Eintracht arbeitet an Details: „Wir brauchen Lösungen“
Adi Hütter war nach dem letzten Spiel grundsätzlich zufrieden mit der Team-Leistung. Trotzdem will der Frankfurt-Trainer im Training wichtige Details für das Spiel verbessern.
Von Peppi Schmitt
Eintracht Frankfurts Trainer Adi Hütter.
(Foto: dpa)
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FRANKFURT - Die Überlegenheit war frappierend. Die Frankfurter Eintracht war Hertha BSC am letzten Freitag haushoch überlegen – und hat doch nur mit einer Portion Glück nach 0:2-Rückstand ein 2:2 erreicht. Adi Hütter zeigte sich in der Gesamtbeurteilung zufrieden („Wir haben ein gutes Spiel gemacht“), aber mit Details unzufrieden. Und an diesen Details, die er nicht unbedingt als Kleinigkeiten, sondern eher als wichtige Veränderungen verstanden haben will, lässt der Frankfurter Trainer bis zur nächsten schweren Aufgabe am Donnerstag (18.55 Uhr) im Europapokal gegen Vitoria Guimaraes arbeiten. Wie komme ich einem kompakt verteidigenden Gegner bei? Wie verteidige ich die vermutlich wenigen Konter? Wie muss das eigene Spiele variieren, um erfolgreicher zu spielen? Das sind die Kernfragen, die Hütter mit seinem Spieler beantworten will. Seine selbst gesetzte Überschrift: „Wir brauchen Lösungen.“ Lösungen, die die Eintracht zuletzt nicht mehr gefunden hat. Dabei ist der Frankfurter Fußball-Lehrer richtig froh, dass er zumindest am Montag und Dienstag mal wieder „richtig“ auf dem Trainingsplatz arbeiten kann, ohne Rücksichtnahme auf die 90 Minuten davor oder die 90 Minuten danach.
Das Kernproblem in den letzten Spielen, ob in der Liga in Mainz oder gegen Berlin, aber auch im Europacup in Lüttich, war die wenig konzentrierte Verteidigung und das Herausspielen und Verwerten von eigenen Torchancen. „Zu leicht“ seien manche Gegentore gefallen, hat Hütter am Montag noch einem gemäkelt. Und ziemlich sauer reagiert, als Almamy Touré auch beim Trainingsspiel einen liederlichen Pass gespielt hatte. „Das passiert ihm auch im Spiel“, sagte der Trainer später, „er ist ein guter Spieler, aber mit diesen Unkonzentriertheiten macht er sich selbst das Leben schwer.“ Gegen Guimaraes am Donnerstag darf sich Touré das Geschehen wieder von draußen anschauen, der national gesperrte David Abraham kehrt zurück in die Abwehr. Mit dem Kapitän erhofft sich die Eintracht eine Stabilisierung der Defensive.
Kritik auf fruchtbaren Boden gefallen
Seiner Offensive hat Hütter mit einer ungewöhnlichen Aufteilung beim Übungsspiel versucht, das Leben etwas leichter zu machen. Neun gegen sechs wurde angegriffen, was einerseits den ärztlich verordneten Pausen für Sebastian Rode (Knöchel lädiert), Mijat Gacinovic (Muskelprobleme), Lucas Torró und Dejan Joveljic (beide erkältet) geschuldet war, vor allem aber dem Ziel, dem Sturm und den Stürmern Goncalo Paciencia und André Silva Erfolgserlebnisse zu ermöglichen. Das klappte ganz gut. Die psychologische Unterstützung hatte der Eintracht-Coach allerdings auch mit einer klaren Forderung untermauert. „Wir müssen viel mehr durchs Zentrum spielen“, sagte er, „heute hat das ganz gut geklappt.“ Zuletzt gegen Berlin nicht. Von den Zulieferern verlangt er den mutigen Pass in den Strafraum, von den Angreifern verlangt er deutlich mehr Bewegung „ohne Ball“. Bei den beiden Portugiesen im Sturm ist die Kritik auf fruchtbaren Boden gefallen. „Der Trainer sagt die Wahrheit“, räumt der beste Frankfurter Torschütze, Goncalo Paciencia ein, „wir haben uns nicht so gut bewegt.“ Es sei wichtig, dass nun endlich einmal wieder Gelegenheit sei, das richtige Verhalten im Training immer wieder zu probieren.
Am Willen jedenfalls wird es nicht liegen, sollten die Frankfurter den Sprung in die K.o.-Runde nicht schaffen. Alle Spieler sind sehr fokussiert auf die Partie. Paciencia: „Wir werden alles tun, dass es für uns und unsere Fans eine fantastische Nacht wird.“ Vor seinen Landsleuten sei freilich Vorsicht geboten. Guimaraes sei eine „technisch sehr gute Mannschaft“ und aus der Heimat wisse er, „dass sie hier unbedingt gewinnen wollen.“ Die Eintracht müsse ihre Heimstärke und vor allem ihre ureigensten Tugenden dagegensetzen. „Es wird schwer, aber wir haben genug Qualität, um zu siegen“, sagt der 25 Jahre alte portugiesische Nationalspieler.
Dazu müssen auch die Flanken wieder zum mehr Gefahr führen. Gegen Hertha hatten sich die Frankfurter nicht nur 16:1-Ecken herausgespielt (und daraus beide Tore erzielt), sondern lagen auch beim Flanken mit 22:4 und den Torschüssen mit 27:8 mehr als deutlich vorne. Das Adressieren der Hereingaben, also die Flanke, sei eine der „schwierigsten Übungen“ im Fußball überhaupt, nimmt der Trainer seine Außenspieler in Schutz. Er empfiehlt Danny da Costa und Filip Kostic, die in erster Linie dafür verantwortlich sind, „noch mehr Risiko einzugehen“. Soll heißen: Keine hohen Alibiflanken, sondern lieber knallhart nach innen gebrachte flache Vorlagen. Doch das sei manchmal leichter gesagt als getan, weiß der Frankfurter Trainer, einst österreichischer Nationalspieler, aus eigener Erfahrung. „Aber wir trainieren es“, sagt er. So wie am Montag, als eine Vorlage nach der anderen in den Strafraum rauschte.
Die Stürmer waren mit Feuereifer dabei. Die Abstimmung zwischen ihm und dem Kollegen Silva müsse besser werden, sagt Paciencia, der vom Reservisten aus der letzten Saison zum „Dauerspieler“ in dieser aufgestiegen ist. Bei allen 27 Pflichtspielen war er am Ball, als einziger. „So viel habe ich noch nie gespielt in meinem Leben, aber ich finde es toll und ich bin auch nicht müde“, versichert er, „als Fußballer ist es doch das Schönste, zu trainieren, ins Hotel zu gehen und dann zu spielen.“ So gesehen befindet sich Paciencia im siebten Himmel. Bis Weihnachten muss die Eintracht noch vier Spiele in elf Tagen bestreiten.