REISE-CHECK
Anreise: Japans größte Fluggesellschaft Ana fliegt 14-mal pro Woche von Frankfurt nach Tokio, von dort geht es per Inlandsflug weiter nach Hiroshima, www.anaskyweb.com.
Veranstalter: Dertour bietet eine 17-tägige Flugpauschalreise „Japan für Liebhaber“, ab / bis Frankfurt, inkl. Flug mit Ana, 15 Übernachtungen (darunter eine Nacht im Tempelgästehaus auf dem Koya-san) / DZ / Frühstück, 2 Abendessen, Inlandsflug, Zugfahrt, ab 4 299 Euro pro Person, Buchungen und weitere Informationen in jedem Reisebüro mit Dertour-Programmen oder unter www.dertour.de.
Beste Reisezeit: Ende März zur Kirschblüte oder Ende November zur Herbstlaubfärbung.
Auskunft: Japanische Fremdenverkehrszentrale, www.jnto.de.
Takahashi Teramoto hätte gerne persönlich mit Barack Obama gesprochen als dieser im Mai 2016 als erster amtierender US-Präsident Hiroshima besucht hat. Er hätte gerne von diesem schrecklichen 6. August 1945 berichtet, den er als damals zehnjähriger Junge überlebt hat. Er hätte gerne gesagt: „Leute, hört auf mit den Kriegen. Versucht Frieden zu schaffen für eure Kinder und Enkel.“ Doch Takahashi Teramoto war nicht ausgewählt worden, den Präsidenten zu treffen.
Der 82-Jährige ist einer von 45 Zeitzeugen, die den Atombombenabwurf von Hiroshima überlebt haben. Und er wird nicht müde davon zu berichten, damit sich das Grauen nicht noch einmal wiederholt. Dabei würde Takahashi Teramoto den 6. August 1945 am liebsten für immer aus seinem Gedächtnis löschen. Dieser Tag, der mit so schönem Wetter begonnen hatte. „Wäre es bewölkt gewesen, hätten die Amerikaner die Bombe nicht abgeworfen“, erzählt der alte Mann. Genau um 8.15 Uhr explodierte die Atombombe „Little Boy“ etwa 600 Meter über dem Stadtzentrum von Hiroshima. 90 000 Menschen waren auf der Stelle tot, darunter Takahashis Mutter. Ihr Sohn überlebte wie durch ein Wunder.
Bis heute macht sich Takahashi Teramoto Vorwürfe, dass er es war, der die Mutter ins Unglück stürzte. Der Junge war damals mit anderen Kindern aus Hiroshima in einen Tempel auf das Land evakuiert worden – zum Schutz vor der Bombardierung. Weil er aber krank geworden war, kam seine Mutter am 4. August 1945, um ihn abzuholen. Er sollte in Hiroshima von einem Arzt behandelt werden. Doch auch die Mutter war geschwächt, fühlte sich nicht gesund und wollte lieber noch zwei Tage im Tempel ausruhen, bevor sie zurück reisten. Hätte er sie gelassen, wäre alles anders gekommen. Doch Takahashi Teramoto hatte Heimweh. Er quengelte und drängte seine Mutter, sofort nach Hause zurückzukehren.
Alles im Umkreis von zwei Kilometern war weg
Die Familie wohnte damals mitten im Stadtzentrum. Noch eine halbe Stunde vor der Detonation hatte der Junge an jenem 6. August mit einem Freund vor der Haustür gespielt. Um 8 Uhr hatte ihn die Mutter ins Haus gerufen, weil er sich für den Arztbesuch fertigmachen sollte. Takahashi Teramoto erinnert sich heute nur noch an einen grellen Blitz, dann stand er auf der Straße. Das Haus seiner Eltern war weg. Alles im Epizentrum, in einem Umkreis von zwei Kilometern war weg. Doch wie durch ein Wunder war er von der Hitzewelle nicht getroffen worden. Eine Nachbarin rettete den Zehnjährigen und trug ihn huckepack aus der Stadt. Eine Woche später kam seine ältere Schwester zu ihm in die improvisierte Rettungsstation. Sie hatte genauso überlebt wie der Vater, der als Ingenieur außerhalb der Stadt gearbeitet hatte.
Es grenzt ebenfalls an ein Wunder, dass weder Takahashi Teramoto, noch seine drei Kinder und fünf Enkelkinder jemals schwer krank geworden sind. Dass sie keinen Krebs bekommen haben. Denn bis heute sterben jährlich noch immer etwa 5000 Menschen an den Folgen des Atombombenabwurfs. Wichtigste Gedenkstätte in Hiroshima ist der Friedenspark. Er ist die letzte Ruhestätte von 70 000 Menschen, die nicht mehr identifiziert werden konnten. Ihre Asche bildet einen riesigen Grabhügel.
