Eintracht vor Taktikduell gegen die "Mannschaft der Stunde"
Finte, Gegenfinte - wer analysiert den Gegner besser? Vor dem Auswärtsspiel der Frankfurter bei Union Berlin hat Trainer Adi Hütter ein personelles Luxusproblem.
Von Peppi Schmitt
Eintracht Frankfurts Trainer Adi Hütter.
(Foto: dpa)
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FRANKFURT - Früher hat man den nächsten Gegner beobachtet. Heute wird er analysiert. Früher war für die Frankfurter Eintracht der ehemalige Nationalspieler Ralf Weber als „Spion“ unterwegs und hat dem Cheftrainer über den Gegner berichtet. Heute sind es ganze Analyseabteilungen, die versuchen, den nächsten Kontrahenten „auszulesen“, alle Stärken und Schwächen herauszufinden und die Erkenntnisse mit Video-Zusammenschnitten zu unterfüttern. Vor dem Auswärtsspiel der Eintracht beim 1.FC Union Berlin (Samstag, 15.30 Uhr) haben die Analysten auf beiden Seiten viel zu tun, haben doch beide Teams zuletzt immer wieder mit personellen und taktischen Änderungen überrascht. „Es ist eine spannende Aufgabe für unsere Analysten“, sagt der Frankfurter Trainer Adi Hütter, „Union ist sehr, sehr stark, die Mannschaft der Stunde.“ Nicht minder spannend wird es für seinen Kollegen Urs Fischer. Denn die Eintracht hat seit dem letzten Spiel gegen Leipzig viele Möglichkeiten, dieses Auswärtsspiel anzugehen. „Jeder Trainer versucht, den Gegner mit einer Finte zu überraschen“, sagt Hütter, „aber wir erfinden ja nichts wirklich Neues.“
Bei österreichischen Fußball-Lehrer gehört es zum Programm, so wenig wie möglich von seinen Ideen zu verraten und den Gegner im Unklaren zu lassen. Das Ziel für das Spiel in der Hauptstadt hat er freilich klar formuliert. „Verlieren ist verboten, sonst würde Union schon sieben Punkte davonziehen“, sagt Hütter, „sie haben zwar einen guten Lauf, aber wir wollen versuchen, zu gewinnen.“ Mit welcher personellen Aufstellung und welcher taktischen Einstellung, darum macht er ein Geheimnis. Das Spiel gegen Leipzig vor einer Woche, als Hütter fünf neue Spieler gebracht und auch das System modifiziert hatte, kommt ihm dabei zupass.
Eine Änderung müssen die Frankfurter in jedem Fall vornehmen. Aymen Barkok wird nach einem positiven Corona-Test fehlen. Dafür kehrt Sebastian Rode zurück. Diese beiden Mittelfeldspieler „eins-zu-eins“ zu tauschen klappt natürlich nicht, dafür sind sie zu unterschiedliche Spielertypen und beackern zu unterschiedliche Räume auf dem Spielfeld. Barkok hat seine Qualitäten mehr in der Offensive, Rode mehr in der Defensive. Rode wird dennoch ins Spiel kommen, vermutlich für Djbril Sow. Die Offensivposition, natürlich in der Spitze und nicht auf dem Flügel, wird aller Voraussicht nach Bas Dost als Partner von Andre Silva einnehmen. Denn Hütter wird wohl zur Doppelspitze zurückkehren. Viel wird im Frankfurter Spiel nach dem Ausfall von Barkok auf Daichi Kamada ankommen. Der Regisseur spielt seit Wochen sehr wechselhaft. „Daichi überrascht uns immer wieder mal mit überragenden Leistungen, dann wieder mit Leistungen, die man nicht so ganz versteht“, sagt der Trainer, „aber er ist ein junger Spieler, dem wir weiter Vertrauen geben.“
Kamada wird trotz seines schwachen Spiels gegen Leipzig alleine schon deshalb im Team bleiben, weil es ansonsten zu sehr an Kreativität im Spiel der Frankfurter mangeln würde. Amin Younes, nach zwei Wochen Corona-Quarantäne zurück, schafft es nach zwei Trainingstagen höchstens auf die Bank. Hütters Luxusproblem vor dem Spiel in Berlin: Wohin mit Kamadas japanischem Landsmann Makoto Hasebe? Der älteste Bundesligaspieler (36) galt als unverzichtbar, bevor er gegen Leipzig mal auf die Bank musste. Der Eintracht-Coach könnte Evan Ndicka wieder rausnehmen und Hasebe in der zentralen Abwehr spielen lassen. „Hase ist immer eine Alternative, aber die Jungs haben es gut gemacht zuletzt“, sagt Hütter. Hört sich eigentlich so an, dass Ndicka drin und Hasebe draußen bleibt. Aber dann sagt Hütter: „Ndicka hat super gespielt, andere aber auch.“ Soll heißen: Nichts ist zementiert.