Die Inseln vor der Küste Ecuadors sind einzigartige Biotope. Strenge Gesetze sollen dafür sorgen, dass der Tourismus sanft und nachhaltig bleibt.
Von Carsten Heinke
Zwei Meerechsen auf dem für die Inseln typischen Lavagestein.
(Foto: Carsten Heinke)
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Fregattvögel, so hoch in der Luft, dass ihre schlanken, eleganten Körper nur noch schwarze Striche auf den endlos blauen Himmel zeichnen, sind die ersten, die die Kreuzfahrer auf Galapagos begrüßen. Die Sonne brennt, doch der Pazifikwind bringt angenehme Kühle. Die Isabela II liegt vor Baltra vor Anker, zwei Flugstunden von Ecuadors Hauptstadt Quito entfernt. Mit nur 40 Passagieren an Bord sticht die Jacht in See und landet wenig später am ersten Ziel der Reise: Seymour Norte.
Schwarze Felsen, rote Erde. Wie die gesamte Gruppe der über 100 Inseln 1 000 Kilometer westlich von Südamerika, besteht das Eiland aus Lavagestein. Es ist die Spitze eines Millionen Jahre alten, unterirdischen Vulkangebirges, das an vielen Stellen noch aktiv und ständig in Bewegung ist. Ganze sieben Zentimeter jährlich wandert Galapagos, das offiziell „Kolumbus-Archipel“ heißt, in Richtung Festland.
Die Schreie der Prachtfregattvögel werden lauter. Ihre Strichzeichnungen am Himmel verwandeln sich in rasante 3D-Bilder, die teils so nahe an den Menschen vorbei düsen, dass die erschrocken ausweichen. Bis zu 2,40 Meter breiten die geschickten Segler ihre Flügel aus. Dann lassen sie sich zur Hochzeit nieder. Zwischen dünn belaubten Ästen blasen die Männchen ihre leuchtend roten Kehlsäcke auf und beeindrucken damit nicht nur ihre Angebeteten.
Zwei Meerechsen auf dem für die Inseln typischen Lavagestein. Foto: Carsten Heinke
Blaufußtölpel sitzen auf einem Felsen auf der Insel Espanola. Foto: Carsten
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Zwei gelbe Landleguane laufen über den Weg, unmittelbar vor den Füßen der verwunderten Menschen. Auch ein Seelöwe, der sich in der Abendsonne aalt, nimmt nicht wirklich Notiz von den neugierigen Zweibeinern.
Die Hoheit der Natur respektieren
„Die Tiere haben keine Scheu vor den Menschen, weil sie mit ihnen keine schlechten Erfahrungen verbinden“, erklärt Tourguide Maria Ramos und achtet streng darauf, dass das auch weiterhin so bleibt. Ein Sicherheitsabstand von mindestens zwei Metern muss sein. Anfassen ist tabu. „Der Nationalpark ist kein Streichelzoo. Zum Glück muss ich das kaum einem Gast erklären.
Die allermeisten Galápagos-Touristen bringen sowohl Umweltbewusstsein als auch viele Vorkenntnisse über die Natur der Inseln mit“, berichtet die Führerin. Die Biologin aus Santa Cruz ist froh, für ein Schiff wie die Isabela II arbeiten zu können, weil sie dessen geringe Größe für ökologisch vertretbar hält. „Natürlich ist der Tourismus in dem sensiblen Ökosystem Galapagos mit Risiken verbunden, aber er ist auch eine Chance für die Menschen hier“, sagt die 55-Jährige.
REISE-CHECK
Anreise: Flüge nach Quito zum Beispiel ab Frankfurt mit Delta oder United Airlines und einem Zwischenstopp in den USA oder mit KLM via Amsterdam direkt.
Kreuzfahrt: Der deutsche Veranstalter „Galápagos Pro“ bietet viele Reisen auf die Inseln an, Kreuzfahrten gibt es ab 1 115 Euro, www.galapagos-pro.com
Fünf Tage auf der Luxusjacht Isabela II ab / bis Baltra kosten einschließlich Vollverpflegung und Inselausflügen pro Person im DZ ab etwa 3 000 Euro, www.yachtisabela.com
Auskunft: www.ecuador.travel
Im ganzen Archipel verkehren derzeit 67 Hotel- und Kreuzfahrtschiffe, darunter sieben auf Tauchsafaris spezialisierte. Fast 50 der insgesamt 67 Schiffe, darunter auch die Isabela II, sind über „Galapagos Pro“ buchbar. Der Frankfurter Spezialreiseveranstalter tritt mit seinem Nachhaltigkeitskonzept für sanften Tourismus ein.
Für Geschäftsführerin Beate Zwermann bleibt die Inselgruppe ein Nischenprodukt. Sie rechnet vor: 1 700 Plätze auf See, 3 200 Betten an Land – zeitgleich können nicht mehr als 5 000 Touristen auf den Inseln sein. „Bei einer Aufenthaltsdauer von sieben Tagen sind das maximal 260 000 Personen pro Jahr – eine Zahl, die per Gesetz nicht erhöht werden darf“, erklärt die Expertin.
Das seit 2016 geltende neue Galapagos-Gesetz sieht vor, dass Touristen mit festem Reiseplan und stets in Begleitung zertifizierter Führer auf die Inseln kommen müssen. „Das dient dazu, dass touristische Angebot besser zu steuern und den Besonderheiten des Nationalparks anzupassen“, so Zwermann.
Um die bewohnten Inseln nicht zu übervölkern, gilt: Wer nicht dort geboren ist und kein Arbeitsvisum hat, darf jährlich maximal 60 Tage bleiben. Mit strengen Auflagen wird darauf geachtet, dass Touristen die Hoheit der Natur respektieren. Die Inseln so zu verlassen, wie man sie vorgefunden hat, ist die oberste Regel. Dazu gehört auch ein striktes Müll- und Rauchverbot.
Mittlerweile liegt die Isabela II vor Espanola. Die Insel ganz im Süden des Archipels gilt als dessen schönste. Der weiße Sandstrand von Bahía Gardner im Nordosten, eine Rarität zwischen all den Felslandschaften, ist in fester Hand einer Seelöwenkolonie.
Satt und scheinbar sehr zufrieden, liegt die Mehrzahl der friedlichen Meeressäuger reglos auf der faulen Haut. Auch am Punta Suárez im Südwesten lassen sich die schlafenden Robben nicht stören, als das Schlauchboot mit den Gästen anlegt. Daneben ganze Haufen von rot-schwarzen Meerechsen, die sich aus Wärmezwecken dicht zusammendrängen. Ein Rundweg führt durch ein wahres Vogelparadies, bewohnt von Albatrossen, Pelikanen, Rotschnabel-Tropikvögeln, Blaufuß- und Maskentölpeln.
Seltene Pflanzen gibt es auf Floreana zu entdecken. Auf Santa Cruz, der dicht besiedelten, und nach Isabela größten Galapagosinsel, werden die Charles-Darwin-Forschungsstation und ein Schildkrötenreservat besucht. Vorbei an gewaltigen Lava-Tunneln und Kratern geht es durch „Wälder“ aus baumgroßen Sonnenblumen.