Der frühere Präsident der EBS-Universität könnte sich bald wieder vor Gericht verantworten müssen. Ein erster Prozess gegen ihn war 2014 eingestellt worden.
WIESBADEN. Der Prozess gegen den früheren Präsidenten der privaten EBS-Universität, Christopher Jahns, soll wieder aufgenommen werden. Die Sprecherin des Landgerichts Wiesbaden schließt nicht aus, dass vielleicht schon gegen Ende dieses Jahres ein erster Termin stattfindet. Verhandelt werde vor der Wirtschaftsstrafkammer.
In dem Prozess wird es um den Vorwurf der Untreue gehen, den die Staatsanwaltschaft Wiesbaden im Mai 2012 erhoben hatte. Jahns soll die private Hochschule um 180 000 Euro geschädigt haben, als er vier Rechnungen begleichen ließ, die ein Beratungsunternehmen geschrieben hatte. Die Anklage geht davon aus, dass den Rechnungen keine Leistungen gegenüberstanden. Die Staatsanwaltschaft wirft Jahns ferner vor, dass er den Dienstwagen 52 Mal privat genutzt, dabei den Chauffeur eingesetzt und somit die private Hochschule geschädigt hatte. Auch weil es dabei um Fahrten von nur wenigen Hundert Metern Länge gegangen war, hatte sich die Verhandlung in die Länge gezogen. Im Oktober 2014 war der Prozess vorläufig eingestellt worden, nachdem ein Gutachter der Berliner Charité dem Angeklagten eine schwere depressive Störung diagnostiziert hatte.
Offenkundig kann davon keine Rede mehr sein. Unter der Internet-Domain christopher-jahns.de ist zu lesen: „Christopher Jahns ist vor allem eines: neugierig. Die Freude am Unternehmerischen, die Lust auf Neues, die Begeisterung etwas anzupacken, begleiten ihn sein ganzes Leben lang.“ Er präsentiert sich dort unter anderem als habilitierter Wirtschaftswissenschaftler und Honorarprofessor an der renommierten Universität für Verwaltungs- und Wirtschaftstechnologien in St. Petersburg.
Unter Jahns hatte die EBS eine neue juristsche Fakultät aufgebaut. Das Land Hessen hatte das Projekt mit 24,7 Millionen Euro gefördert. 1,6 Millionen davon soll die Hochschule, die finanziell notleidend war, zweckentfremdet haben. Ein Ermittlungsverfahren, das die Staatsanwaltschaft Frankfurt deshalb geführt hatte, war Ende 2018 eingestellt worden. Auch in diesem Verfahren war Jahns einer von mehreren Beschuldigten gewesen.
Von Christoph Cuntz