In Florida tapeziert man die Wände mit Dollarscheinen
Die Inseln im Golfstrom vor der kalifornischen Küste locken mit angenehmen Wassertemperaturen und einer artenreichen Tierwelt – außerdem birgt die Gegend auch alte Seemannsgeschichten.
Von Marita Persian
Ein Pelikan macht Rast an einem Steg auf der Insel Sanibel.
(Foto: Marita Persian)
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Wer mit Dollarnoten Wände tapeziert muss richtig viel Kohle haben, denke ich, als ich mich im „Cabbage Key Inn Restaurant“ umschaue. Und gleichzeitig fällt mir der Ohrwurm „I need a dollar, dollar, a dollar is what I need“ von Aloe Blacc ein.
Rund 70 000 Ein-Dollar-Scheine sollen an Decken und Wänden im Restaurant kleben, schätzt der Barkeeper, doch genau weiß er das nicht. Ich bin mir jedoch hundertprozentig sicher: Cabbage Key Island im Südwesten Floridas ist ein origineller Ort. Das dachte anscheinend auch der US-Sänger Jimmy Buffet. Der sich aber nicht von den Dollarnoten beeindrucken ließ, sondern von den schmackhaften Burgern, die er in dem Song „Cheeseburger in Paradise“ über alles lobte.
Statt Shrimps und Steinkrabbe frisch aus dem Meer, bestelle ich natürlich einen „Cabbage Key Hamburger“, Coleslaw (amerikanischer Krautsalat) als Beilage und ein kühles Bier.
Ein Pelikan macht Rast an einem Steg auf der Insel Sanibel. Foto: Marita Persian
Seekühe fühlen sich im warmen Wasser vor der Captiva Island in Florida besonders wohl. Foto: Marita Persian
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Um Bier und Dollar ging es auch den Seeleuten, die in den 1950ern zwischen den Inseln im Golf von Mexiko schipperten. Sie machten im Cabbage Key Pause und bestellten reichlich Burger und Bier. Wer danach noch einen Dollar übrig hatte schrieb seinen Namen auf den Geldschein und pappte ihn an die Wand. Gedacht als „Vorauszahlung“ für das Bier auf dem nächsten Stopp. „So waren die Bootsleute immer auf der sicheren Seite und mussten nicht durstig am Hafen vorbei schippern“, erzählt uns der „Captain“ auf dem Törn mit Captiva Cruises. Das Ritual ist auch 60 Jahre später noch aktuell, denn ständig kommen neue Dollar an die Wände.
INFORMATIONEN
Anreise: Mit Eurowings nonstop ab Düsseldorf, ab circa 380 Euro oder ab Frankfurt mit einem Zwischenstopp ab circa 700 Euro, www.eurowings.com. Transfer auf die Inseln: Die Fahrt mit dem Bus oder Auto vom Southwest Florida International Airport Fort Myers nach Sanibel und Captiva dauert circa 50 Minuten. Die Inseln sind etwa 50 Kilometer vom Flughafen entfernt.
Unterkunft: Hotel South Seas Island Resort, 7 Übernachtungen pro Person ab 1175 Euro, www.thomascook.de oder Villa für 4 Personen mit Kingsize Bett oder Einzelbetten, Blick auf Jachthafen, last minute ab 236 Euro am Tag, booking.com, Direkt-Anfrage: www.southseas.com.
Auskunft: www.fortmyers-sanibel.de
„Leinen los“ für unseren Schiffsausflug heißt es in der Marina des „South Seas Island Resort“ auf Captiva Island, einer kleinen beschaulichen Insel vor Floridas Golfküste. Der Ausflugsdampfer tuckert an „fliegenden“ Fischen und Delfin-Schulen vorbei. Die Tiere haben anscheinend viel Spaß, neben dem Schiff her zu schwimmen. Angespornt durch das Klopfen der Passagiere auf die Reeling springen sie immer wieder aus dem Wasser. Zur Freude der Gäste an Bord, die mit ihren Handys ein Foto nach dem anderen machen, um es gleich an die Daheimgebliebenen zu schicken.
