Eintracht Frankfurt erkennt seinem Ex-Präsidenten Rudolf Gramlich wegen dessen Nazi-Vergangenheit Ehrentitel ab
FRANKFURT - Eintracht Frankfurt hat sich einmal mehr klar gegen Rechts abgegrenzt und seinem früheren Präsidenten Rudolf Gramlich wegen dessen Nazi-Vergangenheit posthum den Titel Ehrenpräsident aberkannt. „Ein Ehrenpräsident muss, egal, was er sportlich Positives erreicht hat, auch moralisch und ethisch ein Vorbild sein“, begründete der heutige Präsident Peter Fischer den Entschluss von Ehrenrat und Präsidium. Der 63-Jährige erntete dafür am Sonntag lautstarken Applaus von knapp 600 stimmberechtigten Mitgliedern.
Gramlich war von 1955 bis 1970 Präsident gewesen, in seine Amtszeit fiel die einzige deutsche Meisterschaft 1959. Er hatte als Aktiver zwischen 1929 und 1944 das Eintracht-Trikot getragen, zwischen 1931 und 1936 spielte er außerdem für die deutsche Nationalmannschaft. Während des olympischen Fußballturniers in Berlin 1936 war er Kapitän der deutschen Mannschaft. Er starb 1988 im Alter von 79 Jahren.
Die Hessen hatten Gramlichs Vergangenheit in den vergangenen Jahren mit einem unabhängigen Institut aufgearbeitet. Gramlich habe als Privat- und Geschäftsmann von der Herrschaft der Nationalsozialisten profitiert, heißt es. Während des Zweiten Weltkrieges soll das spätere Fußball-Idol von 1939 bis 1940 einem Totenkopfkommando der Waffen-SS angehört haben.
Vor allem Fischer positioniert sich immer wieder deutlich gegen Rechts. So war es auch bei der Mitgliederversammlung 2018 gewesen, als er gesagt hatte: „Es kann niemand bei uns Mitglied sein, der diese Partei (AfD) wählt, in der es rassistische und menschenverachtende Tendenzen gibt.“ Auf dem Vereinsgelände am Riederwald warb die Eintracht am Sonntag mit dem Slogan „Platz für Vielfalt“ sowie Fahnen von 14 Ländern, aus denen Profis bei der Eintracht aktiv sind.
Pro Toleranz sprach sich Fischer auch im Umgang mit Andreas Möller aus: Der frühere Profi und jetzige Nachwuchsleistungszentrum-Leiter wurde auf Plakaten als „Persona non grata“ („unerwünschte Person“) begrüßt. „Ein Andreas Möller ist in dieser Zeit, in der er hier war, ein sympathischer Arbeitskollege. Du wirst keinen Mitarbeiter finden, der irgendein Haar in der Suppe finden würde.“ Möller hatte vor ein paar Jahren gesagt: „Zur Eintracht habe ich keine Verbindung, mit Frankfurt habe ich nichts zu tun.“ Über die Ablehnung des Ex-Profis sagte Fischer: „Das passt überhaupt nicht in diesen Verein, mit dieser Willkommenskultur. Wir grenzen niemanden aus.“
Der eingetragene Verein mit über 50 Sportarten bilanzierte einen Gewinn von 337 500 Euro, er zählt 88 100 Mitglieder. Ziel bis in einem Jahr seien 100 000 Mitglieder, betonte der Präsident.