Mafia-Neuigkeiten aus der Autowerkstatt

„Lieferwagen“ der besonderen Art: Diesen unscheinbaren Familienwagen nutzte die Mafia für den Drogenschmuggel. Foto: dpa

Das Bundeskriminalamt präsentiert nach zwei Jahren Ermittlung den Erfolg einer internationalen Polizeiaktion gegen Verdächtige der organisierten Kriminalität.

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WIESBADEN. Neudeutsch würde man von einer besonderen „Location“ sprechen: Da stand der Vize-Präsident des Bundeskriminalamtes, Peter Henzler, am Mittwochnachmittag in Wiesbaden in einer Autowerkstatt der Behörde. Umgeben von Hebebühne und Werkzeug aller Art. Vor sich die Journalistenschar, Kameras und Mikrofone, und neben sich ein Auto mit offener Heckklappe und umgelegter Sitzbank – eine unscheinbare Familienkutsche. Ein VW Modell. Hinter dem vermeintlich Unscheinbaren aber verbirgt sich ein „Lieferwagen“ der besonderen Art. In dem präparierten Auto wurden im Auftrag der italienischen Mafia-Gruppierung ‘Ndrangheta Drogen geschmuggelt. Nach zwei Jahren internationaler Ermittlungen wurden am Mittwoch in einer länderübergreifenden Aktion Verdächtige eines laut BKA groß angelegten Drogenhandels festgenommen.

Bislang wird in Deutschland gegen 47 Beschuldigte ermittelt. Die Drogen, Schwerpunkt Kokain, kamen aus Südamerika. Rund 490 Kilo wurden bisher nachgewiesen, was aber nicht mit Sicherstellungen verwechselt werden darf. Ein Kilo Kokain bringt auf dem kriminellen Markt zwischen 30 000 und 33 000 Euro. Die weitere Lieferkette ging von den Häfen Rotterdam und Antwerpen Richtung Italien, aber auch nach Deutschland. Henzler sprach von einer „hochprofessionell und konspirativ“ agierenden Tätergruppierung. So seien die Autos regelmäßig auf andere Halter umgemeldet worden, um die Verfolgung zu erschweren, Smartphones seien manipuliert und verschlüsselte Messenger-Dienste benutzt worden. Und auch in den logistischen Stützpunkten der Bande – in Eiscafés und Lokalen – sei Verschleierung betrieben worden. Personal, Inhaber oder Betreibergesellschaften seien ausgetauscht worden, um mögliche Ermittlungen zu unterlaufen. Etwa 600 Mafia-Mitglieder unterschiedlicher Gruppen seien in Deutschland aktuell erkannt, sagte Henzler. Die stärkste Gruppierung ist die ’Ndrangheta, ihr Kerngebiet ist die Region Kalabrien. Die Gruppierung, gegen die schon seit 2016 ermittelt wurde, stammt im Kern aus San Luca, einem Städtchen mit rund 5000 Einwohnern. Das Städtchen ist die Hochburg schlechthin.

Andere Mafia-Mitglieder werden der sizilianischen Cosa Nostra oder der Camorra aus der Region um Neapel zugerechnet. Das im Drogenhandel erwirtschaftete Geld habe die Tätergruppierung in Italien gewaschen, das heißt in den legalen Wirtschaftskreislauf gebracht. Durch den Kauf von Immobilen zum Beispiel.