Entlang der Fahrrinne entdecke ich Schilder mit dem Hinweis „Caution Manatee Area“. Für den Schiffsführer bedeutet das: Maschine drosseln, langsam fahren! Seekühe lieben Flachwassergebiete, sind Vegetarier, werden bis zu vier Meter lang und grasen acht Stunden am Tag im warmen Wasser. Im warmen Wasser sein mögen nicht nur Manatees sondern auch Urlauber. Der Golf von Mexiko hat eine Temperatur zwischen 20 und 30 Grad – abhängig von der Jahreszeit.
Ein weiteres Highlight für Feriengäste sind die wunderschönen naturbelassenen Strände von Captiva und den Schwesterinseln North Captiva und Sanibel, die in den 1920er-Jahren durch einen Hurrikan getrennt wurden. Rund 40 Prozent der etwa 30 Kilometer langen Inseln stehen unter Naturschutz. Der Sand ist fein und weiß – ja, weißer geht nicht – ein Eldorado für Muschelsammler. Rund 400 Arten werden täglich an den Strand gespült. Der Grund für die Muschel-Vielfalt ist die Lage der Inseln und die dort vorherrschende Strömung. Kein Wunder, dass die meisten Feriengäste hier eine spezielle Gangart an den Tag legen. In meistens gebückter Haltung laufen sie den Beach entlang. Wer genau wissen will, was für Schätze es zu finden gibt, sollte mit Debbie Muscheln suchen gehen. Sie kennt sie alle – die Löwen- und Katzenpfoten, die Hai-Augen, die Venusmuschel und die seltene Junonia.
Wieder aufrichten – und rauf aufs Rad. Wir fahren zur Spitze von Captiva in den Norden. Die Fahrt führt vorbei an luxuriösen Ferienhäusern, die umgeben sind von sattgrünem Rasen, stattlichen Palmen und blühenden Büschen. An Briefkästen und Schildern entdecke ich originelle Namen. Zum Beispiel „Benzina“ (Kraftstoff), „Happy Ours“ (glücklich unser) oder „Tropical Escape“ (tropische Flucht). Die Vermutung liegt nahe – hier müssen glückliche, kreative Menschen leben – ob das wohl an der Sonne liegt? Einen großen Erfinder gab es ganz in der Nähe. Thomas Edison (1847 bis 1931) kaufte 1885 ein Grundstück in Fort Myers. Leider sind sich Historiker seit ein paar Jahren nicht mehr ganz so sicher, ob er wirklich die Glühbirne erfunden hat. Nicht angezweifelt wird, dass Edison das Patent für die Glühbirne besaß und somit die Entwicklung der Elektrizität entscheidend beeinflusst hat. Weltruhm erlangte Edison als er 1876 den ersten Phonographen entwickelte. Das Gerät konnte Stimmen aufnehmen und wieder abspielen. Eine Sensation. Zusammen mit seinem Freund Henry Ford (1863 bis 1947), der auf dem Nachbargrundstück wohnte, gründete der Erfinder das „Edison & Ford Winter Estates“, das in Fort Myers zu besichtigen ist. Zu dem Gelände mit mächtigen Banyan trees gehören Laboratorien, in denen beispielsweise geforscht wurde, wie man aus Kautschuk Gummireifen herstellt sowie die Villen von Edison und Ford. Sehenswert ist auch der Ford TT Truck aus dem Jahre 1917, mit dem man damals schon 67 Kilometer in der Stunde fahren konnte. Das ist schneller als man heute über die Inseln zuckeln darf. Erlaubt sind 25 Meilen (40 Stundenkilometer) auf Captiva und 35 Meilen (56 Stundenkilometer) auf Sanibel.
Genau das richtige Tempo zum Entschleunigen und um den Sonnenuntergang im „Mucky Duck“ zu genießen. So wie jeden Abend st die Bar gut besucht. Bei Bier, Hamburger und Livemusik wird gechillt und gerockt. Und wenn die Sonne dann am Horizont im Meer versinkt und die Band „American Honey“, „Sunshine & Whiskey“ und „Sweet Home Alabama“ spielt, gehen alle glücklich nach Hause – denn sie wissen: Morgen ist wieder ein schöner Tag.