Nach Saisonabsage: Goc fühlt sich „wie im falschen Film“
Der Kapitän der Mannheimer Adler hat sich sein Karriereende ganz anders vorgestellt. Playoff-Absage sei enttäuschend, aber nachvollziehbar.
Von Maik Richter und Kristina Puck
Beim Feiern nach dem Sieg über Schweningen am Sonntag mit den Fans ahnte Mannheims Kapitän Marcel Goc (am Mikrofon) noch nicht, dass die Partie die letzte seiner Karriere sein würde.
(Foto: Alfred Gerold)
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MANNHEIM - Corona und die drastischen Folgen: Als die Mannheimer Adler am Sonntag ihr letztes Hauptrundenspiel in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) mit 4:2 gegen die Schwenninger Wild Wings gewonnen hatten, ahnte noch niemand, dass dieser Sieg gleichbedeutend mit dem Saisonende sein würde. Denn eigentlich hatten sich die Fans bereits seit längerer Zeit auf die „geilste Zeit des Jahres“ gefreut und eingestimmt, wie die Playoffs gerne genannt werden. Dass die Zuschauer ihr Team durch die komplette Finalrunde in Blau unterstützen wollten, war bereits ausgemachte Sache.
Nach der Absage der Saison herrschte erst einmal Leere, denn eine komplette Absage der Playoffs – das hat es in der Geschichte der DEL noch nicht gegeben. Klar ist durch die Entscheidung der Ligaführung geworden: Eine Option, jeden zweiten oder dritten Tag vor leeren Rängen weiterzuspielen, war keine Option. Schließlich weiß niemand, wie lange sportliche Großveranstaltungen ohne Zuschauer weitergeführt werden müssen. Für die DEL war hier einfach keine Planungssicherheit mehr herzustellen. Und an einem Standort vor Publikum zu spielen und am anderen nicht, hätte einen fairen sportlichen Wettbewerb ad absurdum geführt. Demnach unterstützen die Adler Mannheim die Absage der Saison als Folge des Coronavirus. „Das ist ein schwarzer Tag für das deutsche Eishockey. Ich bin aber fest davon überzeugt, dass wir die richtige Entscheidung getroffen haben“, sagt Gesellschafter Daniel Hopp. Die 14 DEL-Clubs seien sich „einig“ gewesen, „dass wir eine große Verantwortung für den Sport und auch für unsere Spieler übernehmen müssen“, so Hopp weiter.
Am Dienstag war entschieden worden, die Spielzeit ohne Playoffs zu beenden. Ein Meister wird in diesem Jahr nicht gekürt. Die Mannheimer hatten die Hauptrunde als Zweiter beendet und waren wie Hauptrundensieger EHC Red Bull München ein Titelkandidat. Auch München hatte die Playoff-Absage begrüßt.
Die wirtschaftlichen Folgen für die Adler konnte Hopp noch nicht benennen, die Adler zählen aber zu den finanzkräftigsten Clubs der Liga. Vereine wie die Straubing Tigers oder Bremerhaven haben deutlich kleinere Etats. Hier dürften die ausbleibenden Ticketverkäufe größere Auswirkungen haben. Für einen bei den Adlern hat die Absage der Playoffs einen ganz bitteren Beigeschmack: Kapitän Marcel Goc wollte seine einzigartige Karriere mit einem erfolgreichen Abschneiden in den Playoffs beenden. Für den Olympia-Zweiten ist der Saisonabbruch schwer zu realisieren. „Es hängt irgendwie jeder in der Luft. Es kommt einem vor, als ob man in einem falschen Film ist. Das Ganze ist absurd, komisch“, sagte der 36-Jährige, dessen Karriere damit ohne Playoffs zu Ende ging. „Jeder guckt sich eigentlich nur an und sagt: „Ist das wirklich so? Jeder ist ein bisschen sprachlos. Es ist schade, frustrierend, enttäuschend, aber trotzdem nachvollziehbar.“ Eigentlich hatten sich die Adler ab diesem Mittwoch auf die Playoffs vorbereiten wollen. Der Gegner im Viertelfinale sollte in den Pre-Playoffs ermittelt werden.
„Klar ist das fürs Eishockey schlecht, wenn die Saison ein solches Ende nimmt“, sagte der frühere NHL-Stürmer Goc, äußerte aber Verständnis: „Die Gesundheit aller steht da natürlich im Vordergrund und ist wichtiger als ein Sportevent.“
Der ehemalige Kapitän der deutschen Nationalmannschaft hatte vor einem Monat angekündigt, seine Karriere nach dieser Saison zu beenden. Mit Titelverteidiger Mannheim hatte sich Goc Hoffnungen auf einen Meistertitel zum Abschluss seiner Karriere machen dürfen. Es wäre ein Abtritt nach Maß und Wunsch gewesen. Nun blieb erst mal nur eines: die große Leere.