Wissing besucht Desinfektionsmittel-Hersteller Dr. Stöcker
Bei Dr. Stöcker in Pfaffen-Schwabenheim werden täglich 60 Tonnen Desinfektionsmittel abgefüllt – aus Bioalkohol, der in 70-prozentiger Konzentration als Virus-Killer wirkt.
Von Norbert Krupp
Geschäftsführer Benjamin Gozdowski (rechts) zeigte Wirtschaftsminister Volker Wissing eine praktische Sprühflasche mit Desinfektionsmittel.
(Foto: Norbert Krupp)
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PFAFFEN-SCHWABENHEIM - Das mittelständische Familienunternehmen Dr. Stöcker beteiligt sich seit Mitte März durch Produktion großer Mengen von Desinfektionsmittel am Kampf gegen die Ausbreitung der Corona-Pandemie (diese Zeitung berichtete). An den ersten Tagen wurden bis zu 35 Tonnen Desinfektionsmittel laut öffentlicher Rezeptur der Weltgesundheitsorganisation hergestellt und vor allem an regionale Einrichtung der Kranken- und Altenpflege abgegeben. Doch inzwischen ist die Nachfrage derart gewachsen, dass bei Dr. Stöcker nun täglich 60 Tonnen Desinfektionsmittel angemischt und abgefüllt werden, um Kunden im ganzen Bundesgebiet zu versorgen. Diese Zahlen beeindruckten auch Wirtschaftsminister Volker Wissing, der deshalb das Unternehmen im Pfaffen-Schwabenheimer Gewerbegebiet besuchte.
„Die Corona-Krise hat uns dazu motiviert, Teile unserer Produktion auf Desinfektionsmittel umzustellen. Wir wollten damit zunächst nur unsere eigenen Mitarbeiter ausstatten“, berichtete Geschäftsführer Christian Möller dem Minister. Doch dann habe man sich entschlossen, das Produkt auch zur Versorgung der Region in größeren Mengen herzustellen, was die Nachfrage regelrecht explodieren gelassen habe. Durch einen Tipp aus dem Wirtschaftsministerium sei man mit der Crop Energie AG in Mannheim, einem Unternehmen der Südzucker-Gruppe, in Kontakt gekommen, die zuverlässig auch größere Mengen Bioalkohol (Ethanol) liefern könne. Dieser wirkt in 70-prozentiger Konzentration als Virus-Killer. Möller dankte dem Vorstandsvorsitzenden Joachim Lutz, dessen Team die Produktionssteigerung bei Desinfektionsmitteln von Dr. Stöcker möglich gemacht habe.
Minister Wissing brachte seine Freude zum Ausdruck, dass es seinem Ministerium gelungen sei, zwei Unternehmen zusammenzubringen und so „einen Synergie-Effekt zu erreichen, der gerade jetzt in dieser Krise besonders hilft.“ Es sei nicht so einfach, Alkohol aus landwirtschaftlicher Produktion in den Mengen bereitzustellen, wie sie bei Dr. Stöcker benötigt würden. Die mittelständisch geprägte Marktwirtschaft beweise in diesem Fall, dass sie mitten in der Gesellschaft stehe, sehr schnell reagieren könne und durch neue Kooperationen zur Lösung von Problemen beitrage, lobte der Minister. Er gehe davon aus, dass die Corona-Pandemie noch länger anhalten werde und mit einem Impfstoff frühestens Ende des Jahres zu rechnen sei.
Joachim Lutz, der Vorstandsvorsitzende von CropEnergie AG, freute sich, dass man im Rahmen dieser Kooperation zur Versorgung mit Desinfektionsmitteln beitragen könne. Der gelieferte Alkohol stamme aus der natürlichen Vergärung von europäischen Landwirtschaftsprodukten wie Zucker und Stärke. Sein Unternehmen produziere allein in Deutschland eine Million Liter Ethanol pro Tag.
Geschäftsführer Benjamin Gozdowski dankte auch der Belegschaft bei Dr. Stöcker, die sich bei der Produktion der Desinfektionsmittel sehr engagiert zeige. Derzeit würden zwei der drei Produktionsschienen des Werkes dafür genutzt, das ja sonst eher auf Produkte zur Autopflege und Waschstraßenchemie spezialisiert sei.
Der Engpass bei der Versorgung mit Desinfektionsmitteln sei dadurch entstanden, dass sich die deutschen Hersteller auf die Absatzmenge in normalen Zeiten eingestellt hätten, aber beim Aufkommen der Corona-Krise ihre Produktionskapazitäten gar nicht so schnell ausweiten konnten, erklärte Geschäftsführer Möller.