Gegen Leipzig zeigten die Frankfurter einmal mehr, dass sie gegen die Top-Teams der Liga ihre besten Leistungen abrufen. Woran das liegt und warum das Mut für die Zukunft macht.
Von Peppi Schmitt
Gegen RB Leipzig gab es für die Frankfurter Eintracht wieder Grund zum Jubeln.
(Foto: dpa)
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FRANKFURT - „Gegen bessere Mannschaften spielen wir auch besser“, stellte Eintracht Frankfurts Mittelfeldspieler Stefan Ilsanker nach dem überzeugenden 1:1 gegen Leipzig fest. Nur so dahergesagt? Nein, diese Feststellung wird durch Fakten belegt. Die Eintracht hat keines der letzten acht Heimspiele gegen ein Team auf den Tabellenplätzen eins oder zwei verloren. Und nur eines der letzten fünfzehn. Das ist eindrucksvoll und erklärt und befördert den Respekt, den alle Mannschaften haben, wenn sie in Frankfurt spielen müssen. „Es ist schwierig hier zu spielen“, hatte zuletzt Leipzigs Torwart Peter Gulasci gesagt. Aber warum spielt die Eintracht gegen die Großen im eigenen Stadion so viel besser und erfolgreicher als gegen die vermeintlich Kleinen?
Die erste Erklärung lag in den Vor-Coronazeiten auf der Hand. Das Publikum ist in der Frankfurter Arena der „zwölfte Mann“. „Wir können hier in dieser Arena eine ungeheure Wucht entwickeln“, sagt Vorstand Axel Hellmann. In Frankfurt sind es nicht nur die Fan-Gruppen hinter dem Tor, die Stimmung machen und positiven Druck ausüben. Vielmehr kommt die Unterstützung von allen Seiten, eben nicht nur von den Stehplätzen, sondern auch von den Sitzplätzen. Was beim bislang letzten Spiel mit Zuschauern, am 3. Oktober gegen Hoffenheim, bewiesen wurde. Die erlaubten 8.500 Zuschauer machten auch ohne die „Vorsänger“ der Ultras mächtig Spektakel.
Viele SGE-Spieler leben von ihrer Emotionalität
Doch die Kulisse kann nur ein Teil der Wahrheit sein, denn auch ohne oder mit wenigen Zuschauern wie in den vergangenen Monaten gilt: Je besser der Gegner desto besser spielt die Eintracht. Es muss also auch sportliche Gründe geben, vor allem taktische. Auch die liegen auf der Hand. Setzen die Gegner auf offensiven Fußball und suchen selbst den Weg nach vorne wie es in dieser Saison die TSG Hoffenheim, Hertha BSC und nun Leipzig taten, findet die Eintracht Räume, die die Mannschaft gut bespielen kann. Läuft das Spiel auf die Frankfurter zu, tun sie sich leichter. Da greift die Taktik des Trainers besser. Damit sind sie nicht alleine in der Liga, aber diese Entschlossenheit im Spiel ist nur bei wenigen Mannschaften aus der mittleren Etage der Liga so ausgeprägt.
Hinzu kommt die Zusammensetzung der Frankfurter Mannschaft. Viele Spieler leben von ihrer Emotionalität. Wird sie von außen reingetragen, ist das hilfreich. Aber sie steckt auch in den Spielern selbst. Die Abwehrspieler David Abraham und Martin Hinteregger sind dann am besten, wenn es heiß hergeht. Stefan Ilsanker gehört zu dieser Kategorie, auch Sebastian Rode, der nach einer Verletzung wieder im Training mitmischt und am Samstag beim Auswärtsspiel in Berlin wieder dabei sein kann. Die Mentalität dieses Quartetts steht stellvertretend für einen speziellen Frankfurter Spielstil. „Es ist schwer gegen uns zu spielen“, sagt der Trainer. Was die Bilanz dieser Saison zeigt: Erst ein einziges Mal wurde die Eintracht an den ersten acht Spieltagen geschlagen, vom Meister Bayern München.
Da ist aber auch die andere Seite der Medaille. Trainer Hütter hat mit seinen Spielern noch keine wirkliche Lösung gefunden für Spiele gegen Gegner, die ihnen den Ball überlassen. Zugegeben, es ist auch deutlich schwerer kreativ mit dem Ball umzugehen als destruktiv gegen den Ball zu spielen. Es gibt nur ganz wenige Teams in der Bundesliga, die dies beherrschen, die Bayern natürlich, Borussia Dortmund, manchmal auch Bayer Leverkusen und Borussia Mönchengladbach. Leipzig kann das auch, aber aus nicht ganz geklärten Umständen nie in Frankfurt. Aber das ist eine andere Geschichte. Der Eintracht fehlen für wirklich erfolgreichen und dominanten Ballbesitzfußball die technischen Mittel im Mittelfeld. Daichi Kamada kann an guten Tagen den Unterschied machen, doch diese guten Tage sind in dieser Saison seltener geworden. Aymen Barkok macht Hoffnung, dass in Zukunft dichte Abwehrreihen geknackt werden können. Amin Younes auch.
Um sich in der Tabelle nach vorne arbeiten zu können, der Rückstand auf den Europapokalplatz 6 beträgt für den Elften aus Frankfurt nur drei Punkte, muss die Eintracht zunächst weiter auf ihre Heimstärke gegen die Topteams setzen. So gesehen stehen die Zeichen gut: Die nächsten drei Heimspiele gehen gegen Borussia Dortmund, Borussia Mönchengladbach und Bayer Leverkusen.