Sozialverband VdK Rheinland-Pfalz sieht ältere Menschen bei...

Viel zu selten werde Senioren nach einer Krankheit eine Rehabilitation genehmigt, klagen Sozialverbände.Foto: dpa  Foto: dpa

Die Krankenkassen lehnen fast jeden fünften Antrag ab, wenn es um Prävention oder Rehabilitation geht. Das geht aus einem Bericht des Bundesversicherungsamtes hervor. Ältere...

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MAINZ. Die Krankenkassen lehnen fast jeden fünften Antrag ab, wenn es um Prävention oder Rehabilitation geht. Das geht aus einem Bericht des Bundesversicherungsamtes hervor. Ältere Menschen werden dabei benachteiligt, klagt der Sozialverband VdK.

18,4 Prozent der Anträge auf Leistungen der Vorsorge und Rehabilitation werden laut dem Amt abgelehnt. Das erwecke den Eindruck, sagt der VdK-Landesvorsitzende Willi Jäger, dass die Kassen nach dem Motto arbeiteten: Die meisten Betroffenen würden ein Nein schon akzeptieren. Gerade kranke und ältere Menschen hätten oft nicht die Kraft, sich zu wehren: „Mit dieser Taktik sparen die Krankenkassen viel Geld.“ Das sei „beschämend“ angesichts der Rekordüberschüsse der Kassen.

Die Zahlen von Senioren und Arbeitnehmern lassen sich aus einem Problem heraus nicht vergleichen, das sich aus der Verwaltung der Daten ergibt: Bei Arbeitnehmern entscheidet die Deutsche Rentenversicherung über Reha und Prävention – bei Senioren die jeweilige Krankenkasse. Ein Vergleich der Daten ist nach gängiger Rechtspraxis nicht möglich.

Hohe Erfolgsquote bei Widersprüchen

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Die Quote der Widersprüche insgesamt ist hoch, wie der Patientenbeauftragte des Bundes, Karl-Josef Laumann, im vergangenen Jahr erklärt hat: Demnach würden die Betroffenen gegen etwa jede vierte Ablehnung vorgehen. Mehr als die Hälfte dieser Widersprüche habe Erfolg.

Laumann klagte auch: „Die Mehrheit der Krankenkassen konnten keine Daten über die Anzahl der Widersprüche und deren Ergebnis zu den verschiedenen Leistungsbereichen übermitteln.“ Und auch eine Recherche dieser Zeitung zeigt: Bei einer Anfrage, die an alle größeren im Land tätigen Krankenkassen ging, antworteten die Kassen nur wenig konkret auf die Frage, wie sich bei ihnen die Quote in den vergangenen Jahren entwickelt hat.

Die Techniker Krankenkasse teilt mit, dass ihre Daten die These des VdK nicht stützen würden: Die Bewilligungsquote würde bei den Senioren sogar höher ausfallen als im Schnitt. Die Anteile seien schwer miteinander zu vergleichen, antwortet die DAK. Der Trend sei, dass in Deutschland der Anteil älterer Menschen generell steige. Das könne entsprechend zur Folge haben, dass auch der Anteil älterer Menschen steige, denen eine Maßnahme zur Rehabilitation oder zur Prävention abgelehnt wurden.

In Rheinland-Pfalz hat das Gesundheitsministerium mit den Kassen eine Vereinbarung zur Prävention abgeschlossen. Diese zu fördern, gilt als politisches Ziel. Spezielle Daten zu Rheinland-Pfalz würden aber nicht gesammelt. Folglich sei auch eine entsprechende Auswertung nicht möglich. Der VDK mahnt: „Die Wettbewerbssituation verursacht hier Fehlanreize“, so Jäger. Es sei besser, frühzeitig in Prävention statt später in Pflege zu investieren. Daher sei die jetzige, hohe Ablehnungsquote „nicht nachzuvollziehen“, wie Jäger sagt.

Von Mario Thurnes