Eintracht-Trainer Hütter appelliert an Empathie und Vernunft
Die Misstöne zwischen Werder Bremen und Eintracht Frankfurt vor dem DFB-Pokalspiel am Mittwoch werden nicht leiser. Die Vorfreude ist aber groß.
Von Peppi Schmitt
Adi Hütter - Trainer von Eintracht Frankfurt.
(Archivfoto: dpa)
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FRANKFURT - Nein, so richtig grün sind sie sich nicht, die Frankfurter Eintracht und der SV Werder Bremen. Das rührt aus der jüngeren Vergangenheit, speziell aus jenem Abstiegsduell am 14.Mai 2016, als die Frankfurter in Bremen schon vor dem Spiel bei der Busfahrt ins Stadion massiv bedrängt worden waren und das Gefühl hatten, keinen Schutz von Bremer Behörden oder dem Verein zu erfahren. Werder konnte sich damals mit einem 1:0-Sieg direkt retten, die Eintracht musste den Umweg über Relegationsspiele gegen den 1.FC Nürnberg gehen.
Die letzten Tage haben das Verhältnis nun erneut belastet. Die Absage des Bundesligaspiels am letzten Sonntag, nachdem das Frankfurter Europacupspiel in Salzburg um einen Tag verschoben worden war, hatte die Bremer aufgebracht. Dabei hatte die Deutsche Fußball-Liga alleine aus sportlichen Gründen mit Blick auf einen „fairen Wettbewerb“ in der ganzen Liga entschieden. Vor dem Pokalspiel am Mittwoch (20.45 Uhr) hat nun Bremens Trainer Florian Kohfeldt noch einmal nachgelegt. „Wir ziehen unsere Hauptmotivation daraus, dass eine schlechte Entscheidung zu unserem Nachteil gefällt wurde“, sagte er, „Wieder haben wir es mit Widerständen gegen uns zu tun. Jetzt wollen wir es allen zeigen.“
Vorfreude und Spannung auf beiden Seiten groß
Aussagen, die in Frankfurt gar nicht gut angekommen sind. Normalerweise, so der Frankfurter Trainer Adi Hütter ein wenig süffisant, sei die Möglichkeit ins Halbfinale des DFB-Pokals einzuziehen für sich alleine schon Ansporn genug. „Da braucht man eigentlich von außen keinen Motivationsschub“, sagte Hütter. Er habe auf einer Seite zwar Verständnis für die sportlich schwierige Lage der Bremer, würde sich aber wünschen, „dass man empathischer denkt.“
Die Eintracht habe in den letzten eineinhalb Jahren schließlich „28 internationale Spiele mehr als Werder bestritten“. Hütter: „Ich appelliere da ein wenig an Empathie und Vernunft. Jeder kämpft um seinen Vorteil. Es geht aber auch darum, dass es für die anderen Mannschaften einen gerechten Wettbewerb gibt.“ Darum sei die Terminentscheidung der DFL richtig gewesen.
Bei allen Misstönen zwischen Frankfurt und Bremen ist die Vorfreude und die Spannung auf beiden Seiten groß. Die Arena ist mit 51.500 Zuschauern ausverkauft, 5000 Fans kommen aus Bremen. Mit möglichen Protesten in den Kurven will sich der Frankfurter Trainer nicht beschäftigen. Dies spiele sich „auf anderer Ebene“ ab, nicht auf der sportlichen. „Persönliche Beleidigungen haben auf einem Fußballplatz nichts verloren“, sagte Hütter, „der Fußball muss nun wieder im Vordergrund stehen“. Er erwartet, dass die Fans seine Mannschaft „zu hundert Prozent“ unterstützen.
Frankfurt nicht in der Favoritenrolle
Über alles, was sich um die Coronavirus-Erkrankungen in den letzten Tagen und Wochen ereignet hat, wird natürlich auch in der Kabine gesprochen. „Wir sind gut aufgeklärt von unseren Ärzten und gut informiert“, sagt der Eintracht-Trainer. Die Austragung des Pokalspiels gegen Bremen ist nicht gefährdet. „Das Gesundheitsamt hat weiterhin keine Einschränkungen oder Bedenken für den Mittwoch“, sagte Eintrachts Medienchef Jan Strasheim.
Derweil gehen die Frankfurter auch davon aus, dass das Rückspiel im Europa-League-Achtelfinale am 19. März in Basel ausgetragen werden wird. Strasheim: „Wir spielen in Basel. Ob mit oder ohne Zuschauer hängt davon ab, wie die Schweizer Behörden entscheiden.“ Die UEFA will die Entscheidung „erst kurz vor dem Spiel treffen“, so Generalsekretär Theodore Theodoridis.
Zurück zum Pokal-Viertelfinale. Die Frankfurter fühlen sich keineswegs als Favoriten, obwohl sie als ausgesprochene „Pokalmannschaft“ gelten und in den letzten vier Jahren dreimal ins Viertelfinale vorgestoßen sind. „Auch Bremen ist bekannterweise eine Pokalmannschaft“, relativiert der Eintracht-Trainer, „auch sie werden alles in die Waagschale schmeißen.“ Werder habe viel Qualität im Team und spiele auswärts besser als zu Hause.
Dost fehlt erneut
Das Bundesligaspiel in Frankfurt endete im Herbst 2:2. Milod Rashica hatte damals für Werder in der Nachspielzeit per Elfmeter ausgeglichen. Hütter setzt auf die besondere Fähigkeit seiner Spieler, in Pokalspielen besonders gute Leistungen zu bringen. „Wir tanzen noch immer auf drei Hochzeiten, da muss man auch mal ein Auge zudrücken, wenn nichts jedes Spiel optimal läuft“, sagt er, „Kompliment an meine Mannschaft, die versucht in jedem einzelnen Spiel an die Grenze zu gehen.“
Der Frankfurter Trainer kann gegen Werder (fast) aus den Vollen schöpfen. Neben den Langzeitverletzten Gelson Fernandes und Marco Russ wird nur noch Bas Dost fehlen, der sich „im Aufbautraining“ befinde. Alle anderen Profis seien einsatzfähig. David Abraham und Mijat Gacinovic hatten am Montag eine kleine Trainingspause eingelegt, sollen aber dabei sein. Möglich, dass Kapitän Abraham in der Abwehrzentrale von Stefan Ilsanker ersetzt wird.