Sonntag,
15.12.2019 - 23:00
3 min
Niklas Kaul ist Sportler des Jahres

Von Tobias Goldbrunner
Leitung Sport

Zehnkampf-Weltmeister Niklas Kaul aus Saulheim ist Sportler des Jahres. (Foto: dpa)
BADEN-BADEN - Niklas Kaul schüttelt immer wieder den Kopf. Ungläubig steht der frisch gebackene „Sportler des Jahres“ auf der Bühne des Kurhauses in Baden-Baden. „Wenn ich hier in die Runde schaue und so viele Olympiasieger, Weltmeister und Europameister sehe, dann ist das schon ein komisches Gefühl und eine riesige Ehre“, sagt der Zehnkampf-Weltmeister des USC Mainz am späten Sonntagabend strahlend.
Kaul (1973 Punkte) setzt sich bei der Journalisten-Wahl gegen Ironman-Champion Jan Frodeno (1892) und Skisprung-Weltmeister Markus Eisenbichler (1159) durch. Bei den Frauen triumphiert ebenfalls eine Leichtathletin: Malaika Mihambo (2281), die bei der WM in Doha Gold im Weitsprung holt, gewinnt vor Triathletin Anne Haug (1456) und Hindernisläuferin Gesa Krause (994). Mannschaft des Jahres werden die Skispringer um Eisenbichler, die bei den Titelkämpfen in Seefeld ganz oben auf dem WM-Treppchen landen.
Kauls Favorit: Jan Frodeno
„Es ist ein grandioses Jahr, und ist es total schön, hier mit so vielen Sportlern zu sein, die man aus dem Fernsehen kennt“, sagte Kaul beim Eintreffen auf dem Roten Teppich – und betont: „Ich glaube, Jan Frodeno gewinnt.“ Der Triathlet hat im Herbst auf Hawaii zum dritten Mal gewonnen. Und kündigt in Baden-Baden an: „Ich werde es am 10. Oktober 2020 dort noch mal probieren.“
Kaul hat vor zweieinhalb Monaten mit seinem sensationellen WM-Coup mit 8691 Punkten die Sportwelt verzaubert, erhält seitdem eine Ehrung nach der anderen. Zuletzt darf sich der 21-Jährige auch über einen „Bambi“ freuen. Der Saulheimer ist in Katar nach dem elften Platz am ersten Tag noch ganz nach vorne gestürmt. In Baden-Baden dankt der bodenständige Modelathlet einmal mehr auf seinen Eltern Stefanie und Michael Kaul, die ihn ehrenamtlich trainieren – fern eines Bundesstützpunktes. Über Weihnachten will der Sport- und Physikstudent „ein paar Tage langsamer machen“, danach gilt der Fokus der Qualifikation für die Olympischen Spiele in Tokio. Im Februar steht zudem noch ein Highlight an: Kaul ist eingeladen zum „Laureus World Sports Award“ in Berlin. Gut möglich, dass an der Spree eine weitere Auszeichnung folgt. Langsam wird es also eng in seiner Mainzer Wohnung.
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Einen ganz besonderen Platz hat dort übrigens das Glückwunschschreiben von Bundeskanzlerin Angela Merkel, das die CDU-Politikerin unmittelbar nach dem WM-Triumph verschickte, gefunden. „Es ist ein schönes Schreiben, eine gute DIN-A4-Seite lang“, verrät Kaul, der in Baden-Baden auf Namen wie Boris Becker, Michael Schumacher und Dirk Nowitzki folgt. 2018 gewann Triathlet Patrick Lange die Wahl.
Auch Mihambo, die Nachfolgerin von Tennis-Queen Angelique Kerber wird, strahlt, als sie auf die Bühne gerufen wird. „Die Freude ist riesig. Da wird einem klar, dass es eine außergewöhnliche Saison war“, sagt die 25-Jährige von der LG Kurpfalz, die in Doha überlegen mit 7.30 Metern Gold erringt. Den Preis überreicht die ehemalige Weitsprung-Weltmeisterin und Olympiasiegerin von 1992 und 2000, Heike Drechlser. „Ich bin dein größter Fan“, frohlockt Drechsler.
Bei den Mannschaften liegen die Skispringer (1764) vor dem Ruder-Achter (1396) und dem Tennis Doppel Kevin Krawietz/Andreas Mies (1006), das die French Open gewonnen hatte. Eisenbichler reist direkt vom Weltcup in Klingenthal an, wo er vom 27. Rang noch auf den 15. vorgesprungen ist. Mit dem bisherigen Saisonverlauf ist der aktuelle 33. im Gesamtweltcup alles andere als zufrieden. „Es läuft... nun ja, scheiße. Aber Klingenthal war ein Schritt nach vorne.“ Die Ehrung vor den 700 Gästen, darunter Thomas Gottschalk und DFB-Präsident Fritz Keller, dürfte ihm noch mal einen Schub verleihen.