Eintracht-Boss Bobic: „Ein Jahr ohne Europa gar nicht so übel“
Eintracht-Trainer Adi Hütter ist nach dem 1:1 Unentschieden der Frankfurter Adler in Köln durchaus zufrieden.
Von Peppi Schmitt
Andre Silva von der Eintracht Frankfurt liegt verletzt auf dem Rasen.
(Foto: Jan Huebner/Pool )
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FRANKFURT - Wenn in der Europa-League (0:3 im Achtelfinal-Hinspiel gegen den FC Basel) kein mittleres Fußball-Wunder geschieht, wird die Frankfurter Eintracht in der kommenden Saison nicht international spielen. „Ein Mittelfeldplatz in dieser Saison ist nicht so schlimm“, hat Sportvorstand Fredi Bobic schon vor einigen Wochen gesagt, „ein Jahr ohne Europa wäre vielleicht zum Durchschnaufen auch nicht so übel für uns.“ Den angestrebten Europa-League-Platz haben die Frankfurter nicht mit dem 1:1 (0:1) beim 1.FC Köln verloren, sondern am Ende der Vorrunde, als sie sieben Spiele in Folge ohne Sieg geblieben waren. Auch darum hat der Trainer auf die „verlorenen beide Punkte“ in Köln gelassen reagiert. „Meine Mannschaft war die bessere, den Punkt nehmen wir mit, die Leistung war absolut in Ordnung“, sagte Adi Hütter.
Die Enttäuschung hielt sich auch deshalb in Grenzen, weil die Konkurrenz aus Wolfsburg (4:1 auf Schalke) und Hoffenheim (4:0 gegen Union) klar gewonnen hatte und die Chancen der Eintracht auf Platz sieben im Grunde schon zur Pause dahin waren. „Trotzdem hat die Mannschaft noch einen Zahn zugelegt“, lobte der Frankfurter Trainer. Den Kölner Führungstreffer durch einen verwandelten Foulelfmeter von Florian Kainz, nachdem Sebastian Rode im Strafraum nach einem bösen Patzer Marc Uth zu Fall gebracht hatte, konnte die Eintracht durch Bas Dost ausgleichen. Der vierte Auswärtssieg in Folge wäre möglich gewesen, wurde aber knapp verpasst. „Enttäuschung“ sei deshalb das falsche Wort, sagte Hütter, „aber es ist schade für einen Verein wie Eintracht Frankfurt und seine Fans allemal.“ Manager Bruno Hübner versuchte das Für und Wider abzuwägen. „Auf der einen Seite kann Eintracht Frankfurt einfach international“, sagte er, „auf der anderen Seite bietet sich uns die Gelegenheit, uns in Ruhe auf die Bundesliga vorbereiten.“ Adi Hütter könne die Mannschaft nun „gezielt weiterentwickeln ohne dauernd auf Reisen zu sein.“
Zufrieden mit der Rückrunde
Der Eintracht-Coach strahlte eine tiefe Zufriedenheit aus. „Ja, wir haben Punkte liegen gelassen, aber dennoch ist gerade die Rückrunde sehr gut gelaufen“, sagte er, „wenn es nun Platz neun werden sollte, können wir von einer erfolgreichen Saison sprechen.“ Alle gemeinsam könnten „stolz“ darauf sein, „was wir in den vergangenen beiden Jahren geleistet haben." Die Frankfurter Dauerspieler, die auch in dieser Saison schon wieder 52 Mal auf dem Platz gestanden haben, sind auch am Ende der Marathon-Saison noch in einer guten Verfassung. „Man hat gesehen, dass Köln deutlich kaputter war als wir, mein Gegenspieler Cordoba hat immer mehr gepumpt“, sagte Martin Hinteregger. Nur die Eintracht hatte am Ende auf Sieg gespielt, die Kölner waren mit dem einen Punkt hochzufrieden. Hinteregger: „Köln wollte nur das Unentschieden halten, das ist ein Kompliment für uns.“
Ganz am Ende der Saison hat sich der Frankfurter Trainer sogar noch mit der „Rotation“ angefreundet. Zuletzt hat er immer wieder fast die halbe Mannschaft ausgewechselt, in Köln waren es sechs Spieler. Kurios: In Köln hat Sebastian Rode die Mannschaft als Kapitän aufs Feld geführt. Mit David Abraham, Makoto Hasebe und Kevin Trapp hatten die „eigentlichen“ Spielführer nur auf der Bank gesessen. Als Rode ausgewechselt wurde, übernahm Hinteregger die Binde. Ein Leistungsverlust ist mit den vielen Wechseln nicht einhergegangen. Die Abwehr war völlig neu zusammengestellt, vor Torwart Frederik Rönnow spielte die Dreierkette Stefan Ilsanker, Martin Hinteregger und Evan Ndicka zum ersten Mal in dieser Formatzion zusammen. Ergebnis: Köln hatte neben dem Elfmetertor nur eine einzige halbwegs gefährliche Situation, Rönnow musste nicht einen schweren Ball abwehren. Daraus ist durchaus zu schließen, dass es Hütter gelungen ist, die Breite des Kaders zu nutzen und die Mannschaft weiterzuentwickeln. Und er hat sie trotz des Drucks am Ende des letzten Jahres und nach der Corona-Pause zusammengeschweißt.
Seit Wochen steht ein echtes Team auf dem Platz. „Wir haben gekämpft ohne Ende“, sagte Bas Dost. Der Mittelstürmer ist auch ein gutes Beispiel für den Zusammenhalt innerhalb der Mannschaft. Nach Wochen in der Reha, nach Verletzungen und dem einen oder anderen enttäuschenden Auftritt, konnte er zuletzt in Berlin und Köln überzeugen. Der 31 Jahre alte Holländer hat nicht nur unter Beweis gestellt, dass er sehr wohl noch wichtig für die Eintracht werden kann, er hat auch innerbetrieblich soziale Kompetenz gezeigt. Den Konkurrenten André Silva (elf Tore) sieht er als Partner. „Bei meinem Tor macht André einen guten Lauf am ersten Pfosten und zieht einen Gegenspieler auf sich. Wenn er diesen Lauf nicht macht, komme ich erst gar nicht in diese Position“, sagte Dost nach seinem siebten Saisontor, „André hat das in den vergangenen Wochen überragend gemacht. Ich kann nur sagen: Mach so weiter!“
Bei der Eintracht stimmt es also. Ein letztes Ziel haben sich die Frankfurter vor dem Heimspiel gegen den SC Paderborn nun doch noch gesetzt. „Wenn wir nächste Woche einen einstelligen Tabellenplatz erreichen, können wir von einer ordentlichen Saison sprechen, zumal wir im Halbfinale des DFB-Pokals standen“, sagt Manager Bruno Hübner, „mal sehen, was in der Europa League noch möglich ist.“