Vereint gegen rassistische und rechtsradikale Tendenzen im Fußball (von links): der Groß-Gerauer Landrat Thomas Will, Nicolai Würtz vom Fanprojekt Darmstadt, Moderator Söhnke Vosgerau, Ex-Nationalspieler Cacau, Fußballerin Franziska Frase (Schott Mainz), Lilien-Spieler Sebastian Hertner, Kreisfußballwart Robert Neubauer, Anton Schumacher, Leiter des Sportinternats von Eintracht Frankfurt, und Lilien-Vizepräsident Markus Pfitzner.
(Foto: Florian Ulrich)
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GROSS-GERAU - Dass noch immer explizit für Toleranz geworben werden muss, ist traurig – deshalb aber auch immens wichtig. Am Dienstagabend wurde im Landratsamt in Groß-Gerau die Ausstellung „Strafraum Sachsen 2.0. – Fußball zwischen Ressentiments und Integration“ der Initiative für mehr gesellschaftliche Verantwortung im Breitensport (IVF) eröffnet, die sich mit diesem Thema auseinandersetzt.
In der vom „Netzwerk gegen Rechtsextremismus und Rassismus des Kreises Groß-Gerau“ in Kooperation mit dem SV Darmstadt 98 unter dem Motto „Gemeinsam stark! Engagiert gegen Rassismus und Diskriminierung im Fußball“ organisierten Veranstaltung betonte Landrat Thomas Will die Bedeutung. „Diskriminierung findet nicht nur im Fußball, sondern auch in anderen Sportarten statt. Der Sport hat aber integrative Kraft, besonders für solche Menschen, die nicht freiwillig zu uns gekommen sind“, sagte Will. Und: „Vieles ist gut gelungen.“
Stephan Schneider von der IVF erläuterte die Ausstellung, die seit November 2016 schon in mehreren Städten zu sehen war. „In Sachsen funktioniert das leider etwas anders. Die IVF wirbt für mehr gesellschaftliche Verantwortung im Breitensport und im Fußball. Wir gehen an Sportschulen, um uns dort über Gegenstrategien auszutauschen“, so Schneider. Ein positives Gesicht des Fußballs lasse sich nur durch kontinuierliche Arbeit in den Klubs und an der Basis erarbeiten. „In ländlichen Regionen Sachsens ist der Fußballverein oft die einzige Organisation, die noch gesellschaftliche Relevanz hat. Die Verantwortlichen sind aber meistens überfordert, Angebote zu Themen wie Diskriminierung und Rassismus zu machen“, sagte Schneider.
DIE AUSSTELLUNG
Die Ausstellung „Strafraum Sachsen 2.0 – Fußball zwischen Ressentiments und Integration“ ist bis zum 12. April im Landratsamt in Groß-Gerau zu sehen und kann zu den allgemeinen Öffnungszeiten besichtigt werden. Für Schulklassen und Gruppen werden nach Absprache (E-Mail: netzwerk-demokratie@kreisgg.de) gesonderte Besuchszeiten angeboten.
Dass ständiger Dialog und Begegnungen vielversprechende Mittel sind, um Diskriminierung und Rassismus im Sport entgegenzuwirken, darüber waren sich alle einig. Auf dem Podium hatten neben Lilien-Profi Sebastian Hertner und SV 98-Vizepräsident Markus Pfitzner der ehemalige Nationalspieler und DFB-Integrationsbeauftragte Cacau sowie der Sportinternatsleiter von Eintracht Frankfurt, Anton Schumacher, Platz genommen. Hinzu kamen Nicolai Würtz vom Fanprojekt Darmstadt, Fußballerin Franziska Frase vom TSV Schott Mainz sowie der groß-Gerauer Kreisfußballwart Robert Neubauer (Rüsselsheim).
Dass der SV 98 seine Vorbildrolle ernst nimmt, betonten Pfitzner und Hertner gleichermaßen. „Ich versuche über die Sozialen Netzwerke, aber auch über andere Medien, gegen Diskriminierung vorzugehen. Weil wir als Profis in der Öffentlichkeit stehen und eine Verantwortung gegenüber der Bevölkerung haben. Ich habe solche Dinge bei Mitspielern erleben müssen und bin der Meinung, dass so etwas nicht in den Sport gehört“, stellte Hertner unmissverständlich klar. Cacau machte deutlich, wie wichtig Respekt ist. „Es ist immens wichtig, respektvoll miteinander umzugehen. Das beginnt an der Basis. Ich sehe das im Verein, in dem mein Sohn spielt. Wir müssen mehr Menschen dazu bringen, sich dort zu engagieren. Die Basis ist zwar da, sie muss aber gestärkt werden. Auch die Nationalmannschaft ist nur so stark, wie es die Basis ist.“
Robert Neubauer lieferte Fakten aus dem Kreis Groß-Gerau: „In der Saison 2017/18 gab es sieben Vorfälle in mehr als 1000 Spielen im Jugend- und Erwachsenenbereich. Das ist nicht viel, aber es sind doch sieben zu viel.“ Wichtig sei es, die Atmosphäre auf den Sportfeldern einzufangen und „eine Kultur des Umsehens und Reagierens zu leben und nicht eine des Wegschauens“, forderte Neubauer.