Ein Verbot von käuflichem Sex fordert der Weltkongress gegen sexuelle Ausbeutung in Mainz. Dort wurde auch erklärt, warum Deutschland zum „Bordell Europas“ geworden sei.
MAINZ. Zum Abschluss des Weltkongresses gegen sexuelle Ausbeutung haben die Veranstalter in Mainz ihre Forderung nach einem „Sexkaufverbot“ untermauert. Dies ist einer der Kernpunkte der „Mainzer Erklärung“, die am Donnerstag veröffentlicht wurde. In dem Papier, das sich unter anderem an die Bundesregierung richtet, verlangen die Unterzeichner unter anderem, den Betrieb von Bordellen zu verbieten, den Akt der Bezahlung für Sex als sexuelle Gewalt anzuerkennen und so Besuche bei Prostituierten unter Strafe zu stellen.
Zu den Unterzeichnern gehören der Verein Solwodi, der sich für Frauen in Not einsetzt, sowie etwa die Organisation CAP International, die sich gegen sexuelle Ausbeutung engagiert. Aus ihrer Sicht muss das deutsche Prostitutionsgesetz verschärft werden. Ziel dabei ist es, dass sich künftig Zuhälter und Freier strafbar machen, nicht die Prostituierten selbst. Ein solches Gesetz sei längst überfällig, sagte Solwodi-Gründerin Lea Ackermann.
Deutschland das „Bordell Europas“
Deutschland sei mit seiner liberalen Prostitutionspraxis und 1,2 Millionen Freiern täglich das „Bordell Europas“, sagte die 82-jährige Ackermann der dpa. Hierzulande gelte seit den Prostitutionsgesetzen von 2002 die Prostitution als normales Gewerbe. In anderen europäischen Staaten wie Schweden, Norwegen, Irland und seit kurzem auch in Frankreich, sei das Sexkaufverbot bereits gängige Praxis. In einer nicht bindenden Resolution hatte auch das Europäische Parlament bereits 2014 die Einführung dieses sogenannten Nordischen Modells empfohlen.
Während des Kongresses an der Universität in Mainz machten sich ehemalige Prostituierte, Politiker und Frauenrechtlerinnen wie Alice Schwarzer für die Idee stark. Die Prostitutions-Aussteigerin Sandra Norak sagte: „Der Staat hat eine Orientierungsfunktion. Momentan trägt er mit seiner Gesetzgebung zur Bagatellisierung und Verharmlosung der Prostitution bei.“
Von dpa