Als erster Impfstoff in den USA wird das Produkt von Biontech und Pfizer vollständig zugelassen. Wie sich das dort auf die Impfkampagne und mögliche Impfpflichten auswirken könnte.
Von dpa
Eine Nadel steckt in einer Ampulle mit dem Corona-Impfstoff Comirnaty von Biontech/Pfizer.
(Symbolfoto: dpa)
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Silver Spring - Die US-Arzneimittelbehörde FDA hat dem Mittel des deutschen Herstellers Biontech und seines US-Partners Pfizer als erstem Corona-Impfstoff in den USA die vollständige Zulassung erteilt. Sie gelte für Menschen ab 16 Jahren, teilte die FDA am Montag mit und nannte die Entscheidung einen "Meilenstein" im Kampf gegen die Pandemie. Die Notfallzulassung für Personen ab zwölf Jahren bleibe weiterhin bestehen.
Schub für Impfkampagne und mögliche Impfpflichten?
Der Impfstoff wird in den USA seit Dezember mit einer Notfallzulassung eingesetzt, im Mai hatten Biontech und Pfizer die vollständige Zulassung beantragt. Dafür musste die FDA, die ein beschleunigtes Verfahren nutzte, etwa zehnmal so viele Daten prüfen wie für die Notfallzulassung - darunter viele, die aus dem massenhaften Einsatz des Impfstoffs im Land in den vergangenen Monaten gewonnen wurden.
Die vollständige Zulassung könnte den Erwartungen vieler Experten zufolge weitere Impfpflichten nach sich ziehen - etwa bei Stadtverwaltungen, Universitäten oder Gesundheitseinrichtungen, die unter anderem aus rechtlichen Gründen die vollständige Zulassung für einen solchen Schritt abwarten wollten. Zudem erhoffen sich Experten auch davon abgesehen einen Schub für die Impfkampagne, da viele Menschen, die sich bislang nicht haben impfen lassen, in Umfragen das Fehlen einer vollständigen Zulassung als Grund dafür nannten. Dies könnte womöglich aber auch nur als Vorwand angegeben worden sein.
USA: Impfpflicht für Soldaten
Nach der vollständigen US-Zulassung des Corona-Impfstoffes von Biontech und Pfizer soll eine Impfung mit dem Mittel für alle Mitglieder des US-Militärs Pflicht werden. Aktuell werde an einem Zeitplan gearbeitet, der in den kommenden Tagen bekanntgegeben werden solle, kündigte der Sprecher des US-Verteidigungsministeriums, John Kirby, am Montag an. Dabei beschränke man sich zunächst auf das Mittel von Biontech und Pfizer, sagte Kirby. Das Pentagon setzt mit der Impfpflicht bereits angekündigte Pläne um.
Anfang August hatte das Ministerium erklärt, dass es spätestens ab Mitte September eine Corona-Impfpflicht geben solle. Damals hieß es, dass eine Genehmigung des US-Präsidenten Joe Biden dafür eingeholt werden sollte. Gleichzeitig hatte das Ministerium betont, dass die Impfpflicht auch schon vorher eingeführt werden könnte, falls es eine reguläre Zulassung für einen Impfstoff der FDA gebe.
Ob für andere Impfstoffe wie von Moderna und Johnson & Johnson, die weiter basierend auf einer Notfallzulassung eingesetzt werden, nun zusätzlich noch eine Genehmigung vom Präsidenten eingeholt wird, ließ Sprecher Kirby offen. "Ich kann Ihnen sagen, dass der Schwerpunkt heute bei der FDA-Zulassung für den Impfstoff von Pfizer liegt", sagte er. In den USA sind bislang 51,5 Prozent der Bevölkerung von rund 330 Millionen Menschen vollständig geimpft.
US-Präsident Biden appelliert an Ungeimpfte
US-Präsident Joe Biden nutzte die Entscheidung der FDA für einen Appell an alle Ungeimpften: Die Zulassung sollte "zusätzliches Vertrauen in die Sicherheit und Wirksamkeit dieses Impfstoffs geben. Wenn Sie noch nicht geimpft sind, ist jetzt der richtige Zeitpunkt", so Biden bei Twitter.
Die Millionenmetropole New York kündigte unterdessen die verpflichtende Impfung aller Schulangestellten einschließlich von Lehrern an - eine Entscheidung, die den Weg für ähnliche Schritte auch in anderen Städten angesichts der steigenden Infektionszahlen durch die Delta-Variante ebnen könnte. Es blieb dabei zunächst unklar, was mit jenen passieren wird, die die Impfung trotzdem verweigern.
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Auch die Impfstoffe von Moderna und Johnson & Johnson werden in den USA bereits seit Monaten basierend auf Notfallzulassungen eingesetzt. Moderna hat Anfang Juni die vollständige Zulassung bei der FDA beantragt, allerdings noch nicht alle Dokumente dafür eingereicht. Johnson & Johnson will einen solchen Antrag noch in diesem Jahr stellen.
In der EU hat der Biontech/Pfizer-Impfstoff eine "bedingte Marktzulassung", was praktisch bereits eine Stufe über der "Notfallzulassung" lag, die der Impfstoff bisher in den USA hatte.
Die Europäische Arzneimittelagentur EMA erklärte auf Anfrage, eine bedingte Zulassung könne in eine Standard-Marktzulassung umgewandelt werden. Voraussetzung sei die Erfüllung aller mit der bedingten Zulassung verbundenen Auflagen zur Zufriedenheit der EMA. Dies werde jährlich überprüft. Wann genau nach diesem Verfahren eine Vollzulassung des Biontech-Impfstoffs in der EU erfolgen könnte, teilte die Arzneimittelagentur zunächst nicht mit.