Unweit davon befindet sich das Kinder-Friedensdenkmal von Sadako Sasaki. Die Geschichte des radioaktiv verstrahlten Mädchens berührt noch heute viele Japaner. Sie faltete Papierkraniche, weil sie hoffte so von der Leukämie geheilt zu werden, denn Kraniche sind in Japan ein Symbol für langes Leben. Bis zu ihrem Tod im Alter von zwölf Jahren fertigte Sasaki 663 Kraniche. Aus allen Teilen des Landes reisten die Menschen an, um ihr Grab mit 1000 Faltkranichen zu schmücken – ein Brauch, der bis heute anhält: Das Denkmal im Friedenspark ist inzwischen mit Millionen von Kranichen geschmückt. Zentrales Mahnmal mitten im Park ist der Kenotaph, ein leeres Grabmal mit einem Dach in Form eines Pferdesattels. Eine ewige Flamme soll hier so lange brennen, bis die letzte Nuklearwaffe auf der Welt abgeschafft ist. Ob Friedenspark, Friedensmuseum oder Atombombendom, die Ruine der ehemaligen Industrie- und Handelskammer: Man kann Hiroshima nicht besuchen, ohne an das Grauen vor 72 Jahren erinnert zu werden.
Hiroshima ist allerdings auch eine moderne und lebendige Millionenstadt. Heute leben hier mehr als doppelt so viele Menschen wie damals, als die Bombe fiel. Wie in jeder großen Stadt gibt es Einkaufspassagen mit Bars und Restaurants. Hiroshimas Küche ist auf Meeresfrüchte spezialisiert. Bekannt ist sie für Okonomiyaki, eine Art Pfannkuchen beziehungsweise Pizza mit Gemüse und Meeresfrüchten, die auf der heißen Theke gebacken werden.
Am besten probiert man sie im Okonomimura, einem Komplex mit 25 Lokalen. Über eine Treppe geht es hinauf ins zweite Obergeschoss. Hier backt Ukina Hirano seit fünf Jahren Abend für Abend in ihrer Miniküche. Es sieht ein bisschen aus wie in einem Einrichtungshaus: Eine Küchenzeile befindet sich in kleinen Parzellen neben der anderen. Hiranos Küche ist die letzte in der Reihe. Die Gäste sitzen bei einem Glas Bier auf Barhockern rings um die schmale Theke und schauen der 30-Jährigen dabei zu, wie sie Teig, Nudeln, Berge von Chinakohl, Eier und jede Menge Gewürze in ein herzhaftes Gericht verwandelt. „Meine Pizza ist die beste, weil ich das mit Herz mache“, sagt Ukina Hirano, während sie die Okonomiyaki geschickt mit dem Pfannenwender auf der heißen Theke umdreht. Dann lacht sie und schiebt einen „Joke“ (Witz) hinterher. Doch es stimmt. An ihrer Theke geht es lustig zu. Ukina Hirano scherzt mit ihren Gästen auf Japanisch und Englisch und es macht Spaß, ihr bei der Arbeit zuzuschauen.
Ein Geheimtipp ist der buddhistische Daisho-in-Tempel
Am nächsten Morgen heißt es früh aufstehen. Mit der Straßenbahn und Fähre geht es zur heiligen Insel Miyajima, die rund eine Stunde von Hiroshima entfernt in der Inlandsee liegt. Bekannt ist sie vor allem für das im Wasser stehende rote Tor des Itsukushima-Schreins – eines der meistfotografierten Wahrzeichen Japans. Ein Geheimtipp auf der Insel ist jedoch der buddhistische Daisho-in-Tempel am Fuß des 530 Meter hohen Berges Misen, den man über einen Spazierweg erreicht. In den Tempelhallen, auf den Treppen und Wegen entdeckt man eine Menge sehenswerter Details: Da säumen zum Beispiel 500 steinerne Rakan-Statuen den Weg. Alle haben verschiedene Gesichtsausdrücke. Und fast alle tragen Häkelmützen. Im Treppengeländer gleich hinter dem Eingangstor sollte man unbedingt die 600 goldenen Gebetsräder berühren. Das soll großes Glück bringen.
Glücklich machen auch die Momiji-manjus. Das waffelähnliche Gebäck in Form eines Ahornblattes ist ein beliebtes Mitbringsel. Traditionell ist das Gebäck, das es nur in Hiroshima und Umgebung gibt, mit süßem Bohnenmus gefüllt. Überall in den Geschäften auf dem Weg zum Fähranleger wird es angeboten und gelegentlich kann man sogar dabei zusehen, wie es gebacken wird.