FRANKFURT - Niko Kovac schlägt Alarm. Seine Mannschaft hätte sinngemäß zuletzt die Konsequenz vermissen lassen, zwei bis drei Prozent weniger gegeben, den Kampf nicht so angenommen und Unkonzentriertheiten zugelassen. Deutliche Worte. Für manche Außenstehende mag die Kritik des Fußballlehrers ein wenig scharf sein. Schließlich steht man auf dem fünften Tabellenplatz und hat das Saisonziel Klassenerhalt doch fast schon geschafft. Das mag richtig sein, jedoch ist die Kritik des Coaches absolut richtig und angemessen.
Hinter verschlossenen Türen ist Kovacs Kritik schärfer
Sie könnte sogar noch schärfer formuliert sein, und ich bin mir sicher, dass Kovac dies hinter verschlossenen Türen auch so äußert. Jedenfalls hört man das aus der Mannschaft.
Die Eintracht hat nicht nur zwei Spiele verloren, denn das alleine ist weiß Gott kein Drama. Nein, aber die Eintracht zeigt derzeit in allen Belangen einen Abwärtstrend. Sowohl objektiv messbar: So lassen sie mehr Chancen des Gegners zu, spielen mehr Fehlpässe oder kreieren weniger eigene Tormöglichleiten.
Als auch subjektiv: Es fehlt der Biss, der 100-prozentige Wille, das Selbstverständnis und die Kaltschnäuzigkeit. Ist man bequem und zufrieden geworden?
Ruht man sich auf den Lorbeeren der Hinrunde aus? Fakt ist, die Defensivarbeit und das Arbeiten gegen den Ball der Eintracht sind nicht nur wegen der Ausfälle wieder extrem inkonsequent und löchrig geworden.
Die Adlerträger sind zurück auf dem Boden der Realität
Die SGE tritt nicht nur auf der Stelle, man ist gar dabei, wieder einen kleinen Schritt zurückzumachen. Ein Leistungseinsturz und Tabellenabsturz könnte drohen. Ist das dramatisch? Nein, ganz und gar nicht, denn die Eintracht ist noch lange nicht so weit, dass sie eine ganze Saison stabile Leistungen bringen kann. Da muss man realistisch sein. Das aktuelle Tal der Eintracht kann man fast als einkalkuliert einschätzen.
In der aktuellen Phase landen alle Adlerträger wieder auf dem Boden der Realität, und das ist vielleicht gar nicht schlecht so. Denn für Europa ist man am Main noch nicht reif, so schön das Träumen davon auch ist.
Autor Marc Behrenbeck (34) ist Reporter beim TV-Sender Sky Sport News. Der Frankfurter berichtet hautnah von den Bundesliga-Fußballern der Eintracht.