Ndicka: „Müssen endlich mal wieder zu Null spielen“
Während sich mittlerweile vier Torhüter um den Stammplatz im Eintracht-Tor reißen, ist Evan Ndicka heiß auf die Rückrunde - er will in der Defensive gute Leistung zeigen.
Von Peppi Schmitt
Frankfurts Evan Ndicka, hier in einem Spiel gegen Augsburg.
(Archivfoto: dpa)
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FRANKFURT - Im ersten Training der Woche ist Torwarttrainer Moppes Petz mit seinen Schützlingen immer etwas früher auf dem Platz als die anderen. Während die Feldspieler noch ein leichtes Aufwärmprogramm im Kraftraum bestritten, ließ Petz beim ersten Training in der Heimat nach dem Trainingslager in den USA die vier Torhüter schon mal fliegen. Vier Torhüter? Ja, und das war eine große Überraschung. Denn mitten drin und nicht nur dabei war auch Frederik Rönnow. Der hatte sich beim Spiel auf Schalke am 15. Dezember eine vom Klub nicht näher beschriebenen Sehnenverletzung im Oberschenkel zugezogen und musste seitdem pausieren.
In Amerika war er nicht dabei, eine Rückkehr nicht absehbar. Doch die Reha in seiner dänischen Heimat hat wahre Wunder bewirkt. Rönnow (27) ist schmerzfrei, hatte schon mit dem Torwart-Trainer der Nationalmannschaft gearbeitet. Und jetzt wieder im Kreis der Frankfurter Kollegen, neben Kevin Trapp (29), Felix Wiedwald (29) und Jan Zimmermann (34).
Trapp bleibt vorerst im Tor
Wohl auf keiner anderen Position ist die Eintracht nominell so gut besetzt wie zwischen den Pfosten, an der Spitze mit dem deutschen Nationalspieler Kevin Trapp und eben dem dänischen Nationalspieler Frederik Rönnow. Klar ist, dass am Samstag beim Rückrundenstart in Hoffenheim Trapp spielen wird, nachdem er sich von seiner schweren Schulteroperation erholt hat. Er ist die unangefochtene „Nummer 1“, auch wenn Rönnow als Vertreter bei seinen Einsätzen gute bis sehr gute Leistungen gezeigt hat. Einen Kampf um den Platz im Kasten wird es nicht geben. Es ist kein Geheimnis, dass Rönnow einen Klub sucht, bei dem er immer spielen könnte. Doch in dieser Wechselperiode wird die Eintracht Rönnow nicht gehen lassen, das Risiko wäre zu groß. Was Gegner Hoffenheim aktuell schmerzhaft zu spüren bekommt. Nach dem Ausfall von Stammkeeper Oliver Baumann und dessen Vertretern Alexander Stolz und Daniel Klein haben die Hoffenheimer den ehemaligen Darmstädter Michael Esser aus Hannover geholt.
Bei der Eintracht liegen die Krisengebiete jedenfalls aktuell woanders. Trainer Adi Hütter arbeitet daran, die defensive Kompaktheit, die in der Schlussphase der Vorrunde verloren gegangen ist, wiederherzustellen. Dabei hat er auch beim Training am Dienstag auf eine Viererkette gesetzt, in der Timothy Chandler den Part auf der linken Seite spielte, Almamy Touré rechts, David Abraham und Martin Hinteregger in der Mitte. Die personelle Zusammensetzung aber hat keine wirkliche Aussagekraft, denn zumindest Evan Ndicka sollte auf links seinen Platz finden, als Absicherung hinter Filip Kostic, der dann mehr Freiheiten nach vorne hat. „Das harmoniert ganz gut“, glaubt der 20 Jahre alte Ndicka, „Filip ist ja wie ein Büffel, er kann ja alles alleine, aber es kann ja nicht schaden, wenn ich ihm ein bisschen helfe.“
Der Jüngste im Team der Eintracht hat die Zeichen erkannt. „Wir müssen endlich wieder mal zu Null spielen“, sagt der französische U20-Nationalspieler. Es ist schon lange her, dass die Eintracht ohne Gegentor geblieben ist, es war am 8. Spieltag am 18. Oktober beim 3:0 gegen Leverkusen. Die Spielweise, ob eher defensiv oder doch offensiv, ob schön oder schmutzig, sei dabei in der aktuell brisanten Lage egal. Diese Einstellung hat der Trainer seinen Spielern in den letzten beiden Wochen immer wieder nähergebracht. Der Abstiegskampf soll angenommen werden, auch wenn keiner das Wort bewusst in den Mund nimmt. Und die Defensivarbeit soll für eine tabellarische Entspannung die Basis liefern. Ndicka ebenso einfach wie klar: „Es muss jetzt einfach aufwärts gehen.“
Auch Silva wieder im Training
Auch für die Offensive gibt es Lichtblicke. André Silva hat nach seinen muskulären Problemen wieder in voller Schaffenskraft das Training aufgenommen. Dem Frankfurter Trainer stehen also mit dem „gesetzten“ Bas Dost, mit Silva, Goncalo Paciencia und Dejan Joveljic vier Stürmer zur Verfügung. Möglich, dass Hütter nun doch mit zwei Spitzen angreifen lässt. Eine weitere gute Nachricht: Daichi Kamada, der sich beim Test gegen Hertha BSC am letzten Donnerstag nach einem völlig übertriebenen Einsteigen von Per Skjelbred einen Bänderriss im Knöchel zugezogen hat, soll schon nächste Woche wieder mit leichtem Training beginnen können. Ein schnelles Comeback scheint möglich.
Dementsprechend halten sich die Frankfurter auf dem Transfermarkt weiter zurück. Vor dem ersten Spiel in Hoffenheim wird es, Stand jetzt, keinen Neuzugang mehr geben. Danach aber sehr wohl. Die Sportchefs und der Trainer wollen beim Start im Kraichgau noch einmal ganz genau hinschauen, wo der größte Bedarf besteht. Aktuell scheint das auf der defensiven Mittelfeldposition zu sein, weil mit Gelson Fernandes (Hüftoperation) und Lucas Torró (Knieoperation) dort zwei Spieler langfristig ausfallen.