Eintracht Frankfurt hat nach Mainz-Sieg Europa im Blick
Die schwarze Serie ist gebrochen, nach 34 Jahren haben die Hessen erstmals in Mainz gewonnen. An den internationalen Ambition lassen die Adlerträger keine Zweifel.
Von Peppi Schmitt
Amin Younes (Zweiter von rechts) setzt sich gegen den Mainzer Robin Quaison durch.
(Foto: Sascha Kopp)
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FRANKFURT - Die Erleichterung war groß bei der Frankfurter Eintracht nach dem 2:0 (1:0) in Mainz. „Ich bin sehr glücklich über den Sieg, wenn man weiß, dass wir hier seit 34 Jahren (1986 im Pokal, die Red.) nicht gewonnen haben“, brachte es Trainer Adi Hütter auf den Punkt. „Endlich haben wir hier gewonnen, jetzt haben wir das auch hinter uns“, sagte Martin Hinteregger stellvertretend für die Mannschaft. Der erste Ligasieg in Mainz überhaupt war verdient, eine Glanzleistung haben die Frankfurter dafür nicht einmal gebraucht. Kurios: Da der SC Freiburg gegen Köln mit 5:0 gewonnen hat, sind die Frankfurter in der Tabelle sogar einen Platz zurückgefallen. Das freilich interessierte nachher niemand. Denn der Blick auf die Tabelle zeigt auch, dass die Eintracht wieder gut dabei ist, nur zwei Punkte hinter dem für die Europa-League berechtigenden fünften Platz liegt. An den internationalen Ambitionen ließen die Frankfurter keine Zweifel. „Unser Blick ist vom ersten Spieltag an nach Europa gerichtet, wir sind Eintracht Frankfurt“, sagte Hinteregger voller Selbstvertrauen, „jeder Sieg hilft uns, diesem Ziel ein wenig näher zu kommen." Auch der Trainer ließ sich nicht lumpen. „Viele Mannschaften werden um die internationalen Plätze kämpfen – wir sind dabei“, sagte Hütter, „die Ziele können und dürfen hoch sein, aber es ist noch ein langer Weg.“
Dass seine Mannschaft vor zwei, drei Wochen auf einen guten Weg eingebogen ist, daran bestehen keine Zweifel. Der Erfolg in Mainz war die vierte Partie ohne Niederlage und der dritte Sieg hintereinander. Es passt einfach im Frankfurter Team, auch die neue Aufstellung mit zwei „Zehnern“ hinter einer Spitze ist durchaus gewinnbringend. Was zum einen an der Geschlossenheit liegt, die der Trainer nach einigen negativen Ausreißern wieder herstellen konnte, zum anderen aber auch an der Form einzelner Spieler. Es ist erstaunlich wie gut André Silva als einzige vordere Spitze zurechtkommt. Und es ist durchaus überraschend, welch dominante Rolle Neuzugang Amin Younes in der Lage ist zu spielen. Silva hat in Mainz seine Saisontore zehn und elf erzielt. Dass es zwei Elfmeter waren, ist dabei kein Manko. „Er macht den Alleinunterhalter vorne richtig gut“, lobte der Trainer, „seine Souveränität bei Elfmetern erinnert mich an Robert Lewandowski, der auch immer eiskalt verwandelt.“
Mit breiter Brust in die nächsten Spiele
Silva und Younes waren die Türöffner auf dem miesen Rasen im Mainzer Stadion. Younes sorgte mit einem feinen Dribbling durchs Mittelfeld und einem präzisen Pass in die Spitze auf Silva in der 24. Minute für die entscheidende Lücke. Dass Moussa Niakhaté sich gegen Silva nur mit einem Trikotzupfer helfen konnte, passte ins Bild. Der Elfmeter war folgerichtig. Younes ist ein Spielmacher der anderen Art. Er hat eine sehr enge Ballführung, ist kaum vom Ball zu trennen, vor allem ist er immer anspielbar. „Amin passt richtig geil in diesem System“, sagte Hinteregger, „er tut uns extrem gut mit seiner Spielweise.“ Der ehemalige Nationalspieler, geholt aus Neapel, wo er kaum gespielt hatte, ist einfach nur glücklich wieder beweisen zu können, wie gut er Fußball spielen kann. „Spätestens jetzt nimmt uns jeder ernst“, folgerte er aus dem Sieg in Mainz, „wir können die nächsten Spiele mit breiter Brust angehen.“
Bis auf eine kurze Phase zwischen der 50. und 60. Minute waren die Frankfurter durchweg die bessere Mannschaft, spielerisch dominant, kämpferisch zumindest gleichwertig. „Wir haben Ball und Gegner in der ersten Halbzeit souverän laufen lassen“, stellte Trainer Hütter kühl fest. Der österreichische Fußball-Lehrer reflektiert aber auch das große Ganze. In der ersten Viertelstunde nach der Pause habe die Eintracht auch „das Glück“ auf ihrer Seite gehabt. Letztlich sei das Spiel durch die Elfmeter entschieden worden, „Ich bin ein Fan des Video-Schiedsrichters“, sagte Hütter, „alle Entscheidungen waren richtig.“ Er könne aber die Mainzer Aufregung bei den zwei Situationen, in denen sie keinen Elfmeter bekamen, „verstehen“.
Hinteregger, beim zweiten Elfmeter, den Silva in der 72. Minute verwandelte, hatte einen eigenen Blick auf die Situation. Es sei ein klarer Strafstoß gewesen, „ich spüre immer noch meinen Arm, so stark hat er mich festgehalten.“ Dabei hätte er den Ball sowieso nicht mehr erreichen können, gab er zu. Der österreichische Nationalspieler war von der ersten Minute an vorangegangen beim Vorhaben der Eintracht, die schwarze Serie in Mainz endlich zu brechen. „Wir hatten nie das Gefühl, dass etwas passieren könnte“, sagte er. So ganz aber hat das nicht gestimmt. Denn nach der 2:0-Führung war ihm plötzlich ein Gedanken durch den Kopf geschossen. „Ich habe unter der Woche noch mit Alex Meier gesprochen, der mir erzählt hat, dass sie hier schon 2:0 geführt und dann doch noch verloren haben“, gab Hinti zu, „beim 2:0 heute musste ich kurz an ihn denken.“
Neben dem SC Freiburg (5 Siege in Folge) ist die Eintracht einer der großen Gewinner der letzten Wochen. Und im Klub ist dies der Trainer. Die Negativserie mit neun Spielen in Folge ohne Sieg hat er mit Ruhe und Überzeugung souverän gemeistert. „Wir hatten bei vielen Remis in der jüngeren Vergangenheit nicht das Glück auf unserer Seite, aber wir sind ruhig geblieben, hatten immer Vertrauen in unsere Stärke“, sagte Hütter.