Vor dem Europa-League-Heimspiel gegen Guimaraes sind die Voraussetzungen für Eintracht Frankfurt optimal. Doch trotz Heimstärke warnen Spieler und Trainer vor dem Duell.
Von Peppi Schmitt
Warnt vor dem Gegner aus seiner Heimat und würde gerne das erste Stürmertor in der Europa-League-Saison für die Eintracht erzielen: Goncalo Paciencia.
(Archivfoto: dpa)
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FRANKFURT - Sie sind eine schöne Gewohnheit geworden bei der Frankfurter Eintracht in den letzten eineinhalb Jahren: Die Spiele im Europapokal, die Fußballfeste in der eigenen Arena, die Reisen in europäische Fußball-Metropolen wie Lissabon, Mailand, Rom oder London. Am Donnerstag (18.55 Uhr) bietet sich der Eintracht die große Chance das internationale Märchen fortzuschreiben. Ein Heimsieg gegen Vitoria Guimaraes und die Frankfurter sind bei der Auslosung des Sechszehntelfinales (20. und 27. Februar) am kommenden Montag in der UEFA-Zentrale in Nyon dabei. Die Voraussetzungen scheinen optimal. Im eigenen Stadion sind die Frankfurter (9 Punkte) eine Macht, die Konkurrenten um einen der beiden Plätze in der Gruppe F, Standard Lüttich (7 Punkte) und Arsenal London (10 Punkte), treffen im direkten Duell aufeinander und der Gegner aus Portugal hat keine Chance mehr weiterzukommen. Doch einer, der es wissen muss, warnt eindringlich. „Es ist Vorsicht geboten, Guimaraes hat eine sehr gute Mannschaft und sie werden alles daran setzen, wenigstens ein Spiel zu gewinnen“, sagt der portugiesische Mittelstürmer der Eintracht, Goncalo Paciencia, in Porto, nur einen Steinwurf entfernt von Guimaraes, geboren und aufgewachsen.
Der aktuelle Tabellenfünfte der portugiesischen Liga hat es bislang allen Mannschaften schwer gemacht. Lüttich hat vor zwei Wochen nur 1:1 gegen Vitoria gespielt, auch Arsenal hat nur einen Punkt beim 1:1 mitgenommen, selbst zu Hause nur 3:2 gewonnen, und die Eintracht hat das Hinspiel mit viel Mühe 1:0 gewonnen. Die Warnungen sind also nicht aus der Luft gegriffen. „Technisch gut, gut organisiert, kampfstark“, fasst der Frankfurter Trainer Adi Hütter zusammen. Dennoch ist die Eintracht zu Hause natürlich der klare Favorit. Nur Arsenal konnte in den letzten 16 Monaten in Frankfurt gewinnen, nur Inter Mailand und der FC Chelsea konnten einen Punkt mitnehmen. „Zu Hause sind wir eine Macht“, sagt Paciencia, „das muss auch Vitoria zu spüren bekommen.“ Die Frankfurter Fans kommen sowieso mit ganz viel Vorfreude in die Arena, die mit 48.000 Zuschauern ausverkauft sein wird. Darunter übrigens auch 500 Schlachtenbummler aus Portugal.
Auf der suche nach Stürmertoren in der Europa League
Der Frankfurter Trainer wird zwar über das Resultat im Parallelspiel von Lüttich informiert sein, doch ganz grundsätzlich will er alle Konzentration auf die eigene Begegnung richten. „Wir haben alles selbst in der Hand“, sagt Hütter, „diesen Vorteil müssen wir nutzen.“ Der Trainer wird eine offensive Formation wählen, die Mannschaft soll nach vorne spielen. Die Portugiesen werden es also mit ihren Landsleuten André Silva, der gegen Hertha aufsteigende Form angedeutet hat, und Goncalo Paciencia, der sowieso gesetzt ist, zu tun bekommen. Die beiden Nationalspieler wollen endlich die ersten Stürmertore für die Eintracht im Wettbewerb erzielen. Denn es gehört zu den absoluten Kuriositäten, dass die Eintracht die neun Punkte in der Gruppe F bislang ohne einen einzigen Treffer der Stürmer geholt hat. Beim 1:0 in Guimaraes hatte Evan Ndicka das Siegtor geköpft, beim 2:1 gegen Lüttich waren es David Abraham, und Martin Hinteregger, die für den Sieg gesorgt hatten. Und in London hatte Mittelfeldspieler Daichi Kamada mit einem „Doppelpack“ für den Sieg gesorgt. Selbst das Tor beim 1:2 in Lüttich ist von einem offensiven Mittelfeldspieler (Filip Kostic) erzielt worden. Alles ganz anders also als letztes Jahr. Da waren die Stürmer Sébastien Haller und Luka Jovic die Garanten für die Erfolge. Ihr Nachfolger als Angriffsführer sieht das ganz gelassen. „So ist Fußball, manchmal trifft man, manchmal nicht“, sagt Goncalo Paciencia, „man darf nicht sauer auf sich selbst sein, wenn es mal nicht klappt, man darf nicht zu viel drüber nachdenken und muss immer positiv bleiben“. Schließlich sei es komplett „egal“, wer die Tore schießt, wenn es am Ende zum Sieg reicht.
Das sieht der Trainer auch so. Und doch hat Adi Hütter gerade in dieser Woche mit dem Team hart daran gearbeitet, Lösungen zu finden, es den Stürmern leichter zu machen, endlich wieder ihrer Kernkompetenz nachzugehen. Dazu gehört, dass außer den vielen Flanken, die die Eintracht fast schon traditionsgemäß in den Strafraum bringt, das Spiel durch die Mitte forciert werden soll. „Wir müssen mehr durchs Zentrum spielen“, fordert Hütter. Ziel der klaren Ansage: Die Stürmer sollen einfach wieder mehr Chancen bekommen. Als Voraussetzung dazu hat er Paciencia und Silva in Abwesenheit ihres verletzten Kollegen Bas Dost aber auch klargemacht, dass sie selbst mehr dafür tun müssen. Die Raumaufteilung müsse besser werden muss, die Staffelung bei den Hereingaben und die Abstimmung untereinander auch. Alles für den großen Traum, auch im neuen Jahr weiter europäisch zu spielen.