jürgen Pahl – Bruno Pezzey – Michael Sziedat, Charly Körbel, Willi Neuberger – Werner Lorant, Bernd Nickel, Ronald Borchers, Norbert Nachtweih – Bum-Kun Cha, Bernd Hölzenbein.
1. FC Kaiserslautern: Ronnie Hellström – Hans-Günter Neues – Wolfgang Wolf, Michael Dusek, Hans-Peter Briegel – Werner Melzer, Friedhelm Funkel, Hannes Bongartz – Reiner Geye, Benny Wendt, Erhard Hofeditz.