„Katastrophaler Start, phänomenale Aufholjagd“: So hat Adi Hütter das 3:3 der Eintracht gegen Berlin zusammengefasst. Aber nur ein Frankfurter zeigte eine konstant gute Leistung.
Von Peppi Schmitt
Frankfurts Andre Silva und Berlins Robert Andrich kämpfen um den Ball.
(Foto: dpa)
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FRANKFURT - Neuntes Spiel, sechstes Unentschieden, jetzt schon das vierte Remis in Serie, nach 1:1 (gegen Bielefeld, Köln, Bremen und Leipzig) und 2:2 (gegen Stuttgart) nun ein 3:3 beim 1.FC Union Berlin – die Frankfurter Eintracht hat sich zwar in der Tabelle um zwei Plätze auf Rang neun verbessert, kommt aber trotzdem nicht so recht von der Stelle. Die Mannschaft ist sich in dieser Saison selbst ein Rätsel. „Das Ergebnis fühlt sich wie eine Niederlage an“, sagte Abwehrspieler Martin Hinteregger, „wir fahren mit keinem guten Gefühl nach Hause.“
Gerechtes Unentschieden zwischen Eintracht und Union Berlin
Dabei war das Spiel ein einziges Spektakel, eine Achterbahnfahrt, vom 2:0 der Berliner über das 3:2 für die Frankfurter hin zum gerechten Unentschieden. „Es ist wirklich schade, dass keine Zuschauer hier waren“, sagte Berlins Trainer Urs Fischer, „es hat aber sicher auch vorm Fernseher Spaß gemacht.“ Seinem Frankfurter Kollegen weniger. „Ein katastrophaler Start und eine phänomenale Aufholjagd“, beschrieb Adi Hütter die 90 Minuten in der Hauptstadt. Es waren die Stars des Frankfurter Teams, die die Partie mit all ihren Stärken und Schwächen prägten. Es waren die sonst so Zuverlässigen, die mit ihren Unzuverlässigkeiten die Eintracht zunächst vom Weg abbrachten und sie mit ihrer Klasse doch wieder auf den rechten Weg zurückführten.
Da war Torhüter Kevin Trapp, der nach zwei Minuten den Ball nach einer Flanke von Marcus Ingvartsen von der Brust abprallen ließ und Robert Andrich das 1:0 leicht machte. Nach ein paar Minuten hatte sich Trapp vom Fehler erholt und bewahrte die Eintracht später vor weiteren Gegentoren, die schon früh die Vorentscheidung bedeutet hätten. „Die ersten fünf Minuten waren natürlich das Schlimmste, was passieren konnte“, sagte der Nationalspieler, „mein Fehler war superungünstig, aber das passiert, es gehört dazu.“ Es sei für einen Torwart wichtig, die Mentalität zu haben, einen solchen Fehler abzuschütteln. „Das ist mir ganz gut gelungen“, sagte Trapp.
Da war Martin Hinteregger, der nach Trapps Patzer zu spät und beim 2:0 vier Minuten darauf falsch reagierte. Hinteregger foulte Awoyini im Strafraum, es gab Elfmeter. „Ich habe gewusst, dass er den Haken macht, aber trotzdem falsch agiert“, gab der österreichische Nationalspieler zu. Wie Trapp hat auch Hinteregger sich danach am eigenen Schopf aus dem Sumpf gezogen. Nach einer Viertelstunde bis zum Ende ließ er Awoyini keinen Stich mehr. Die Anfangsphase aber machte Hinteregger noch lange nach dem Spiel zu schaffen. „Die ersten 15 bis 20 Minuten verschlafen wir relativ häufig, das war auch schon ein Thema, als noch Fans im Stadion waren“, sagte er, „ich weiß nicht, warum das so ist, aber wir müssen eine Lösung dafür finden.“ Es werde Zeit, dass sich die Mannschaft mal „zusammensetzt“. Es herrscht also Gesprächsbedarf.
Da war Daichi Kamada, der zu Beginn über den Platz stolzierte und stolperte, als habe er mit der ganzen Angelegenheit nichts zu tun. Beim zweiten Tor verlor er einen vorentscheidenden Zweikampf an der Mittellinie, später beim fantastischen 3:3-Ausgleich von Max Kruse ließ er den Berliner Torschützen in seinem Rücken einfach laufen. Dazwischen aber glänzte der Japaner mit zwei tollen Vorlagen zum 1:1 und 3:1. Erst setzte er André Silva mit einem perfekten Pass in Szene, dann legte er Bas Dost maßgerecht vor. „Daichi ist nicht gut ins Spiel gekommen, hat sich aber gut zurückgekämpft“, fasste Trainer Hütter zusammen, „mit den zwei Assists hat er zum Remis beigetragen und dem Spiel seinen Stempel aufgedrückt.“
Da war Bas Dost, der über weite Strecken „unsichtbar“ auf dem Feld agierte. Fleißig zwar, aber nicht wirklich im Spiel. Und dann war er genau an der richtigen Stelle, um das Führungstor zu erzielen. „Union hätte 3:0 oder 4:0 führen können, deshalb können wir mit dem 3:3 zufrieden sein“, sagte der Holländer und hatte die erstaunliche Bilanz gut im Kopf, „wir haben in dieser Saison nur ein Spiel verloren, aber leider aber auch nur zwei gewonnen.“
Silva erzielt Saisontore sechs und sieben
Nur ein Frankfurter war in Berlin durchgehend auf der Höhe. Mittelstürmer André Silva erzielte seine Saisontore sechs und sieben. Beim ersten ahnte er den Passweg von Kamada voraus, beim zweiten verlängerte er eine Kostic-Flanke mit dem Hinterkopf ins Netz. In der zweiten Halbzeit war Silva seinem achten Treffer zweimal ganz nahe. „Wir haben alles gegeben für den Sieg, leider hat es nicht gereicht“, sagte der famose Portugiese, „wir sind traurig.“ Er selbst muss es nicht sein, außer dem weltbesten Stürmer Robert Lewandowski hat in diesem Jahr kein anderer in der Bundesliga mehr Tore geschossen als er. So ganz nebenbei darf sich auch Eintracht-Sportvorstand Fredi Bobic auf die Schulter klopfen. Mit Silva haben die Frankfurter nach Luka Jovic und Sébastien Haller, die teuer verkauft werden konnten, schon wieder eine ganz heiße Stürmeraktie im eigenen Depot. Sein Marktwert ist laut „transfermarkt.de“ inzwischen auf 28 Millionen Euro gestiegen.