Dienstag,
16.07.2019 - 00:00
3 min
Smart Farming: Volle Kontrolle über den Acker

Von Sonja Ingerl
Volontärin

Der Pflanzendetektor hilft beim richtigen Einsatz des Düngers. (Foto: Sascha Kopp)
FÜRFELD - Besucher, die den Betrieb von Samuel Schlitz in Fürfeld (Landkreis Bad Kreuznach) betreten, merken sofort, dass es hier digital zugeht. Ein Knopfdruck auf dem Handy, schon öffnet sich das Tor wie von Geisterhand.
Rund um den Innenhof, in den großen Garagen, stehen unter anderem Traktoren, ein Mähdrescher und ein Gerät, das an zwei voneinander abgewandte Straßenlaternen erinnert. „Das ist ein Pflanzensensor“, erklärt Schlitz. „Um einen Detektor herum sind Infrarotlichter mit verschiedenen Wellenlängen angeordnet.“ Der Detektor messe, welches Licht zurückkomme, erklärt der 24-Jährige. „Das Gerät erkennt dann mit einer Software anhand der Blattfarbe, ob mehr oder weniger gedüngt oder gespritzt werden muss.“ Je nachdem, was man messe.
Zeit und Kosten sparen
Mit dem „Smart Farming“, auf Deutsch „Kluge Landwirtschaft“, hat der Betrieb laut Schlitz vor rund zehn Jahren angefangen. „Mein Vater hat das gemacht, damals wurden wir soweit ich weiß, nicht von der Regierung gefördert.“ Es geht darum, sich den Arbeitsalltag durch digitale Hilfsmittel zu vereinfachen. „Als erstes hatten wir ein GPS, wie ein Navi, um übers Feld zu fahren.“ Hier halte der Traktor die Spur, nur wenden müsse man noch selbst.
„Smart Farming kommt eher im klassischen Ackerbau vor als im Weinbau. Denn das Problem beim Wein ist, dass man die dichte Laubwand nicht so gut einsehen kann“, berichtet der Landwirt. Die Früchte seien oft vom Laub verdeckt.
Die Vorteile von Smart Farming liegen für Schlitz auf der Hand: „Ich spare ungefähr jeweils fünf bis zehn Prozent an Dünger und Spritzmittel, da ich genauer arbeiten kann. Auch Saatgut und Diesel werden weniger verbraucht.“ Dazu komme die Zeitersparnis. „Die Arbeitstage sind entspannter“, sagt er. Auch der Mähdrescher arbeite mit viel Technik – so erkennt er dem Landwirt zufolge, ob zuviel Schrot dabei sei und passe sich dann an. „Es ist auch eine Karte drin, die den Ertrag aufzeichnet. So kann man dann schauen, wo wie viel Saatgut ausgeworfen werden muss.“ Mit einem Jahr Daten komme man allerdings nicht weit. „Das sind nur Momentaufnahmen. So fünf bis sechs Jahre muss man die Ergebnisse schon sammeln.“ Den Mähdrescher und den Pflanzensensor besitze er nun seit drei Jahren.
Den Hof teilt Schlitz sich mit seinem Vater: „Er kümmert sich um den Wein-, ich um den Ackerbau. Wir haben 450 Hektar Acker und 28 Hektar Weinbau.“ Schlitz baut neben Weizen, Gerste und Zuckerrüben auch Winterraps, Kartoffeln, Mais und Sonnenblumen an. Dazu kommen noch Blühstreifen mit Wildblumen für Insekten und Niederwild. Es sei von Anfang an klar gewesen, dass er den Hof übernehme, erzählt er. „Meine Geschwister wollten alle nicht.“
Und für die Zukunft? Geplant sei, ein paar Hühner anzuschaffen und Eier zu verkaufen. Mit technischer Ausstattung seien sie gut aufgestellt. „An sich sind wir zufrieden. In der Zukunft wäre noch ein erweitertes GPS-System schön, das die Ackergrenzen erkennt.“ Zu viel Smart Farming sei aber auch nicht gut: „Zu viel Bürokratie. Aufwand und Nutzen müssen sich die Waage halten“, erklärt er. „Umso mehr Zeug man hat, umso weniger beschäftigt man sich mit den wichtigen Dingen.“